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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1910
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- Deutsch
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- Saxonica
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9680 BSrlmblaU d. Dtlchn. Buchende!. Nichtamtlicher Teil. 198. 27. August 1910. im Berlage, noch immer im Anfaugsstadium sich befindet. Jedenfalls ist der Gedanke wert, reiflich überdacht zu werden, wenn ich auch vorläufig eine Möglichkeit seiner Ausführung nicht sehe. Im Begriff, diese Zeilen dem Druck zu übergeben, geht mir Nr. 219 der Mitteilungen des Deutschen Ver legervereins vom 16. August 1910 zu. Auch der Vorstand des Verlegervereins verschließt sich nicht den Befürchtungen, die die Zunahme der Vereins buchhandlungen. die in den letzten Jahren erfolgt ist, er regen müssen. Er erkennt an, daß diese Vereinsbuch handlungen den Sortimentsbuchhandel durch den starken Wettbewerb gefährden, ebenso wie sie den Verlegern, die bisher auf den Gebieten arbeiteten, einen Wettbewerb bereiten, bei dem sie ohne Zweifel im Vorteil sind. Der Vorstand des Verlegervereins macht seine Mit glieder darauf ausmerksam, daß sie sich klar sein müssen, daß jede Förderung, die sie derartigen Neu gründungen zuteil werden lassen, geeignet ist. ähn liche verwandte Unternehmungen ins Leben zu rufen. Trotz der ungemein vorsichtigen Fassung dieser Er mahnung darf man wohl erwarten, daß die Mitglieder des Verlegervereins sür die gutgemeinte Warnugg ihres Vor standes nicht taub sein werden, und daß es nicht erst des Eingreifens des Börsenvereins bedürfen wird, wenn es sich darum handelt, die Verkaussordnung in allen ihren Teilen zur Durchführung zu bringen. Wie ich den Buchhandel erlernte. k. Es dürfte wohl vierzig Jahre her sein, als ich diesen Sah zum erstenmal erblickte, und zwar auf einem dünnen Kleinoktav büchlein von H. Starke, das ich in der Geschästsbibliothek meines Lehrherrn fand und sofort in einem Zuge durchlas, selbstverständlich außerhalb der Geschäftszeit. Mein Lehrherr hatte 1869 seine Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung, ver bunden mit Leihbibliothek, Papier- und Lederwarenhandlung, er öffnet und war eifrig bestrebt, seinem Geschäft Kunden zuzuführen. Dazu halfen ihm ein Gehilfe und zwei Lehrlinge, von denen einer ich war. Mein Prinzipal war Sachse und ein Heller Kopf, was schon daraus zu ersehen, daß er mich bei meiner ersten Vorstellung an ein Pult stellte, mir Brief bogen, Kuvert und Federhalter in die Hand gab und mich aufforderte, sofort ein möglichst flottes Bewerbungs schreiben um die bei ihm offene, von mir gewünschte Lehrlingsstelle abzufassen. Nachdem dies zu feiner Zufriedenheit erledigt war, wurden meine Schulzeugnisse durchgesehen, dann wurde ich über alles mögliche und unmögliche ausgefragt, auch einige französische Fragen wurden an mich gerichtet, die ich zu fälligerweise beantworten konnte, worauf der Lehrvertrag ab geschlossen wurde. Die buchhändlerische Welt stand mir offen. Ich hatte Aussicht, da mir die großen Buchhändler Cotta und Brockhaus noch unbekannt waren, wenigstens ein zweiter Spamer zu werden, von dessen Verlagswerken ich schon verschiedene ge lesen hatte und im Geschäfte meines Lehrherrn in größerer Anzahl vorfand. Aus den kühnen Ideen ist allerdings nichts ge worden. Vorerst hieß es tüchtig arbeiten und das in dem Büchlein von Starke Gelesene in der Praxis kennen lernen. Von 7—7 im Sommer, von 7*/,—8 Uhr im Winter, mit kurzer Mittagspause, ebenso an den Sonntagvormittagen standen wir nun Tag für Tag auf dem Posten, um möglichst große Quantitäten und Qualitäten von Literatur zu ver schleißen. Auch nach Gefchästsschluß mußte ich an vielen Tagen antreten, um mit dem Prinzipal die Buchführung auf dem laufenden zu erhalten. In den ersten Tagen des Januar mußten die Kundenrechnungen hinaus und die Buchhändlerkonten summiert sein. Dabei fand man immer noch Zeit, aus der Leihbibliothek zu Hause die verschiedenartigsten Werke zu lesen; denn als Leih bibliothekar mußte man doch einiges über den Inhalt vielgelesener Werke wissen. Auch wurde sehr darauf gehalten, daß wir »Stifte« uns die Titel neuer Bücher gut einprägten, daß wir nötigenfalls Inhaltsverzeichnis und Vorwort anguckten, um einigermaßen einen Begriff von dem Inhalt zu erlangen. Das Einräumen der nicht mehr zu versendenden Neuigkeiten und der Lagerergänzungen in das nach Wissenschaften geordnete Lager war Sache von uns Lehrlingen, nachdem die Bücher von dem Gehilfen oder Prinzipal nach Wissenschaften geschieden waren. Daß uns dabei manche Schnitzer unterliefen, ist begreiflich, wenn auch solche Versehen wie die von Starke in »Wie ich den Buchhandel erlernte« erwähnten, — Kompert, am Pflug, unter Landwirtschaft; Scribe, Nordstern, unter Astronomie — nicht vorkamen. Das Ordnen der Fakturen war damals viel einfacher als heute, denn man hatte fast aus schließlich mit Personennamen zu tun und nicht wie heute mit einer sehr großen Anzahl anonymer Firmenbenennungen, denen womöglich mehrere Adjektive usw. vorausgehen. Nachdem man zum Ausschreiben der Bestellungen aus dem Bestellbuche avanciert war, lernte man allmählich auch die Ge heimnisse der buchhändlerischen Verzeichnisse, Verlagskataloge und des Volckmarschen Katalogs kennen. Der Volckmarsche Barsorti mentskatalog war damals noch sehr dünnleibig, aber trotzdem schon das von uns meistbenutzte bibliographische Auskunftsbuch. Kopflose Zettel durften nur in ganz seltenen Ausnahmefällen nach Leipzig gehen, weil der Auskunftgroschen gespart werden sollte, und zweitens, weil wir im Gebrauch der Kataloge geübt werden sollten. Der Krieg von 1870 wies dem Sortiment neue Bahnen. Hatte mein Lehrherr bisher die Kolportage schon einigermaßen gepflegt, so war die Kriegsliteratur Veranlassung, der Kolportage erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Viele Tausende von Kriegs karten und Kriegsgeschichten wurden auf dem Wege der Kolportage abgesetzt. Das Kolportagegeschäft nahm einen großen Umfang an; aber es hatte auch eine bedenkliche Schattenseite. Gar mancher Kolporteur, der vom Sortimenter erst aufgefunden und eingedrillt werden mußte, sagte seinem Chef plötzlich die Gefolgschaft auf und stellte sich auf eigene Füße, wobei die Abonnenten meistens mitgingen. Gegen diesen Kundenraub war damals nicht viel zu machen. Auch heute kommt diese Gepflogenheit mancher Kolporteure nicht selten vor, wie man öfter in Kolportage zeitungen lesen kann. Damals waren aber die Vorteile — und Nachteile — der Gewerbefreiheit und der Bezug aus der bekannten einen Hand noch wenig bekannt. Jedenfalls nahm die Kolportage in den siebziger Jahren einen mächtigen Aufschwung, an dem das Sortiment schon durch seine Heranbildung geeigneter Kolporteure einen großen Anteil hat. Daß das Sortiment allmählich anfing, sich stark zu über legen, ob es der Kolportage in seinem Betriebe einen größeren Umfang einräumen könne, darf man ihm nicht verdenken, denn niemand züchtet sich gern seine Konkurrenten selbst. Dies sollten manche Verleger von heute bedenken, die dem Sortiment in dieser Beziehung den oft ganz ungerechtfertigten Vorwurf der Nichtverwendung machen. . Der Kolportagebetrieb von eingerahmten Farbendrucken auf Abschlagszahlung wurde von meinem Lehrchef sehr erfolgreich ausgenommen und geführt, bis die Kolporteure versuchten, das Geschäft auf eigene Rechnung und Gefahr zu machen. Gedanken lose Kunsteiferer haben sich damals über diese angeblichen Klecksereien aufgehalten, ohne zu berücksichtigen, daß der Arbeiter, der kleine Handwerker kein Geld dazu hat, sich einen teuren Kupferstich oder ein Gemälde an die Wand zu hängen. Außer dem kamen diese Farbendrucke der Freude des Volkes am Farbigen entgegen. Farbe ist ja heute wieder ein zugkräftiges Schlagwort geworden. Wir konnten übrigens in der Handlung meines Lehr chefs auch mit billigen wirklichen Ölgemälden dienen, die aller dings nicht von einem Dürer und Menzel herrührten, sondern nach der Elle gemalt waren. Viele Leute abonnierten damals nur wegen der billigen Bilderprämien, die Stuttgarter Verleger ihren Zeitschriften zu- gaben. Dann kamen andere Verleger und gaben goldene Broschen, Ketten, Kleiderstoffe für Frauen, zum Aufhängen fertige Oldruck bilder, Lotterielose usw. als Prämien, die »wirklich danach waren« und dem Buchhändler viel Schererei wegen ihrer Minderwertig keit verursachten. Schließlich wurden die Prämien ganz verboten.
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