Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1910
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- 1910-08-05
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- 05.08.1910
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 179, 5. August 1910. Nichtamtlicher Teil. Zörsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8933 war die in dem genannten Journale selbst abgedruckte, von Novalis herrührende »Glauben und Liebe oder der König und die Königin«, kürzer als »Blumen« bezeichnet, die bedeutendste. Dem, für den sie bestimmt war, gefiel sie freilich nicht. »Herrn Unger ist«, so meldete ein Zeitgenosse, der es genau wußte (Sander), »auf Befehl des Königs durch das Polizeidirektorium angedeutet worden, er solle nicht mehr solchen Unsinn in den Jahrbüchern drucken lassen.« Novalis' tiefsinnige Dichtung fand überhaupt wenig Anklang und Liebhaber. Mitarbeiter an dieser Zeitschrift waren u. a. Engel, Garve, Gedike, Engelhardt von der älteren, A. W. Schlegel und Novalis von der neueren Richtung. Bei Unger erschien ferner anfänglich 1792 die von Archenholtz herausgegebene Minerva. Ein Journal historischen und politischen In halts, sodann von dem von Schlegel erwähnten K. L. von Woltmann (1770—1817) die Zeitschrift »Geschichte und Politik«, 6 Bände, jeder zu 12 Stücken, 1800—1805. Die Zeitschrift fand zuerst Beifall, siechte aber später langsam dahin. Eine andere Zeitschrift »Deutschland« rief den Spott Goethes und Schillers hervor, die sie in den Lernen verhöhnten. Wie angeführt, erschienen auch einige der Erstarbeiten Tiecks bei Unger, so der Sternbald, und der Verleger forderte ihn auch zur Über setzung des Don Quixote auf. Anfänglich hatte Tieck bei Unger weniger Glück gehabt, er hatte ihm den Verlag seines Stückes »Verkehrte Welt« angeboten und das Stück selbst in einer Gesellschaft bei Ungers vor gelesen. Tieck war ein vortrefflicher Vorleser, mußte aber nichtsdesto weniger erleben, daß niemand auch nur eine Miene zum Lachen ver ziehen wollte, vielmehr ein steinharter, unbezwinglicher Frost die Ver sammlung beherrschte. Unger verlegte daher das Stück nicht, und Tieck, der alle Freude daran verloren hatte, schenkte es seinem Freunde Bernhardi. Die Erfolge, welche Unger mit vielen Verlagswerken hatte, weckte die Mißgunst anderer Kollegen. Besonders scheint sich darin I. D. Sander hervorgetan zu haben, auf den ich später noch zurückkommen werde. Er versuchte manche der Autoren, so vor allem Schiller, für sich zu gewinnen, indem er Unger verdächtigte. So schrieb er unterm 3. Juli 1802 an Schiller u. a. »Jetzt erlauben Sie mir noch, Ihnen zu sagen, wie ich gehandelt haben würde, wenn ich z. B. Verleger Ihrer Jungfrau von Orleans gewesen wäre. Hr. Unger sagt: er habe Ihnen 100 Carolin für das Mscpt. bezahlt. Nach seiner eigenen Angabe hat er zuerst 4000 Exem plare gedruckt; da diese schnell abgegangen sind, so hat er eine neue Auflage — wie er sagt, von 1500 — veranstaltet. Ich nehme diese Data als richtig an. Nun hätte ich, in Herrn Ungers Stelle, zu Ihnen gesagt: »»ich drucke 4000. Werden sie gänzlich verkauft, so bezahle ich Ihnen, außer dem eigentlichen Honorarium, noch etwa 100 Ducaten. Kommt es zu einer zweiten Auflage, so muß auch bei der ^ ein Theil des Gewinns Ihnen gehören.«« So würde ich gegen einen Schriftsteller Ihrer Art immer handeln, denn wenn ich gar keine Gefahr laufe, etwas zu verlieren, so ist es nach meiner Denkungsart höchst billig, daß der, durch den ich gewinne, mit mir gewinnt.« Er bietet sich dann Schiller, den er persönlich kannte, als Verleger an und stützt sich darauf, daß dieser neben Cotta doch auch noch Crusius und Unger als Verleger habe. Nun scheint Unger allerdings nicht ganz korrekt gehandelt zu haben; der leidige Nachdruck hat ja manche Verleger zu neuen billigen Ausgaben gezwungen, die dem Autor nicht verrechnet wurden, und so scheint es auch bei der Neuauflage der Jungfrau der Fall gewesen zu sein, ob wohl von Differenzen darüber zwischen Schiller und Unger nichts verlautet. A. W. Schlegel gegenüber hat sich Unger allerdings nicht ganz einwandfrei benommen; er hatte vom ersten Band des Shakespeare einen Neudruck veranstaltet, ohne Schlegel davon in Kenntnis zu setzen, dieser entdeckt es, stellt Unger zur Rede, der den Neudruck zu gibt und Schlegel auch entschädigen will, als dieser aber drängt, grob wird und den Vertrag kündigt. Doch hören wir, was Schlegel selbst darüber schreibt, und gehen wir etwas näher auf den daran sich an schließenden Briefwechsel ein, der interessante Streiflichter auf die damaligen Buchhandelsbräuche wirft. An Caroline schreibt August Wilhelm am 18. April 1801 in dieser Angelegenheit: »Die Sache mit Unger, die jetzt zum Ausbruch gekommen, ist folgende. Er hat den 1 ten Th. des Sh. von neuem gedruckt, dieß war fertig, eh ich hierher kam. Er sagte mir keine Sylbe davon, ich merkte es aber an allerley Spuren, und zwar, daß er nicht bloß auf Velin, sondern auch auf Schreibpapier Exemplare gedruckt. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. Es ging eine Weile darüber hin, ehe ich die Sache ins Reine bringen konnte, endlich bekam ich ein Velin-Ex. von dem neuen Druck, er hatte es auf gewisse Art nicht verkleidet, denn ein revidirtes Exem plar von mir, worin die Vorrede ausgestrichen u.s.w., war dabey zum Grunde gelegt, auch die Jahreszahl auf den Titel gesetzt. Ich ging zu ihm und sagte ihm auf die freundlichste Art von der Welt, um ihn über alle Beschämung wegzuheben: es sey mir lieb, daß er schon ! so weit sey, daß er den ersten Band habe von neuem drucken lassen; er werde es nun aber auch billig finden, daß ich nach Maßgabe der Auflage Honorar nachgezahlt bekäme. Er machte dabey keine Schwie rigkeit; 100 Velins habe er nachgedruckt, wie viel auf Schreibpapier, wisse er nicht aus dem Kopfe, wolle es mir aber in seinen Büchern zeigen, es sey nur geschehen, um den Druck des Velins desto saubrer machen zu können; er habe noch eine Anzahl Exempl. auf Schreib papier vom alten Druck (dieß ist auch wirklich wahr) usw. Ich wartete darauf, daß er sogleich mit mir in sein Comtoir gehen sollte, um diese Dinge in Ordnung zu bringen, aber vergeblich; indessen wollte ich nicht unhöflich dringend werden, und ging weg. Den nächsten Mittag aß ich bey ihm, wo er mich närrischer Weise mit den ganzen Berlinern (Gedicke, Zöllner und Teller) zusammen gebeten hatte, mit denen ich auch über Fichtes Censursache wegen der Schrift gegen Nicolai einigermaßen lustig aneinander gerieth. Er sagte mir bey Tisch, er habe jetzt nachgesehen, es seyen 100 Vel. und 300 andre Ex. gedruckt, also nur so viel um die Auflage vom 1 ten Th. mit der jetzigen gleich zu setzen. Ich konnte da natürlich nichts darauf ant worten, wartete hierauf noch einige Tage, ob er nicht kommen oder Geld schicken würde; endlich, da nichts erfolgte, schrieb ich ein Billet, des Inhalts: Ich wäre so frey, ihn an sein Versprechen zu erinnern, mir in seinen Büchern den Betrag der Auflage und den bisherigen Absatz zu zeigen. Für die 100 Velins hatte ich schon im Voraus 8 Lsd. gefordert, die übrigen glaubte ich billig das Hundert zu 4 Lsd. schätzen zu können. Er schreibt mir hierauf einen unendlich groben Brief,, von herzlosen arroganten Menschen, mit denen er schon oft zu thuw gehabt, und die doch niemals gefordert hätten, seine Bücher zu sehen; er wolle sie mir durchaus nicht zeigen; er habe mir für die neue Auf lage 10 Lsd. übermachen wollen, nun wolle er sie aber ganz zum Hamlet ins Makulatur werfen etc. Von nun an sey unsre Ver bindung aufgehoben, und er wolle den Sh. nicht weiter verlegen etc. — ganz ein Brief, wie von einem Besessenen, den die Ungeheure in spiriert. Mich konnte bloß verdrießen, daß er mir mit dem Auf kündigen zuvorgekommen war, denn ich hatte mir so schon vor genommen, nicht weiter mit ihm zu handeln, als unter erhöhten Bedingungen und einem förmlichen Contrakt über die Stärke der Auflage u.s.w. Ich antwortete natürlich garnichts, sondern ging zu dem Justizkommissär Grattenauer, den ich Dir, wie ich glaube, schon genannt habe; er ist ein tüchtiger Jurist, der sich aber für Literatur interessiert, und mich bei seiner Zurückkunft von Warschau sehr auf gesucht hat, ein Freund von Bernhardi. Dieser meynt, es sey aller dings juristisch etwas auszurichten, und hat die Sache mit dem ge fälligsten Eifer übernommen. Es wird nämlich im Str.-Gesetzbuch ein Unterschied gemacht zwischen neuer Auflage und neuer Ausgabe. Jene darf der Buchhändler machen, wenn über die Stärke der ersten Auflage nichts festgesetzt war; für eine neue Ausgabe aber muß er die Hälfte des anfänglichen Honorars zahlen, also gerade was ich gefordert, 20 Lsd. — Nun glaubt Gr. durchfechten zu können, es sey eine neue Ausgabe, weil sie mit mancherlei) größeren und kleine ren Abweichungen nach einem von mir revidierten Ex. gedruckt sey. Er hat erst noch den Weg der Güte versucht, und an Ü. geschrieben, bis jetzt aber keine Antwort erhalten. Erfolgt nichts, so wird die Klage Montags etwa eingegeben, und Gr. verspricht sie, möglichst zu beschleunigen, indem ich ein Fremder sey u.s.w. — Da ich das Ex., was ich zuerst gehabt, an eine hiesige Buchhandlung zurückgeschickt hatte, und ein anderes brauchte, um die Abweichungen zu verifi- ziren, ließ ich mir durch Frölich eins schaffen. Kurz darauf erhalte ich von U. einen Zettel: es sey ohne sein Vorwissen an Fröl. ein Ex. ausgegeben worden; er habe seinen Leuten streng verboten, dieß ferner zu thun, er wolle die Auflage durchaus zu Makulatur machen und zu seinem Schaden gedruckt haben. Dem Fröl. hat er das Haus beynahe eingeschickt, um es wieder zu bekommen; es bleibt aber natürlich in Gr.'s Händen. So steht nun die Sache. Es ist keine Frage, daß ich die Folge des Sh. vortheilhafter wieder anbringen kann.« »Unger scheint wirklich nicht recht bey Sinnen zu sein,« antwortet ihm Caroline darauf. (Fortsetzung folgt.) 1164
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