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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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218, 20. September 1SI0. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d.svtsHn. Buchhandel. 10745 vor Opfern zurück, wenn er das Gute fördern konnte. Es war fein Stolz, die angesehensten Namen — bald in kleinerer, bald in größerer und größter Vertretung — in seinem Verlage zu ver einigen. Eine große Freude bereitete es ihm, als ihn die Uni versität am s. August 1883 »wegen seiner in der Führung seines Verlages bewiesenen wahren Wertschätzung und opfer bereiten Hochhaltung der Wissenschaft« zum Ehrendoktor er nannte. Das Idiotikon, die Bibliothek älterer Schriftwerke der Schweiz, das schweizerische Künstlerlexikon waren ihm liebe Pflegebefohlene, und daß seine Druckerei den ersten Band der schönen Festschrift sür das eidgenössische Polytechnikum <ISOS> Herstellen durste, sreule ihn sehr, obgleich er damals im Begriffe stand, nach sünszigjähriger Arbeit das Geschäft in die Hände seiner längst neben ihm tätigen Söhne zu legen. Aber auch die Jahre der Zurückgezogenheit, die nun folgten, ließen den energischen Geist nicht ruhen. Fortwährend arbeitete er noch sür das Geschäft und war daneben eifrig bemüht, durch Lektüre sich ein richtiges Verständnis sür die Forderungen einer modernen, anders gearteten Zeit zu verschaffen. Selbst mit der modernen Kunst strebte er in ein klares Verhältnis zu kommen. Fröhlich hatte er den achtzigsten Geburtstag im Kreise von Kindern und Enkeln, lieben Freunden und Verwandten gefeiert; dann nahte allmählich eine ernste, oft düstere Stimmung, gegen die auch die treueste Pflege nicht auszukommen vermochte. Rasch und gnädig zugleich setzte der Tod dem fruchtbaren, arbeitsreichen Leben ein Ziel. In der Friedhofkirche von Frauenfeld brachte Herr Ebell dem Verstorbenen in warm empfundenen Nachrufe den Dan! unseres Vereins dar. — Mußte den bis jetzt Geschilderten ein friedlicher Tod nach getreulich vollendetem Lebenswerk als Erlöser erscheinen, so stehen wir bei einem weiteren Todesfall vor der er schütternden Tagik, daß ein Menschenleben in der höchsten Fülle seiner Kraft wie vom Blitze getroffen zusammenbricht, und daß da, wo wir auf einen treuen Freund und Weg genossen rechnen zu können glaubten, uns von heute auf morgen eine unaussüllbare Lücke entgegengähnt. Einem Unglücksfall ist am 12. Januar unser Arnold Huber zum Opfer gefallen. Freilich war es nicht der Arnold Huber, wie wir ihn zum letzten Male vor einem Jahre an dieser Stelle sahen, das Bild vollendeter Kraft und Männlichkeit, der ritterliche Leiter unserer Verhand lungen. Unsagbares Leid, das ihn im Herbste getroffen, hat ihn, den an Leib und Seele gebrochenen Mann, dem Tode als leichte Beute ausgeliefert. Was Arnold Huber uns allen gewesen als Freund und Kollege, das steht in unseren Herzen eingegraben. Was er aber unserem Vereine, ja unserem gesamten Berufe noch hätte werden können, wie sehr er uns in den vielen Fragen, die jahraus, jahrein an uns herantreten, fehlen wird, das wagen wir uns nicht auszudenken. Arnold Huber war ein Mensch von goldlauterem Cha rakter, zu dem man auf den ersten Blick Zutrauen fassen mußte. Von einer eminenten Schaffenskraft, mit umfassender Bildung ausgestattet, und von ruhigem, sicherem Urteil, war er der geeignete Mann, um an den Arbeiten unseres Ver eins hervorragenden Anteil zu nehmen. So sehen wir ihn als Delegierten der Schweiz an den Verlegerkongressen in London, Leipzig und Mailand, 1906 an der vom Vorstande des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine einberufenen Ver sammlung in Kassel und als Vertreter unseres Vereins an den Kantateversammlungen in Leipzig im Jahre 1905. Auch dem Rechnungsausschuß des Börsenoereins hat der Verstorbene seit dem Jahre 1908 angehört. Überall an diesen Orten hat er sich durch sein Auftreten die wärmsten Sympathien aller, mit denen er zusammengetroffen, erworben. In den Vor stand unseres Vereins trat er an Stelle seines Vaters im Jahre 1906 ein und wurde seinen Vorstandskollegen ein Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. lieber und äußerst wertvoller Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 1908/09 stand er an der Spitze unseres Vereins und hat durch die gewissenhafte und taktvolle Durchführung der En queten über die Gehilfenverhältnisse in der Schweiz und über die Adreßbnchbereinigung einen vollgültigen Beweis seines Geschickes geliefert. Seine vornehme Gesinnungsart spiegelte sich auch in der Führung seines Geschäfts wider, und leicht verständlich wird dadurch das in den meisten Fällen geradezu freund schaftliche Verhältnis zu seinen Autoren. Es ist begreiflich, daß ein Mann von solchen Eigen schaften auch auf anderen Gebieten des öffentlichen und ge schäftlichen Lebens zur Besetzung verantwortlicher Stellungen herangezogen wird. Als Mitglied der Aussichtskommisston der thurgauischen Kantonsschule und des Verwaltungsrates der dortigen Hypothekenbank hat Arnold Huber der Öffent lichkeit gedient; auch dem Verein schweizerischer Buchdruckerei besitzer stellte er seine Kenntnisse zur Versügung. Seine liebste außergeschäftliche Betätigung jedoch, der er alle seine freie Zeit widmete, war der Militärdienst. Mit Leib und Seele Soldat, verfügte er über erstaunlich tief gründige theoretische Kenntnisse, besonders seiner Waffe, der Artillerie, so daß er vom Bundesrat in die eidgenössische Artilleriekommission berufen wurde. Aber auch als prak tischer Truppenführer, zuletzt als Kommandant des Feld- artillerieregiements 12, hat er den von seinen Vorgesetzten gehegten Erwartungen in vollem Maße entsprochen. Der Entschluß, den Bundesrat auf Neujahr uni Enthebung von seinem Kommando zu bitten, hat ihn einen schweren Kampf gekostet. Im Hinblick auf die geschäftliche Überlastung, und wohl auch im Gefühl seiner untergrabenen Gesundheit mag er diesen Schritt unternommen haben. Noch scheint es uns unfaßlich, daß dieser im wahren Sinne des Wortes edle Mensch für immer von uns ge gangen sein soll, und gerade diese Tage unseres Zusammen seins werden uns sein Fehlen wieder doppelt fühlbar machen. Lassen Sie mich noch kurz die Angaben über den äußeren Lebensgang unseres Freundes aufzählen, wie ich sie zum Teil der »Thurgauer Zeitung« entnommen habe: Herr Arnold Huber ist am 5. Juni I86S als ältester Sohn des Herrn vr. I. Huber in Frauenseld geboren worden. Sein Vater, der bekannte Verleger, hat dem Sohne in zielbewußtem Bildungsdrange eine gediegene und weitsichtige Bildung zu kommen lassen. Nachdem Arnold Huber die Schulen seiner Vater stadt und süns Gymnasialklassen der thurgauischen Kantonsschule durchlaufen hatte, kam er an das Gymnasium in Neuenburg, um seine Gymnasialbildung abzuschließen und gleichzeitig sich mit der französischen Sprache vertraut zu machen. Der Verstorbene hat dort in sremdem Sprachgebiet nach zweijährigem Studium glänzend die Maturitätsprüsung bestanden. Es solgten einige Semester an der Universität Berlin, die haupt sächlich der Literatur gewidmet waren, serner eine Lehrzeit als Sortimentsbuchhändler bei der Firma Schmid, Francke L Co. in Bern, eine Lehrzeit als Buchdrucker bei Breitkops L Härtel in Leipzig, eine praktische Tätigkeit im heimischen Geschäfte in Frauenseld und schließlich längere Aufenthalte zu weiterer Aus bildung in Paris und London. So konnte dann im Jahre 1890 Arnold Huber mit reicher Ausrüstung an literarischer Bildung, praktischen Kenntnissen und geweitetem Blick in das ausblühende väterliche Geschäft eintreten und dort seine jungen Kräfte und sein reiches Können zu voller Entfaltung bringen. Es war eine dankbare Ausgabe, in welche das praktische Leben den jungen Mann hincinstellte. Der Hubersche Verlag hatte bereits seinen Rus über die Grenzen der Schweiz hinaus, und diesen Rus zu festigen und das Verlagsgeschäst weiter aus zubauen, das war das Ziel, an das Arnold Huber sich mit Lust und Freude und mit einer Arbeitskraft heranmachte, die sich alles glaubte zumuten zu dürsen. Der junge Verleger, dem neben tüchtiger Geschästskenntnis ein seiner literarischer Sinn und künstlerischer Blick eigen waren, 1397
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