Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.08.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-08-09
- Erscheinungsdatum
- 09.08.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19100809
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191008095
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19100809
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-08
- Tag1910-08-09
- Monat1910-08
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
9040 v«rsmrl»u >. d. rq«». »E»»dii Nichtamtlicher Teil. 182, 9. August 1910. München ihren Anteil hatte. Die Malerei, durch die Schule Pilotys auf Gegenstände geführt, die das Inter esse des Publikums im höchsten Grade fesselten, schuf Vor bilder genug, und bald konnte die Hanfstaenglsche Kunst anstalt in der Reproduktion von Gemälden eine ebenso fruchtbare wie erfolgreiche Tätigkeit entfalten. Die Zahl der Verlagsobjekte wuchs enorm. Auch auf diesem Gebiete fielen aber dem unternehmenden Kunstverleger die Früchte nicht mühelos in den Schoß. Alles, was heute durch die Er rungenschaften der entsprechenden Industrien so leicht und so sicher hergestellt wird, mußte damals Schritt um Schritt mühevoll erzwungen werden. Die Fragen der Beleuchtung, der richtigen Wiedergabe der Tonwerte, der Orthochromie waren schwierig genug; sie mußten durch Erfahrung und Versuche oft von Fall zu Fall gelöst werden, und hier den gerechtfertigten Wünschen der Künstler gerecht zu werden, dazu brauchte es viel mehr eigenen künstlerischen Gefühls als heute, wo orthochromatische Aufnahmen mit Spezial apparaten, Gelbscheibe und besondern Platten auch dem hand werksmäßig Arbeitenden geläufig sind. Die Künstler waren bald der trefflichen Leistungen des Hanfstaenglschen Institutes froh, das durch seine Verviel fältigungen nicht nur dazu half, den Ruhm der Maler über Land und Meer zu verbreiten, sondern ihnen auch neue Ein nahmequellen erschloß. Was die Reproduktionen, d. h. was der Ertrag der Reproduktionsrechte für die Malerschaft wirt schaftlich wert ist, davon hat das Publikum kaum eine Ahnung — für viele bedeuten diese Dinge ja viel mehr als die Ein nahme durch Verkäufe. Edgar Hanfstaengls Streben und Unternehmungslust ging nun darauf hinaus, jede Vervollkommnung der Technik seiner Anstalt zunutze zu machen und in der Anstalt wiederum jede neu eingeführte Technik künstlerisch zu vervollkommnen. Die reine Photographie genügte dem immer höhere An sprüche stellenden kultivierten Geschmack der Neuzeit nicht mehr. Ihr fehlte die absolute Dauerhaftigkeit, die schöne Ruhe des Tons, das reine und intensive Licht, das die Er zeugnisse manueller künstlerischer Graphik vor der Photographie voraus hatten. Zumal als man begann, die Schätze alter Kunst durch photomechanische Vervielsältigung immer mehr für das Volk fruchtbar zu machen, Galeriewsrke zu schaffen, unschätzbare Hilfsmittel für das Kunststudium, allen zu gänglich, herzustellen, wurde das Bedürfnis nach edleren Reproduktionsverfahren immer lebhafter. Edgar Hanfstaengl hat die beiden vornehmsten Verfahren, die es gibt, den so genannten Kohle- oder Pigmentdruck und die Photogravüre in seinem Institut eingeführt und zu höchster Voll kommenheit entwickelt. Der Kohledruck gibt vermöge seiner Eigenart das Jmpasto des Originalgemäldes bis zur Greifbarkeit wieder, die Photogravüre hat den graphischen Reiz, die samtenen Tiefen, die weiche Ruhe des Tons, die Schabkunst- und Aquatintablätter aus zeichnen. Und erst mit diesen Errungenschaften hatten die mechanischen Bildreproduktionen eine Stufe erreicht, die auch dem höher entwickelten Kunstgeschmack genügte, war die Nachbildung der alten und neuen Bildwerke imstande, als Wandschmuck auch im kultiviertesten Heim ein Original zu ersetzen, dem Sammler und Forscher in der Mappe vollen, ungetrübten Genuß zu gewährleisten. Auch die Vervoll kommnung des Lichtdruckoerfahrens wurde im Hansstaengl- schen Institute mit gleicher Intensität betrieben, und damit war die Möglichkeit gegeben, Bildreproduklionen von großer Schönheit und hoher technischer Vollendung zu billigem Preise für den Massenbedarf zu liefern. Es wurde auch in diesem Relief-Druckverfahren eine Stufe erreicht, die man vordem kaum für möglich gehalten hätte: sorgfältig ge arbeitete Lichtdrucke sind für den Laien von der Gravüre längst kaum mehr wegzukennen. Außerdem hat die Anstalt nach und nach ihre Werkstätten auch für die Buchdruck verfahren, die zinkographische Netz- und Strichätzung einge richtet. Mit diesen technischen Hilfsmitteln ausgerüstet, konnte Edgar Hanfstaengl seiner Firma nach und nach die über ragende Stellung auf dem Gebiete der künstlerischen Re produktion modernen Stils erobern, die sie heute einnimmt. Er konnte in Einzelblättern und Serienwerken die Meister werke alter Kunst so wiedergeben, daß deren Freund und Kenner sie in einer Vollkommenheit genießen kann, die eben nur das Original selbst noch übertrifft, nicht aber auch die künstlerischste Kopie, selbst wenn sie von Meister hand gefertigt ist. Die Hanfstaenglschen Bände mit den Holbein-Handzeichnungen aus Windsor-Castle ersetzen sogar vollwertig das Original selbst; aller materielle Reiz der Blätter bis auf die kleinen Zufälligkeiten, die Papier oder Rötelfiist mit sich brachten, ist gewahrt. So wurden dann auch die Bilderschätze der Galerien zu München, Dresden, Berlin, Kassel, der Lichtenstein - Galerie zu Wien, der Museen von Amsterdam, dem Haag, Haarlem, Brüssel, dem Buckingham-Palast in London usw. in großartigen Sammel werken veröffentlicht, und die Aufnahmen sowohl als die Ausarbeitung der Reproduktionsplatten sind so ge lungen, daß man die Originale in diesen Blättern nicht uur ahnen und ihrer Gegenständlichkcii nach verfolgen, sondern daß man sich auch ihrer rein künstlerischen Qualitäten freuen kann. Eins der letzten dieser Werke, das großartigste von allen, dessen Vollendung Hosrat Edgar Hanfstaengl noch erlebte, ist das über die Galerie des Prado in Madrid — sechzig Riesenblätter mit den Meisterbildern des Velasquez, Tizian, Murillo, Dürer, Goya u. a. Es ist nur verhältnismäßig wenigen gegönnt, diese Herrlichkeiten an Ort und Stelle zu schauen — hier ist dem Kunstfreunde Gelegenheit gegeben, von der Scholle aus einen Blick in die ferne Wunderwelt zu tun, der entzückt und begeistert. Und an diesem Werke läßt sich darum so recht der Wert wahrhaft künstlerischer Nachbildungen messen! Auch an einzelnen Blättern ist in der beredeten Technik in der Hanfstaenglschen Anstalt ganz Hervorragendes geleistet worden, was von dem Wunsche ihres Leiters, das denkbar Beste zu bieten, Zeugnis ablegt. Man denke nur an die Riesenkopie der Hauptgruppe von Raffaels Sixtinischer Madonna in Dresden, an Dürers schönes Selbstbildnis, an einige der herrlichsten Köpfe Rembrandts, dessen Werke sich so ganz be sonders für die Wiedergabe in Gravüre eignen. Auch ein neues Verfahren für farbige Reproduktion, eine Verbindung von Kupferätzung mit anderen Techniken, wurde eingesllhrt und ihm der Name »Faksimile-Aquarell« gegeben. Es hat etwa den Charakter der alten Farbstiche und Schabkunstblätter des achtzehnten Jahrhunderts, vereinigt aber mit deren duftiger Tonigkeit größere Tiefe der Schattenpartien. Mit verblüffender Wirkung wurde so vor allem Rembrandts »Mann mit dem Goldhelm» reproduziert und eine ganze Serie der vornehm anmutigen Frauenporträte der Reynolds, Gainsborough, Bildnisse von Franz von Lenbach, F. A. von Kaulbach und anderen. In bezug auf künstlerische Reproduktion für den Wand schmuck war damit wohl das denkbar Reizvollste und Kost barste gegeben, und der Ruhm des Hauses verbreitete sich während des mehr als vierzigjährigen Wirkens von Edgar Hansstaengl nicht nur vom Münchener Stammhause aus, sondern auch durch die Tätigkeit bekannter Filialen in London und New Dark. In früheren Jahren find auch ungezählte, reich aus gestattete Prachtwerke im Hanfstaenglschen Verlage er-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder