7720 «»is-nbi-n s. d, rq«». BE-»d-i, Künftig erscheinende Bücher. 147, 2S. Juni 1SI0 Georg M ü l l e r Verlag, M ünchen und Leipzig In meinem Verlage erscheinen demnächst in neuen philologisch wie buchtechnisch gleich sorgsältig erstellten Ausgaben die Klassiker des Altertums ^I^as klassische Altertum ist uns allen vertraut. Auch denen, die sich nie in ihrem Leben mit > I gelehrten Studien beschäftigt haben, die nie ein WorkLatein oder Griechisch in der Schule ^ gelernt haben, ist es doch nicht fremd: denn durch tausend Kanäle ist der in den Schriften des Altertums sich kundgebende Geist der Menschheit uns allen übermittelt worden. Die Literatur der Griechen und Römer bildet noch immer das erste und vornehmste Element unserer Bildung, unseres Wissens und Denkens. Und das muß und wird immer so bleiben. Viele lassen stch durch die vermeintliche Schwierigkeit der klassischen Studien abschrecken, ohne dabei zu bedenken, daß es unnötig ist, die klassischen Autoren in den Ursprachen zu lesen. Unsere größten Geister, Schiller und Goethe, haben stch meistens an Übersetzungen gehalten; Friedrich der Große las die klassischen Schriften immer wieder, und zwar in französischer Übersetzung: wenn er den letzten Band ausgelesen hatte, sing er beim ersten wieder an. Ebenso machte es Napoleon. Und Emerson sagt: „Ich lese unbedenklich alle guten Bücher in Über setzungen. Was an jedem Buch wirklich das Beste ist, das läßt sich übersetzen — jede wirkliche Erkenntnis, jedes allgemein menschliche Gefühl." Gerade wir Deutschen haben einen wahren Schatz an guten alten Übersetzungen — nament lich vom Ende des achtzehnten und Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Kalkwasser, Gold hagen, Schleiermacher u. a. sind Meister der Übersetzungskunst, die mit einem gründlichen Wissen an ihre Aufgaben herangegange» sind, die das Wort des Autors achteten, ohne darum dem Geist der deutschen Sprache Geivalt anznknn. Vor allem aber haben wir hier unseren herrlichen TLieland zu nennen: er hat uns lauteres, vollwichtiges Gold beschert. Diese guten alten Übersetzungen sind auf dem antiquarischen Büchermarkt jetzt nur noch mit Miühe zu erlangen; was an neueren Versuchen, die ganze klassische Literatur in Sammlungen deutscher Übersetzungen zusammenzufasten, vorhanden ist, genügt selbst den geringsten Anforde rungen nicht. Vor allem aber ist die Ausstattung an Druck und Papier geradezu kläglich zn nennen. So sieht denn der Verlag gerade hier eine Aufgabe, die notwendig zu seinem Programm gehört. Dem kostbaren Inhalt gebührt eine würdige Form. Es wird beabsichtigt, nach und nach die gesamten Klassiker des Altertums in solchen schönen Ausgaben erscheinen zu lasten. Der Verlag will daher methodisch Vorgehen und dasZusammenpastende in Serien zusammenfasten. Heinrich Eonrad hat die Herausgabe der ersten dieser Reihen übernommen. Sein um fassendes Wissen, sein feines Sprachgefühl lasten ihn in glücklichster Weise zur Erfüllung dieser Ausgabe geeignet erscheinen. Die von ihm ausgewählten Übersetzungen sind auf das sorgfältigste durchgearbeiket; zahlreiche Anmerkungen erläutern den Text; doch sind solche Bemerkungen, die nur für Philologen Interesse haben können, grundsätzlich fortgclasten worden. Die erste Reihe bringt in 20 Bänden eine Anzahl von Meisterwerken ersten Ranges, denen man als gemeinsames Charakteristikum nachsagen kann, daß sie interessant, und zwar ganz besonders auch für moderne Leser interessant sind.