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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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psL 148, 30. Juni 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 7745 nicht einhalten lasse und zur Umgehung geradezu heraus fordere. Die Verleger, an die die Drucker mit ihren Angeboten herankommen, denen gegenüber sie Farbe bekennen miissen, wissen am besten, wie es in praxi mit dem Preistarif ge halten wird. Wie ein Blitz erhellt es die Situation, wenn die Kommission aus Grund ihrer Erfahrungen erklärt: ,Es werden Mittel und Wege gesucht und gefunden, um die pro korma nach Tarif abgegebenen Preise auf ihr wirt schaftlich zutreffendes Maß zurllckzuschrauben; geheime Ab machungen, Rabatte bei Zahlung der Rechnungen, Rück vergütungen und mehr oder weniger fingierte Gegen- rechnungen sind solche Mittel, die von intelligenten Geschäfts leuten angeboten und bewilligt werden. Treu und Glauben im Geschäftsverkehr zwischen Drucker und Auftraggeber wird auf diese Weise untergraben, und der Unredlichkeit und dem Mißtrauen Tür und Tor geöffnet? — Das ist es auch, was wir bekämpfen, die Demoralisation und Korruption, die sich seit Einführung des Preistarifs in unserem Gewerbe in stets vermehrtem Maße breit macht.« Die folgenden Sätze aus der Rheinisch-Westfälischen Zeitung lassen den Standpunkt dieses führenden Organes deutlich erkennen: -Zurzeit herrschen auf dem Buchdruckermarkte ziemlich tolle Zustände. Es ist ein Chaos von Preisen, die sich um 50 Prozent unterscheiden. Den einen Unterbieter saßt man und schleppt ihn vor ein Ehrengericht, zehn andere lausen unbelästigt durch. An angesehene Firmen, die im Prinzipalverein von Bedeutung find, wagt man sich über haupt n>cht heran, andere schikaniert man um jede Kleinig keit, verlangt von ihnen bedeutende Bußen und stellt sie als -Schleuderer» öffentlich an den Pranger, und dabei ist es ein allgemein bekanntes Geheimnis, daß überhaupt keine Firma die Sätze dieses Preistarifes einhält; sollte eine Firma das Gegenteil behaupten, so würden wir ihr eist glauben, wenn sie uns ihre sämtlichen Bücher vorlegt. Wie aber eine solche Konvention wirkt, das läßt sich denken: unhaltbare Konventionen verleiten zur Unehrlichkeit, zu Heu chelei und Lüge »Aber die Väter dieses Preistarifes schienen nicht gewillt, ihre Niederlage zuzugeben, vor allem war ja gerade der Lohntarif empfohlen mit diesem Preistarif, also mußte der Preistarif durchgesetzt werden. Was an Wahrheit fehlte, schuf man duich Legendenbildung: die Organe des Prinzipal vereins stellten sich, als wenn der Preistarif gelte und nur hier und da noch gelegentliche Unterbietungen ent ständen; in den Kreisversammlungen wurde dies regelmäßig »festgcstellt», obschon jeder der Anwesenden das Gegenteil wußte; die Ehrengerichte walteten ihres Amtes mit Gewalt und Elfer und verurteilten die Schuldigen und zumeist die Harmlosesten. Die Zeitschrift des Prinzipaloereins aber ver kündete nach wie vor den Ruhm des Preistarifes, und war gegen jede Kritik leidenschaftlich. Und da kam die Kata strophe .... »Dieselben Herren also, welche den Tarif machten, em pfahlen und gegen Schleuderer Vorgehen, unterbieten diesen Tarif fast bis zur Hälfte herunter! .... »Das Ergebnis der Sache ist jedenfalls, daß das Götzenbild dieses Preistarifes gründlich zertrümmert ist; man wird den Verfassern des Preistarifes gerne zugestehen, daß ihre Absicht eine wohlwollende und gerechte war, denn die herrschenden Preise im Buch druckgewerbe sind schlecht. Aber einerseits war die Er höhung eine zu große, und andrerseits ist der ge wählte Weg ganz ungangbar. Auf diese Art, einfach durch Ehrengerichte und Drohung mit den Gehilfen, soll und kann man Preiserhöhungen nicht durchsetze» bei 7000 Firmen, deren Produktionsfähigkeiten unglaublich verschieden Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. sind. Man sollte also endlich anerkennen, nicht nur, daß dieser Preistarif rechtsungültig ist, da keine einzige Firma ihn anerkannt hat, sondern daß er auch nur ein Stück Papier ist, welches keinen Wert besitzt. Wenn die ersten und bedeutendsten Firmen in Berlin und Leipzig, die Führer des ganzen Standes, ohne Bedenken, wie oben ausgezeichnet, den Preistarif gewaltig unterbieten, dann soll man die Kon vention auch endlich beseitigen und nicht mehr das gegen wärtige System aufrechterhalten, welches nur zu Heuchelei, Unwahrheit und zu einer gehässigen Verfolgung einzelner Unterbielcr führt.» Von einem anderen, dem rechtlichen Standpunkt aus, fällt dieselbe Zeitung in ihrem letzten Aussatz (Nr. 594) folgendes interessante Urteil: -Dieser Druckpreistarif ist moralisch und rechtlich ungültig. Die »Kölnische Zeitung« berichtet, daß etwa 90 Personen an dem Tarife gearbeiten hätten und daß eine Hauptversammlung des Prinzipalvereins diesen Tarif an genommen habe; in dieser Versammlung sind etwa 200 bis 300 Personen zugegen gewesen. Im ganzen haben also weniger als 500 Firmen den Tarif anerkannt und diese sind moralisch verpflichtet, ihn zu halten, die übrigen 7500 Firmen haben drese Verpflichtung nicht.» »Rechtlich ist überhaupt niemand verpflichtet. Wir wollen gar nicht auf den Paragraphen der Gewerbeordnung zurückgreifen, der allen Konventionen so sehr unbequem ist, daß der Rücktritt von solchen Vereinbarungen rechtlich ge stattet sei; aber wie soll man rechtlich jemand beikommen, der sich niemals bereit erklärt hat, eine Konvention zu machen und zu halten. Die ungeheure Mehrheit der Drucker hat den Tarif vorher gar nicht gekannt, geschweige unter- fchneben oder gar mündlich angenommen; er soll mit Streik drohungen ihnen umgehängt werden. Der Anspruch des Prmzipaisoereins, über die Firmen zu Geiicht zu sitzen, ist ganz unhaltbar. Hier ein Beispiel: Im Rheinland wurde ein Drucker vor einem Jahre vor das Ehrengericht geladen; er antwortete kurzerhand, daß, wenn man ihm noch einmal in der Sache komme, so werde er die Mitglieder des Ehren gerichts bei der Staatsanwaltschaft anzeigen wegen Anmaßung eines richterlichen Amtes; der Mann hat seitdem nie wieder etwas vom Ehrengericht gehört.« Nach diesen unwiderlegten Feststellungen ist es unver ständlich, daß die diesjährige Hauptversammlung des Buch druckervereins (Stuttgart, 29. und 30. Mai) der grundiätz- lichen Beibehaltung des Preistarifs als ein die Mitglieder bindendes Gesetz zustimmte und lediglich eine Revision seiner einzelnen Bestimmungen durch eine besondere Kommission beschlossen hat Max Paschke. Der Buch- und Kunsthandel in Hamburg im Jahre 1909. (Abdruck aus dem »Jahresbericht der Detaillistenkammer zu Hamburg für 1909« (Otto Meißners Verlag).) Buch- und Kunsthandel. Buchhandel. Die Geschäftslage im Buchhandel hat sich im Berichts jahre erfreulicherweise günstiger gestaltet als im Voijahre; es herrschte fast allgemein ein ziemlich reger Geschäftsverkehr, der während der Weihnachtsgeschäfiszeit seinen Höhepunkt erreichte, so daß der Hamburger Buchhandel im allgemeinen auf ein befriedigendes Geschäflsergebnis zurückblicken kann. Die reiche und geschmackvolle Ausstattung mancher wertvollen Literaturerscheinungen und die verhältnismäßig niedrigen Preise haben wesentlich dazu beigetragen, daß das Be dürfnis, in den Besitz guter Bücher zu gelangen und 1005
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