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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1910
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- 1910-07-02
- Erscheinungsdatum
- 02.07.1910
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150. 2. Juli 1910. Fertige Bücher. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 7841 Soeben erschien in Unterzeichnetem Verlage: Statt einer Vorrede. Dieser Roman erschien zuerst im „Bund". Damals schrieb Vr. I. V. Mid mann einleitend: Unser mit nächfterWoche beginnenderneuerFeuilleton- roman: „Die guten Willens sind" von Maja Matthey, ist die neueste Arbeit der unlängst durch eine Ehrengabe der schweizerischen Schillerstiftung ausge zeichneten Verfasserin, die jetzt in Solothurn lebt, aber ihre frühere Adoplivheimat — den Kanton Tessin — keineswegs vergessen hat, wie eben diese ihre Dichtung zeigt, die ein Tessiner Roman ist. Warum wir den Roman „Dichtung" nennen, wird unfern Lesern im Verlauf des Erscheinens der tief poetisch angelegten Erzählung klar werden. Nicht in den äußeren Begebenheiten der im ganzen freundlich idyllisch verlaufenden Handlung haben wir den Hauptwerk dieser Gabe zu erkennen, sondern darin, daß die Dichterin Charaktere von persönlichem Reiz, wie solche in jenem ihr so vertrauten südlichsten Landesteil der Schweiz sich entwickeln können, samt den Tessiner Sitten und Bräuchen liebevoll geschaut und geschildert hat. Liebevoll — denn sie hat sich, wie der schöne Titel es andeutet, gute Menschen, bomine8 bonae volunlalig, ausgesucht, Menschen, die da her, obschon sie mit ihrer Lebensanschauung auf ganz ver schiedenem Boden stehen und infolge namentlich kon fessionellen Gegensatzes nach gewöhnlicher Ansicht und Praxis sich eigentlich bekämpfen müßten, doch vermöge ihrer wahrhaft humanen Gesinnung friedlich miteinander zu verkehren wissen. Welche große Mahnung nicht nur an den vonParteiungen durchwühlten ennetbirgischenKanton, sondern an unser ganzes Schweizerland liegt in der Durch führung dieses Gedankens, besonders da die Verfasserin nicht etwa jener Toleranz das Wort redet, die auf Gleich- gültigkeit gegenüber der eigenen Konfession oder Lebens anschauung beruht. Die Persönlichkeiten, die sie uns vor führt, der fromme katholische Priester wie der bis auf einen gewissen Grad fanatische Waldenser und der auf seine geistige Unabhängigkeit stolze Freidenker machen einander keine weichlichen oder schwächlichen Konzessionen; jeder von ihnen beharrt in seiner Überzeugung. Dennoch finden sie die seelische Güte und Milde, miteinander gut auszu kommen. Hierdurch allein schon, wie gesagt, erhebt sich der Roman „Die guten Willens sind" zu hoher Bedeutung. Seinen poetisch literarischen Wert finden wir in einem gewissen verklärenden Lichtglanz, von dem die Gestalten und die Landschaft umflossen sind, und von dem man sagen könnte, er sei dem blauen Himmel Tessins, der klareren durchsichtigeren Luft der südlichen Alpenwelt entliehen. Die Auffassung der Menschen, die hier in Handlung treten, und des eigentümlichen Tessiner Lebens mit seinen Typen, seinen Gewohnheiten und Bräuchen, ist zwar eine rea listische, wie es gar nicht anders sein kann bei einer Schrift stellerin, die so viele Jahre im Tessin gelebt hat. Aber wie der provenzalische Dichter Mistral in seiner Dichtung „Mirieio" zwar ebenfalls provenzalisches Leben treu wiedergibt, es jedoch durch einen idealistischen Schimmer poetisch verklärt, so geschieht dies auch in dem Prosa roman von Maja Matthey. And wenn vielleicht unfern Lesern Vorkommen sollte, daß sich die Gedankenwelt einzelner der Personen des Romans mitunter in einer fast zu hohen Sphäre der Reflexion bewegt, so möchten wir dies bis auf einen gewissen Grad zugebend immerhin darauf aufmerksam machen, daß es nicht Tessiner Bauern sind, sondern Leute, die den gebildeten Ständen angehören, Bewohner und Umwohner von Lugano, die uns in der Erzählung vorgeführt werden. Die Verfasserin ist zu solchem Emporheben in ver klärende Höhenluft der Poesie auch insofern berechtigt gewesen, als ihr Roman sich nicht in der bloßen Dar- stellung einer Tessiner Geschichte erschöpft, sondern zu gleich das menschliche Dasein auf Erden überhaupt in seinen tiefsten Beziehungen erfaßt, so namentlich auch, was wir unseren Leserinnen besonders ankündigen, das Leid und das Glück des Weibes in der Ehe. Mit dem Ernst einer verstehenden Frau hat Maja Matthey dieses Problem behandelt und in den Mädchen und Frauen des Romans Erscheinungen geschaffen, die, wie es der Verlauf ihrer Schicksale bedingt, durch herzerfrischende Anmut und lebenstüchtige Energie oder durch sanftes, rührendes Dulden unserer Phantasie und unserm Herzen lieb werden. Es freut uns auch, durch die Veröffentlichung dieses Tessiner Romans in unserer Zeitung den Eidgenossen italienischen Stammes das Interesse zu bekunden, das auch die deutsche Schweiz immerwährend an ihnen und ihrem schönen Lande nimmt. Die Erzählung erscheint hier zum ersten Male gedruckt; wir hoffen, sie werde später für eine Buchausgabe einen würdigen Verlag finden und vielleicht auch ins Italienische Übersetzt werden, was sie nach ihrem kulturellen und poetisch-literarischen Werte wohl verdient. ! Assitifrkomaii von Preis drosch. M. 3.—; geb. M. 4.— mit 30°/« - bar 7/6 Die nebenstehende Einleitung Z. V. Widmanns sagt alles Nötige. Ich bitte, umgehend zu bestellen, da dieses herrliche Buch sich zur Ferienlektüre eignet, wie wenige. Bern, 27. Juni 1910 A. Francke, Verlags-Konto Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. 1019
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