^ 119, 27. Mai 1910. Fertige Bücher. Börsenblatt f. b. Dlschn. Buchhandel. 6315 R. Piper L Co., Verlag, München Soeben erschien: Dostojewski Der Spieler - Der ewige Gatte lZ) Zwei Romane. Zusammen ein Band von 550 Seiten. Sämtliche Werke Band 2l. Die Kontinuation wird unverlangt versandt. Geheftet M. 5.—, M. 3.75 netto. M. 3.— bar Gebunden M. 6.—, M. 4.50 netto. M. 3.75 bar bar mit 407o und 11/10 Exemplaren Zwei kurze, straff erzählte Romane des großen Russen, voll Handlung und Spannung. Der klassische Spieler-Roman! Dostojewski selbst war von der Spielwut besessen, die ihn, als er mit Weib und Kind in Deutschland umherirrte, an den Rand des Verderbens führte. So war er wie kein anderer berufen, den Roman aus dem Spielcrleben mit all seiner atemlosen Erregung zu schreiben. In alle Wendungen der spannenden Handlung greift das Spiel entscheidend ein. Eine in einem deutsche» Bad vom Spiel ruinierte Gcneralsfamilic wartet auf den Tod der Moskauer — Erbtante. Stündlich kann die erlösende Depesche eintreffen. Statt dessen — kommt die vornehme Greisin selbst in ihrem Fahrstuhl mit Bedienten. Kisten und Koffern und statt die Rettung zu bringen, wird auch sie in den Wirbel des Lasters gerissen und verliert ihr halbes Vermögen. Liebesgeschichten spielen aufregend hinein: Der General wird von einer Pariser Grande Cocotte eingefangen, sein .Hauslehrer verzehrt sich in Liebe zu der Tochter des Generals. Stellen wie jene, wo dieser Hauslehrer — die Haupt figur des Romans — das geliebte Mädchen am späten Abend in seinem Hotelzimmer zurückläßt und zum Roulette- tisch eilt, um mit seinem letzten 5 Franks-Stück das Geld zu gewinnen, das das Mädchen aus den Händen eines zweideutigen Franzosen retten soll — während er, von fabelhaftem Spielerfolg betäubt, die' Geliebte völlig vergißt, die ihm bei seiner Heimkehr im Morgengrauen das gewonnene Geld vor die Füße wirft — „solcher Stellen gibt es nicht allzu viele in der Weltliteratur", sagt N. hoffmann in ihrem Dostojewski-Buche. Wird schon der auf seine Kosten kommen, der das Buch allein um seiner äußeren Spannung willen liest, so wird der. der auch den Reichtum an psychologischen Details zu schätzen weiß, erst recht die Lektüre zu seinen größten Genüssen zählen. Der Roman des immer wieder betrogenen Gatten! Pawel Pawlowitsch, ein kleiner Beamter, hat seine Frau zeitlebens abgöttisch geliebt. Da. — nach ihrem Tode findet er in einer Schatulle all die Briefe ihrer Liebhaber, die zugleich auch seine Freunde waren, während sie ihn mit seiner Frau betrogen. Er erleidet einen furchtbaren seelischen Zusammenbruch. An einem dieser Freunde. Weltschaninoff, will er sich rächen. Cr besucht ihn in Petersburg, und nun beginnt das aufregende versteckte Spiel zwischen den beiden, das in immer neue Phasen eintritt. Der Betrogene quält sein Opfer mit Anspielungen; Welt schaninoff kann nie sicher erraten, ob sein Gegner wirklich um seinen Ehebruch weiß. Sie steigern sich gegenseitig so in ihren Laß hinein — bei offiziell aufrecht erhaltener Freundschaft —, bis der „ewige Gatte" die Maske fallen läßt und einen Mordversuch gegen den Rivalen unternimmt. Als der mißlingt, ergreift er die Flucht. Zum Abschied betrinkt er sich auf dem Bahnhof und schickt — als letzten Gruß — an seinen Gegner den verräterischen Brief der Frau, ohne ein Wort hinzuzufügen. Viele Jahre später trifft Weltschaninoff auf einer Bahnstation eine Dame, die Skandal macht, weil ihr Gatte sie warten läßt. Der Gatte ist Pawel Pawlowitsch. Diesmal verspricht Weltschaninoff dem Flehenden, ihn nicht zu besuchen. Aber schon hat sich dem neuen Paar ein Gardeleutnant angeschlossen, der ihn wohl ersetzen wird. Dies die Hauptlinie der Handlung, die von vielen Nebenlinien umspielt wird und den Leser dauernd in ihrem Banne hält. Wir bitten, reichlich zu verlangen.