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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1910
- Strukturtyp
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- 1910-08-05
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1910
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- Deutsch
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8930 Börsenblatt s. s. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 17S, 5. August 1910. Berliner Buchhändler der Klassikerzeit. Von I. L. Eckardt. (Fortsetzung zu Nr. 42, 44, 49, 176 d. Bl.) Am 22.September 1801 kommt Unger mit einem neuen Vorschlag: Die Akademie wünscht, daß er einen noch eleganteren Kalender als den Viewegschen herausgebe, und er wäre dazu entschlossen, wenn Schiller ihm einen Text dazu geben wollte, zu dem dann frühzeitig vierzehn bis fünfzehn Zeichnungen angefertigt werden könnten. Schiller war nicht abgeneigt und benutzte die Gelegenheit, einer Anregung Körners zu folgen und höhere Honorare zu fordern. »Gleich schrieb ich Ungern, der mich um Text zu einem neuen Kalender bat, daß ich mich nur gegen ein großes Honorar dazu ver stehen würde, und erhielt mit erster Post auch zur Antwort, daß er wohl ein 1000 Thlr. daran wenden wollte« — so heißt es am 12. Oktober in einem Briefe an den Dresdner Freund. Unger hatte ihm die Antwort zukommen lassen: »Wenn ich erst einen Kalender mit prächtigen Kupfern liefere, so wünschte ich, daß Sie mit zu dem Text desselben gehören möchten. Aus der brandend. Geschichte möchten wohl nicht zwölf noch unbe kannte Gegenstände aufgefunden werden; und dann ist es eine eigene Sache damit; sie interessieren nicht so allgemein. Um der Kupfer wegen kauft man denn doch einen theueren Kalender nicht. Ich bin vielmehr der Meinung, daß wenn man erst 1200 Thlr. für die Kupfer daran verwendet, man doch an einen vortrefflichen Text wohl auch 800, auch wohl 1000 Thlr. wenden und ihn für 3 oder 4 Thaler verkaufen kann. Nur müßte der Text allgemeines Interesse haben. Ohne erst den Absatz der I. v. O. abzuwarten, habe ich immer Mut genug, dies Unternehmen zu tragen, wenn Sie diesen Text dazu geben wollen. Da man aber nicht zeitig genug damit anfangen kann, so würde ich gehorsamst bitten, mir Ihre Ideen dazu zu geben, um die Kupfer bei Kohl zu bestellen. Ich weiß, was mit guten Künstlern für Noth ist, ehe man ihre Arbeiten vollendet erhält, und da wäre denn Gleichzeitig mit diesem Schreiben ließ ihm Unger die Exemplare des Kalenders mit dem Abdruck der Jungfrau zugehen. Andere Arbeiten, die Braut von Messina, die Vorarbeiten zum Tell usw. ließen Schiller nicht dazu kommen, sich mit dem Plan des Kalenders näher zu beschäftigen. Am 6. März 1802 schreibt Unger noch mals: »Von Posttag zu Posttag habe ich vergeblich gewartet, eine Nach richt von Ihnen, verehrungswürdiger Herr und Freund, zu erhalten, wegen eines Kalenders für 1804. So sehr ich auch einsehe, daß sich dergleichen Geisteswerke nicht treiben und zwingen lassen, so drängt mich doch die Noth und Angst, mit dieser Unternehmung nicht in Ver legenheit zu kommen, bei Ihnen gehorsamst anzufragen, ob Ihnen vielleicht schon eine Idee dazu eingefallen ist? »Verschiedene Gerüchte, auf die freilich nicht zu bauen ist, sagen, Sie arbeiteten an zwei historischen Trauerspielen, Wilhelm Tell, und Herzog Bernhard von Weimar. Ist dieses wahr, so wünschte ich einen von beiden zu einem Kalender, wo ich Ihnen die Ehre haben würde, 1000 Thlr. Gold dafür zu übermachen, und zwar ebenfalls das Recht, es nur auf drei Jahre zu benutzen. Durch die Jungfr. v. O. habe ich Erfahrung gesammelt; sie ist mir in Augsburg, Wien und in Frank furth a. M. nachgedruckt. Ich werde mich aber nun für die Folge selbst nachdrukken, und eine äußerst wohlfeile Ausgabe machen, um den Nachdrukkern das Handwerk zu legen, damit ich dem Nachteil, den ich bei der I. v. O. hatte, enthoben werde. Es soll mich freuen, wenn Sie meine Bitte wegen eines historischen Trauerspiels wollen Statt finden lassen.« Gleichzeitig knüpft er die Bitte an, für ein bei ihm erscheinendes Journal »Irene«, das der Oldenburger Halem herausgab, einen Beitrag Goethe richtet er die gleiche Bitte und hofft, durch die Beteiligung dieser beiden Geistesheroen die Zeitschrift zu heben und zu verherrlichen. Die Bitte um Beiträge zu dieser Zeitschrift erfüllten sowohl Goethe wie Schiller, der den Prolog zur Jungfrau von Orleans sandte. Als Unger jedoch um weitere Beiträge für das Journal bat, schrieb Schiller an Goethe: »Es ist doch eine wahre Bestialität, daß diese Herren, welche das Mögliche versuchen uns zu annihilieren, noch verlangen können, daß wir ihre Werke selbst fördern sollen.« Goethe antwortet, gleichfalls verstimmt, sehr derb: »Ich wünsche Ihnen einen recht guten Humor und eine recht derbe Faust, wenn Sie auf die Jrenische Einladung antworten. Es wäre recht schön, wenn Ihnen eine Epistel glückt, die auf alle das Packzeug paßte, dem ich immer größeren Haß widme und gelobe.« Schiller hat darauf am 1. April 1802 eine ablehnende Antwort ge sandt und auch seine Mitarbeit an dem neuen Kalender in Frage gestellt. Unger antwortet am 13. Mai 1802 und verspricht, ihn nicht wieder mit der Irene zu belästigen. Weitere geschäftliche Verbindungen sind nicht angeknüpft worden; aber im Mai 1804 hat im Jfflandschen Hause in Berlin eine persönliche Begegnung stattgefunden. Am 26. September starb Unger. In einem Schreiben vom 6. Januar 1805 teilt seine Witwe Friederike Unger dem Dichter mit, daß sie das Geschäft weiterführe, und bittet ihn, ihr als Autor treu zu bleiben. Eine Antwort Schillers scheint nicht erfolgt zu sein, die Krankheit und der Tod des Dichters werden sie verhindert haben. Wie wir sahen, hatte Goethe bereits 1786 mit Unger wegen Heraus gabe seiner Schriften verhandelt; Bertuch war es damals gelungen, ihn zu veranlassen, Göschen als Verleger zu nehmen. Als Goethe 1791 die neue Folge seiner Schriften herausgeben wollte, übertrug er den Verlag derselben nunmehr an Unger. Er war mit Aus stattung und Druck sehr zufrieden, und die wenigen erhaltenen Briefe an den Berliner Buchhändler bezeugen sein besonderes Wohlwollen. Es kam zu keinen Zwistigkeiten über kontraktliche Bestimmungen, 1800 fand auch eine persönliche Begegnung in Leipzig statt. Es sind im ganzen elf Briefe des Dichters an Unger vorhanden; sie behandeln vorzugsweise den Druck der Werke, vor allem des Wilhelm Meister, interessant dürfte jetzt, wo die Entdeckung des »Urmeister« die Welt in Atem hält, folgender Passus in einem Schreiben vom März 1796 sein. »Ich kann denken,«, heißt es da, »daß Sie das Manuscript zu dem letzten Bande des Romans bald zu erhalten wünschen, und ich kann dagegen versichern; daß es mir eine sehr vergnügte Stunde seyn wird, in der ich ihn abschicken werde. Ihre und des Publikums Erwartung ist gewiß nicht größer als mein Wunsch, meine Sache gut zu machen und in diesem Falle keinen Fleiß zu sparen. Es ist unter allen meinen Arbeiten, die ich jemals gemacht habe, die obligateste und in mehr als Einem Sinn die schwerste, und doch muß sie, wenn sie gelingen soll, mit der größten Freyheit und Leichtig keit gemacht werden. Dazu bedarf es denn freylich Zeit und Stimmung. Noch ein Umstand kommt dazu, der die Aufgabe künstlicher macht: mehrere Personen und sogar genaue Freunde und Bekannte schwören und wetten, daß ich das Werk nach seiner Anlage mit einem Bande nicht endigen könne. Ich habe dieses Jahr schon fünf Wochen in Jena zuge bracht, um in der nöthigen Ruhe und Sammlung an dieses Werk die letzte Hand legen zu können, erlauben Sie mir, daß ich es nicht eher absende, als bis ich, für dießmal, weiter nichts daran zu machen weiß. »Es war vorauszusehen, daß das sechste Buch, das dem begierigen Leser des Romans sich auf eine sonderbare Weise in den Weg stellt, dem Roman dagegen einen anderen Kreis von Lesern verschaffen würde; so hat auch ein Emigrirter bey uns dieses Buch ins Französische übersetzt.« Goethe fragt dann Unger, ob er nicht bereit wäre, diese Übersetzung zu drucken und zu verlegen. »Die erste Anlage«, fährt er fort, »ist ganz gut, und wenn ich die Arbeit mit ihm durchgehen wollte, so würde sie sich allenfalls produ zieren lassen. Sollten Sie geneigt seyn diese Übersetzung zu drucken, so würde ich mich derselben etwas näher annehmen. Es käme darauf an, daß Sie mir ohne Umschweife sagen, was Sie allenfalls an's Honorar wenden wollten? Sie können am besten beurteilen in wie fern diese Übersetzung und der Umstand; daß dadurch die Angelegenheit des Romans mehr zur Sprache gebracht, und das Verlangen darnach, da und dort, erregt wird, einiges Interesse für Sie haben könnte . . .«. Unger lehnte den Erwerb der Übersetzung ab. Goethe hatte die Absicht gehabt, nach Italien zu gehen, mußte sie aber der Kriegsläufe wegen aufgeben, Unger scheint auf die Nachricht von der beabsichtigten Reise ängstlich geworden zu sein ob er das Manu skript der Fortsetzung vom Wilhelm Meister rechtzeitig erhalten würde, und wird dieser Befürchtung Goethe gegenüber Ausdruck gegeben haben. Dieser, der in Briefen an Jacobi, Schiller u. a. viel von dem Fort gang des Romans berichtet und das baldige Erscheinen in Aussicht stellt, benutzt dann auch die Gelegenheit in einem Briefe an die Frau Unger am 13. Juni 1796 zu schreiben: »Herrn Unger sagen Sie auf seinen letzten Brief: daß ich nicht aus Deutschland gegangen seyn würde, ohne den vierten Band in seine Hände zu liefern. Jetzt, da mir, wenigstens für den Augenblick, der Weg nach Italien abgeschnitten ist, so soll er ihn auch nicht später erhalten. Es kommt nur darauf an, daß ich Muth fasse und das siebente
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