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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1910
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- 1910-06-06
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- 06.06.1910
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Zlf 127, «. Juni ISIS. Fertige Bücher. Mrlmblat, s. d. Mich», BuchtMldrl. 6711 Frenssen, Klaus Hinrich Baas Neue Zürcher Zeitung vom 22. Mai 1910: Eine Gegenkritik „Es ist gottlob nie zu spät zur Buße. Seit einiger Zeit drängt cs mich, das Unrecht gutzumachcn, das nach meiner Ansicht an dieser Stelle in einer vor Weihnachten erschienenen Besprechung Gustav Frenssen und seinem neuen Roman „Klaus Kinrich Baas" zugefügt worden. Der Roman zählt gegen sechshundert Seiten. Es ist für einen Rezensenten in der Kochflut des Weihnachtsbuchmarktcs ganz unmöglich, die Zeit zu der für eine gerechte Beurteilung notwendigen ruhigen und vollständigen Lektüre eines Romans dieses Umfangs zu finden. Aus diesem Grunde fand ein Aufsatz Aufnahme, in dem ein gelegentlicher Mitarbeiter Frcnssens Roman einer ausführ lichen, mit vielen Zitaten belegten Würdigung unterzogen. Mit diesen Zitaten suchte er den etwas sensationellen Titel seiner Arbeit „Frcnssens Aufstieg und Niedergang", sowie die Behauptung zu begründen, daß Frcnssens Auffassung der Frau in dem neuen Roman eine gemeinere, bloß sinnliche, diejenige eines Keldcntenors geworden sei. Zu meinem großen Erstaunen erhielt ich aus der eigenen nachträglichen Lektüre so durchaus den Eindruck des Gegenteils, daß cs mir im Interesse der Wahrheit und Gerechtigkeit als Pflicht erscheint, dem ersten Urteil das eigene gegenüberzustcllcn. Abgesehen davon, daß der erste Referent in der Kritik einen vorwiegend moralischen Maßstab anzulcgen schien, der in ästhetischen Dingen unstatthaft und an dieser Stelle bekanntlich nicht üblich ist, wurde die alte Erfahrung wiederum bestätigt, daß aus dem Zusammenhang gelöste Zitate den Sinn des Ganzen un richtig wiedcrgeben, ja, daß man damit sogar das Gegenteil dessen beweisen kann, was sic an Ort und Stelle sagen. Wer „Klaus Kinrich Baas" unbefangen liest, wird nicht bloß vergeblich eine Bestätigung der gegen Frenssen er hobenen Anklage suchen, sondern wird im Gegenteil mit angenehmer Überraschung entdecken, daß des Dichters Be handlung des Sinnlichen im Verhältnis des Mannes zur Frau feiner geworden und vor allem weit entfernt ist von der etwas rohen Auffassung und wenig geschmackvollen Darstellung in „Killigenlei". Wenn sein Keld nicht ohne Sinnlichkeit ist, so gehört dieser Zug durchaus zu seinem Gesamtbild, ist sogar untrennbar von dem Charakter des starke» und energischen, aus der Tiefe und Armut emporstrcbenden und sich emporarbeitenden Mannes. And wen» er sich vom Standpunkte des Moralischen aus in einem bestimmten Falle sinnlich vergeht, so ist, was künstlerisch die Lauptsache ist, auch dieser Punkt der Landlung psychologisch genügend motiviert durch Klaus Kinrich Baas' Gattin, die in allem das Gegenteil eines Weibes ist, wie cs zum ehelichen Glücke eines gesunden und normalen Mannes notwendig ist. Nicht allein sind jedoch, worauf cs im Grunde einzig ankommt, diese beiden Charaktere durchaus wahr und individuell, sondern sie gehören auch notwendig zur künstlerischen Idee des Romans, der in seinem Leiden das Ge sunde, Lebenskräftige und Großzügige vertritt gegenüber der muffigen Engherzigkeit und ängstlich-prüden Philistrosität, wie sie in Baas' Frau Martje Ruhland und ihrer Familie verkörpert und in Rorddeutschland häufig genug zu finden ist. And das als Verbrechen auf Frenssens persönliches Konto gesetzte Erlebnis seines Leiden mit Doris Rotcrmund ist weder eine Geschmacklosigkeit noch eine Ansittlichkeit, sondern eine, wenn auch durch die Tendenz leicht forcierte, doch echt poetische und liebliche Episode, die jedem andern Dichter hoch angcrechnet würde. Es geht aber nicht an, den Dichter Persönlich für die Charaktere seiner Dichtungen verantwortlich zu machen, wenn diese lebens wahr sind und in seinem Werke eine durch die künstlerische Idee bestimmte Aufgabe erfüllen. Deshalb darf man aus „Klaus Kinrich Baas" auch keinen Schluß auf den Charakter des Menschen Frenssen ziehen und behaupte», daß er „die Frauen nur noch vom Standpunkte des Leldentenors aus wertet". Diese Behauptung ist durch den Roman in keiner Weise gerechtfertigt. Im Gegenteil beweist der Dichter durch verschiedene edle Frauenfiguren eine hohe Meinung von dem weiblichen Geschlcchte, was durch die eine Ausnahme nicht abgeschwächt oder ins Gegen teil verkehrt wird. Cs gibt immer Leute, die päpstlicher sind als der Papst, und wir haben den Verdacht, daß der Verfasser der genannten Kritik am ehemaligen Pastor Frenssen tadelt, was er dem Dichter als Vorzug zugebilligt hätte. Er hat offenbar den Pastor und Menschen mit dem Dichter verwechselt, oder vielmehr alle zusammengeworfen. Wir haben es aber nur mit dem Dichter Frenssen zu tun. Auch diesem soll so wenig als dem Menschen un recht geschehen." Fritz Marti. G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung in Berlin 870»
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