85, 9. April 1924. Fertige Bücher. vvrlenblaU f- d. Dtschn. vLchhavdet. 4955 Hermann Ste 5 r macht uns zu seinem sechzigsten Geburtstag ein Geschenk »an so tieser Schönheit und besonderer Art, hast eine »Kritik» — selbst in des Wortes reinstem Bcgrisse — anmahend erscheint. Dies« Zeiten wollen nur ein Hinweis sein; was darüber hinausgeht, ein huldigender Gruß der Siebe. Der Roman »Peter Brindeisener» ser er scheint dieser Tage bei Friedrich Lintz, Trier) ist das einzige Werk eines lebenden Deutschen, bas ne ben den Werken Hamsuns »der Anatole Krances als »europäisch» zu bezeichnen ist. Die letzten Jahre haben Hauptmann und Thomas Mann ermattet ge zeigt. George schwieg, Hofmannsthal schrieb Li bretti und Rilke mit den »Sonetten an Orpheus» vermochte als Einziger schliesslich nicht darüber hin» wegzutäuschen, daß die Lähmiurg gerade Diejenigen ergriffen hatte, von denen man die erlösende Geistestat erhoffte und erwarten muhte. Was statt ihrer kam, waren Hauptmanns »Anna» und Mann» »Gesang vom Kindchen-, zwei Idyllen, eine Fülle ähnlicher Schreibereien hervorrufend, und beschä mend lächerlich dem Gorgvnenhaupt dieser Zeit einen Groschenspiegel entgrgenhaltend, ein Spiel zeug für fröhliche Kindlein. StehrS »Peter Brind eisener» spricht nicht von Krieg und Revolution. Aber er ist menschlich so stark, aus glühender Kraft grohgeistigen Erlebens gestaltet, das er, aufpeitschen der als alle Kampfrufe, einen Umsturz bedeutet, der alles Gedachte, im Geiste Erkämpfte, im Herzen Durchlittene, zur Sprach« weisen wird. Der den eigentlichen »Noman--Begriff bestimmende Stofs: eines alten Mannes Erzählung seines Lebens, das von seiner Jugend geheimnisschwerer Liebe zu einem blinden Mädchen, dessen Heilung, ringender Leidenschaft und Freitod im Fluh, erfüllt und be schlossen war, — und das Ende seines Daseins auf gleiche Weise: dieser Stoff an sich ist nicht von grö ßerer Wichtigkeit als die Vorwürs« zahlloser lite rarischer Werke und bedeutungslos neben der »n- ermetzlichen Intensität de» Ausdrucks, der eines hohen Dichters seelisches Schicksal in allen Schwin gungen wissender Stärke und gläubiger Zartheit empfing und sormtr. Neinhold Stahl. Prager Tagblatt vom AI. III. 1S24. 40 o/o Rabatt und 7/6