Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19100614
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191006146
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19100614
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-06
- Tag1910-06-14
- Monat1910-06
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
7052 Börsenblatt, d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 134, 14. Juni 1910. vr. H. Siez L Co., G. m. b. H. in Leipzig. (Vergl. Börsenbl. 1909, Nr. 198, 209, 219, 294 und 1910, Nr. 27, 33 und 130.) — Seit Donnerstag voriger Woche wird vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts Leipzig der Prozeß vr. Liez und Genossen verhandelt. Der Eröffnungsbeschluß legt den Ange- klagten vr. Liez und Boeckel zur Last, daß sie im bewußten und gewollten Zusammenwirken, und zwar der Angeklagte Boeckel unter den Voraussetzungen des strafbaren Rückfalles, im November 1908, um sich durch Lizenzverkäufe für die offene Handelsgesellschaft vr. Liez L Co. in Leipzig bewußt ohne Recht Barmittel zu verschaffen, den Kaufmann Giebel in Frankfurt a. M. durch die bewußt unwahre Angabe, die Wochenschrift »Zu Hause« der Firma vr. Liez L Co. sei patent- amtlich geschützt, er, Giebel, werde einen vierteljährlichen Rein gewinn von 9000 haben, wofür Garantie geleistet werde, ge täuscht und zum Ankäufe der wertlosen Lizenz und besonders noch dazu bestimmt zu haben, einen Schuldschein über 2000 als den Kaufpreis für die Lizenz zu unterschreiben, ohne daß es ihnen jedoch später gelang, das Geld, wie es in ihrem Willen lag, von Giebel zu erhalten. Weiter werden die Angeklagten vr. Liez und Boeckel beschuldigt, gemein schaftlich als Geschäftsführer der Gesellschaft mit beschränkter Haftung Di-. Liez L Co. in Leipzig zwecks Eintragung in das Handelsregister am 19. Februar 1909 dem Königlichen Amtsgericht zu Leipzig bewußt der Wahrheit entgegen als Sacheinlage des vr. Liez ein Berlagsgeschäft und als dessen Hauptbestandteil eine von der Firma vr. Liez L Co. verlegte illustrierte Wochenschrift »Zu Hause«, als Sacheinlage Boeckels die diesem gehörigen Ideen, Erfindungen und Entwürfe, sowie Ausarbeitungen, speziell das Verlags- und Vertriebsrecht der illustrierten Reklamewochenschrift »Zu Hause«, und als Sacheinlage des Gesellschafters Pommier die von ihm der Gesellschaft geleisteten Arbeiten bezeichnet zu haben, vr. Liez und Boeckel, der letztere unter den Voraussetzungen des Rückfalls, sollen ferner vom Februar bis zum 3. Juni 1909 ge meinschaftlich, vom 3. Juni 1909 an vr. Liez allein in fortgesetzter Betätigung eines einheitlichen Entschlusses und in der Absichtlich auf Grund des Gesellschastsvertrags der Firma vr. Liez L Co. G. m. b. H., bewußt ohne Recht Barmittel zu verschaffen, einer größeren Anzahl von Personen, die sich auf ihre Annoncen hin um Stellen als Filialleiter der Gesellschaft beworben hatten und als solche gegen Zahlung von barem Gelde Anteilscheine der Gesellschaft, deren Wert gleich Null war, im Nennwerte ihrer Kapitaleinlage erhalten sollten, teils persönlich, teils durch Beauftragte bewußt unwahre Angaben über den Wert und die Rentabilität des Unternehmens gemacht haben; zu diesem Zwecke sollen sie auch den Gesellschafts- Vertrag, ein Expose und eine Probenummer der Zeitschrift »Zu Hause« vorgelegt haben, worin sich unwahre Angaben über die Art und den Wert der Sacheinlagen der Geschäftsführer vr-. Liez, Boeckel und Pommier, die sie mit je 75000 für Liez und Boeckel und mit 30000 für Pommier eingesetzt hatten, über die Spesen des Unternehmens, über die Herstellungskosten der Zeitschrift und deren Erwerb befanden, unter Verschweigung des Umstandes, daß die Unterhaltungsspesen für die Zen trale Leipzig, namentlich die ganz bedeutenden Besoldungen schon seit Februar 1909 zu laufen begonnen hatten. Durch alle diese Angaben und Umstände sollen sie die Bewerber getäuscht und so bestimmt haben, ihnen die geforderten Beträge auszuhändigen, oder in zahlreichen anderen Fällen den Versuch dazu gemacht haben. Sie sollen also gemeinschaftlich den Ent- schluß, sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen und zu diesem Zwecke das Vermögen anderer zu schädigen durch einen mittels Vorspiegelung zu erregenden Irrtum, durch Hand lungen betätigt haben, die einen Anfang des beabsichtigten, aber nicht zur Vollendung gekommenen Vergehens des Betrugs, bzw. bei Boeckel des Rückfallbetrugs (der Anklagefall Giebel) ent halten. Weiter sollen sie als Geschäftsführer einer Gesellschaft mit be schränkter Haftung zwecks Eintragung in das Handelsregister dem zuständigen Gerichte hinsichtlich der Einzahlung auf die Stamm einlagen wissentlich falsche Angaben gemacht und endlich sollen sie in der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, die Bewerber um die Stellen der Filialleiter dadurch in ihrem Vermögen geschädigt haben, daß sie in ihnen durch Vorspiegelung falscher Tatsachen einen Irrtum erregten. Diese Vergehen charakterisieren sich als Betrugsversuch, als Betrug, bei dem Angeklagten Boeckel im Rückfalle, und als Vergehen gegen die Bestimmungen des § 82, Absatz 1 des Reichsgesetzes vom 20. April 1892 bzw. 20. Mai 1898, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Die Angeklagten Meißner und Roßberg stehen unter der Beschuldigung, als Prokuristen der Gesellschaft vr. Liez L Co. in Leipzig in Kenntnis des Gesellschaftsvertrages, des Exposes sowie der ganzen Geschäftslage im Sinne der Geschäftsführer vr. Liez und Boeckel und um deren Vorhaben zu fördern, mit den Personen, die sich als Filialleiter gemeldet hatten, teils korrespondiert, teils auch persönlich verhandelt zu haben, um an diese Leute Geschäftsanteile abzusetzen, den Tätern also dadurch wissentlich zur Begehung der Betrügereien Beihilfe geleistet zu haben. In dem oben erwähnten Expose der Firma vr. Liez L Co., G. m. b. H. wird gesagt, daß die Gesellschaft ihren Sitz in Leipzig hat, Zweigniederlassungen sollen in 105 namentlich an gegebenen Städten des Deutschen Reichs gegründet werden. Dann wird auseinandergesetzt, daß die zu gründende Reklame zeitschrift — in dem Expose wird sie »Von Haus zu Haus« genannt — einem dringenden Bedürfnisse entgegenkomme, da die bestehen den Wochen- und Monatsschriften und die Tageszeitungen, die jetzt in der Hauptsache von den zur Reklame gezwungenen Firmen benutzt würden, insofern den Erwartungen der beabsich tigen Propaganda nicht entsprächen, als sie dem Publikum nicht als eigentlicher Neklamegegenstand dienten, weil sie eigentlich in der Hauptsache wegen ihres unterhaltenden Inhalts gelesen würden und weil die Inserate infolge des bohen Insertions- Preises zu klein ausfielen und dadurch an Wirksamkeit verlören. Dem soll die Zeitschrift abhelfen, die in einer halbmonatlichen Auflage von 30 000 bis 40 000 pro Stadt laufend und gratis an das Publikum verteilt werden solle. Das Inserat soll je nach der Auflage zwischen 4000 und 30 000 Exemplaren 100 bis 600 ^ kosten, bei sechsmaligem Erscheinen der Zeitschrift pro Quartal. Nach Heranziehung der Gesell schafter beträgt das Stammkapital der Gesellschaft 560 000 der Gewinn wird auf insgesamt 1 659 410 berechnet, unter Abzug von 331 840 ^ Unkosten der Zentrale Leipzig bleiben netto 1 327 600 das entspricht einer Verzinsung mit 200 Prozent des Stammkapitals. Unter den Unkosten der Zentrale Leipzig findet man 48 000 Gehälter für die vier Direktoren, 14 400 ./l für die beiden Prokuristen, 105 000 ^ für Frachten, 45 000 ^8 für Reise spesen, 100 000 für Unvorhergesehenes usw. In dem Gesellschaftsvertrage ist zu lesen, daß der Gegenstand des Unternehmens die Übernahme und Fortführung des von der Firma vr. Liez L Co. in Leipzig betriebenen Verlags geschäftes ist. Die Dauer der Gesellschaft ist auf eine bestimmte Zeit nicht beschränkt. Das Stammkapital beträgt 180 000 >1L, mit 75 000 .k bringt vr. Liez sein Verlagsgeschäft ohne Passiven, seinen Namen und Titel herein, Boeckel mit 75 000 seine Ideen, Erfindungen und Entwürfe wie auch Ausarbeitungen, insbesondere das Verlags- und Vertriebsrecht der illustrierten Reklamewochenschrift »Zu Hause«, Charles Pommier, Spinnerei direktor a. D., 5000 in bar und seine der Gesellschaft ge leisteten Arbeiten nach Höhe von 25 000 .k, zusammen 30 000 In der Generalversammlung vom 14. April 1909 ist das Stammkapital auf 210 000 erhöht worden, über die Stammeinlagen werden von der Gesellschaft Anteilscheine ausgegeben, von denen 80 000 auf 600 ^-Anteile und 100 000 ^ auf 1000 ^-Anteile lauten. Zu Geschäftsführern mit dem Titel »Direktor« werden bestellt vr. pbil. H. Liez, Arthur Boeckel und Charles Pommier. Die Generalversammlung hat spätestens im Oktober jeden Jahres in Leipzig stattzufinden. Das Expose wie auch der Gesellschaftsvertrag sind unterzeichnet: vr. H. Liez, Arthur Boeckel, Charles Pommier, Leipzig, den 1. März 1909. Betrügerischer Buchhandlungsreisender. — Provisions schwindeleien und Betrügereien im wiederholten Rückfalle haben den Buchhandlungsreisenden Richard Brodowsky (vergl. Börsenbl. Nr. 30, S. 1647) auf die Anklagebank vor die Strafkammer in Nordhausen gebracht. Der Angeklagte ist wegen Urkundenfälschung, Betruges und ähnlicher Delikte wieder holt vorbestraft. Zuletzt erhielt er im Jahre 1906 vom Land-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder