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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1910
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- Deutsch
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- Saxonica
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9318 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 189, 17. August 1910. widmeten; die Art und Weise, in der sie diese Werke aus- zusllhren wußten, ist so ausgezeichnet, daß der Anblick der artiger Bände auch heute noch eine wirkliche Augenweide und ein Gegenstand der Bewunderung ist. Eine der interessantesten Eigentümlichkeiten der nieder ländischen Drucklunst des siebzehnten Jahrhunderts ist die Herausgabe einer unübersehbaren Anzahl von Werken, die von Ausländern geschrieben waren. In dieser Hinsicht möchte ich Ihre Aufmerksamkeit vor allem auf eine Reihe von Werken lenken, Ausländern zu verdanken, die aus religiösen oder politischen Beweg gründen genötigt gewesen waren, ihr Land zu verlassen, und in Holland eine sichere Zuflucht, oft sogar eine zweite Heimat gefunden hatten; denn hier wurden sie mit der größten Gastfreundschaft ausgenommen; hier konnten sie srei arbeiten; hier in Holland fanden sie, ohne von der Zensur oder durch willkürliche Verordnungen behindert zu sein, Verleger für ihre Arbeiten, und noch dazu Verleger, deren Handels geist diese Bücher weit über die engen Grenzen ihres Landes hinaus zu verbreiten wußte. Holland ist stolz darauf, daß es so viele bedeutende Denker, so viele eigenartige und ausgezeichnete Schriftsteller mit so verschiedenartigen Ansichten und Fähigkeiten in seinem Lande vereinigt hat, die unter dem Schutze seiner Gesetze und seiner Freiheiten gelebt haben. Es ist uns nicht gleich gültig, wenn wir von einem berufenen ausländischen Schrift steller die Zeilen lesen: »Alle geächteten Bücher, alle Bücher, die Vorläufer großer politischer Erschütterungen waren, wurden in den Vereinigten Niederlanden gedruckt; dort wurde die periodische Presse geboren, dort sind die ersten Revuen ins Leben gerufen worden«. Als ich die Titel der hauptsächlichsten dieser Bücher und Zeitschriften zusammentrug, die in den Niederlanden in fremden Sprachen herausgegeben worden sind, habe ich damit zeigen wollen, daß diese von mir angeführten Worte nicht übertrieben sind. Die Ihnen überreichte Sammlung wird Ihnen ge- gestatten, die Lage des holländischen Buchhandels in jener Zeit zu übersehen, und zwar hauptsächlich im Hinblick auf die Verbindungen, die unsere Buchhändler damals mit dem Ausland unterhielten. Sie werden daraus feststellen können, welch außerordentlichen Unternehmungsgeist sie auf dem Gebiete des Buches bekundet, wie ihre Verbindungen in alle Städte Europas sich ausgebreitet haben, wo Bücher ge funden und verkauft wurden. Einige hie und da zwischen die gedruckten Stücke ein geschalteten handschriftlichen Dokumente werden Ihnen einen Begriff davon geben, wie sehr das holländische Druckmaterial damals im Auslande geschätzt war wegen der Geschicklichkeit, mit der die alten Schriften geschnitten und gegossen wurden. Sie werden auch sehen, daß dis Ausländer unsere Setzer und Drucker wegen ihrer ausgezeichneten Arbeit gesucht und sich bemüht haben, sie für ihre eigenen Druckereien zu gewinnen. Ich habe mich, meine ausländischen Herren Mitglieder des Kongresses, notwendigerweise beschränken müssen in der Auswahl der Dokumente, die ich die Ehre habe, Ihnen zu bieten. Dies nicht allein, weil das vorhandene Material so umfangreich ist, sondern auch, weil es große Schwierigkeiten machte, das zu finden, was ich suchte und was ich Ihnen geben wollte. So sind die heimlichen, verbotenen Ausgaben meist derartig selten, daß man nur wenige Exemplare davon kennt; daß dies gerade die interessantesten und merkwürdigsten sind, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Als ich meine kleine Sammlung von Dokumenten zu sammenbrachte, habe ich hauptsächlich den Zweck verfolgt, nach Maßgabe meiner schwachen Mittel zur Geschichte des Buches beizutragen. Denn, meine Herren, sind die Ent stehung und die Schicksale eines Buches oft nicht ebenso bemerkenswert und interessant wie das Leben und die Schicksale eines Menschen, der in seinem Dasein die Aufmerk samkeit auf sich gezogen hat? Ist das Werden eines Werkes von einer Persönlichkeit wie Galilei, Descartes, Pascal, Comenius, Böhme, Hobbss, Locke, Lesage, Montesquieu, Prövost, Voltaire, Rousseau und vieler anderer nicht in hohem Grade interessant für die Kenntnis der Zeit, in der diese Männer lebten, und sür das Studium ihrer Persönlichkeit? Ist es nicht ergreifend, die Schwierigkeiten sestzustellen, die besiegt werden mußten, damit die Werke Galileis gedruckt werden konnten und ein Verleger für sie gefunden wurde? Ist es nicht interessant, zu erfahren, wie man es angreifen mußte, in Amsterdam die kroviveiolss von Pascal und das berühmte Leben dieses großen Denkers von Mme. Pörier-Pascal, seiner Schwester, erscheinen zu lassen; oder wie Locke dazu kam, in Amsterdam Unterstützung zu suchen und eins seiner bedeutendsten Werke durch einen seiner Amsterdamer Freunde in Gouda drucken zu lassen? Muß ich Sie daran erinnern, daß Voltaire, dem die Zensur wiederholt untersagte, seine Bücher in Frankreich erscheinen zu lassen, die merkwürdigsten Verfahren anwandte, um seine Werke in der Schweiz, in Deutschland, in England oder in Holland und endlich heimlicherweise in Frankreich selbst drucken zu lassen? Wie er trotz seiner Gewandlheit und Arglist in Holland mit Verlegern zusammenstieb, die von seinen Machenschaften wenig entzückt waren und seine Intrigen vereitelten? Warum hat La Rochefoucauld sein erstes Werk im Haag erscheinen lassen? Warum ist das Werk über Madame, die Gemahlin des Herzogs von Orleans, von Madame de Lafayette lange nach ihrem Tode in Holland heraus gegeben worden? Es bleibt mir noch übrig, Ihre Aufmerksamkeit auf eine große Anzahl von Reproduktionen zu lenken, die, wie mir scheint, als von großer Wichtigkeit erachtet werden müssen, nicht wegen der außerordentlichen Seltenheit dieser Dokumente, sondern weil sie in ganz besonderer Weise die Zeit und die Umstände charakterisieren, in und unter welchen sie geschrieben und veröffentlicht worden sind. Ich meine die holländischen Zeitungen. Ein neuerer Schriftsteller hat mit Bezug auf sie geschrieben: »Mit Ausnahme einer eng begrenzten offiziösen Presse sind die gedruckten Blätter der ins Ausland geflüchteten Publizisten, der Kölner Neuigkeits krämer und der giftigen holländischen Zeitungsschreiber in Frankreich verboten, deren Zeitungen trotz der Schranken, die man gegen sie aufzurichten sich bemühte, ganz Frankreich überschwemmten«. Diese Publizisten haben in Europa nicht wenig Unruhe angestiftet, in Holland mindestens ebensoviel. Wenn Holland zu jener Zeit nicht vollständige Freiheit des Drückens gestaltete, so konnte die Lage der holländischen Druckerei doch nicht mit derjenigen im übrigen Europa ver glichen werden, wo der Druck von Werken den strengsten willkürlichen Verordnungen unterworfen war. Wenn Holland diese Freiheit bewilligte, von der ein so vernünftiger Gebrauch gemacht wurde, so war es auch den Schwierigkeiten aus gesetzt, die chm diejenigen Regierungen schufen, die in diesen Zeitungen so scharf kritisiert und angeklagt wurden. Es ist eine geschichtlich feststehende Tatsache, daß diese Schriften und die ihnen bewilligte Erscheinungsfreiheit für Ludwig XIV. eine der Hauptursachen gewesen sind, die ihn dazu trieben, dem vorlauten Holland den Krieg zu erklären. Es ließe sich eine sehr interessante Geschichte schreiben über die Verhandlungen von Estrade und Aoaux, den Ge sandten Ludwigs XIV, mit den Generalstaaten und mit dem Magistrat von Amsterdam über die mehr als boshaften
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