Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19100920
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191009203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19100920
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-09
- Tag1910-09-20
- Monat1910-09
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
218, 20. September 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. ü. Dtschn. Buchhandel. 10743 Ravensburg in Stellung, von 1872 bis 1874 konditionierte er in der Spemann'schen Buchhandlung in Stuttgart. Nach Hause zurückgekehrt, übernahm er im väterlichen Geschäft (Lüdin L Walser) den buchhändlerischen und kaufmännischen Teil. Nach dem Tode des Vaters, Matthias Lüdin, übernahm er zusammen mit seinen Brüdern Adolf und Fritz das Geschäft, das unter der Firma Gebrüder Lüdin weitergeführt wurde. Der Firma, die bis dahin Buchhandlung, Buchdruckerei und Papeterie betrieb, wurde nach und nach noch eine Buchbinderei und eine Anstalt für Herstellung von Klischees beigefügt, und überhaupt der Betrieb wesentlich ausgestaltet und vergrößert. Während seines ganzen Lebens war August Lüdin von Kran- heiten verschont geblieben; schwere Schicksalsschläge in der Familie gingen aber nicht spurlos an ihm vorüber, und Ende 1908 zeigten sich die Anfänge eines Leidens, das, erst nicht schlimm eingeschätzt, nach genauer Untersuchung sich aber als gefährliche Herzkrankheit erwies. Im Laufe des Jahres 1909 machte das Leiden Fort schritte, und am 18. Oktober erlöste der Tod den geduldigen Kranken vvn schweren Qualen. Am 27. Oktober ist ein Mann von uns gegangen, der sich um den schweizerischen Buchhandel Verdienste erworben hat, die ihm ein dauerndes dankbares Andenken sichern werden: Herr Karl Schmid in Bern ist nach einem beinahe zweiundachtzigjährigen reichgesegneten Leben durch einen sanften Tod von den Beschwerden des zunehmenden Alters erlöst worden. Die jüngere Generation hat Herrn Schmid kaum mehr persönlich gekannt; aber bei dem vor drei Jahren in Olten gefeierten fünfundzwanzigjährigen Jubiläum des Vereinssortimentes ist uns allen das hohe Verdienst des Verstorbenen um das Zustandekommen dieses Instituts wieder recht eindringlich vor Augen geführt worden. Die Gedenktafel, welche die dankbaren Berufsgenossen den zwei Gründern des Vereinssortimentes aufgestellt haben, sollte nur ein äußeres Zeichen dafür sein, wie unzertrennlich die Namen Schmid und Körber mit der Geschichte des Vereins sortimentes und damit auch des schweizerischen Buchhandels verknüpft sind. Auch als Mitglied des Vorstandes des schweizerischen Buchhändlervereins in den Jahren 1868—70 und 1879—83 hat Herr Schmid seine Kräfte in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Das Bildnis, das wir diesem Jahresbericht beigeben, wird namentlich denen eine liebe Er innerung sein, die dem Verstorbenen bei Lebzeiten nahetreten durften. Uber seinen Lebensgang vernehmen wir von ihm nahe stehender Seite: Herr Karl Schmid war geboren am 18. November 1827 in Meiningen. Er hat eine glückliche Jugend verlebt. Unter seinen Lehrern gedachte er besonders gern des Historikers Peter, dessen fesselndem Unterricht wohl seine Vorliebe für das Fach der Ge schichte zu danken war, und für die die Tatsache zeugt, daß Schmid in den verschiedenen Perioden seines Lebens dreimal die füns- zehnbändige Webersche Weltgeschichte gelesen hat. Schon früh zeigte sich in dem Knaben die Wanderlust, die er später in der Schweiz so schön betätigen konnte. Oft kehrte er noch im hohen Alter zu den fernen Jugendtagen zurück, da er sein geliebtes Thüringerland nach allen Richtungen durchstreift und überall bei gastlichen Verwandten freundliche Aufnahme gefunden hatte. Seine Lehrzeit brachte er von 1846—1850 in der Hermann- schen Buchhandlung in Frankfurt a. M. zu. Sein lebhafter Geist ließ ihn jede sich bietende Gelegenheit ergreifen, sein Wissen und Können zu vermehren. In Adolf Lesimple, dem nachmaligen Besitzer der Schmitz'schen Buchhandlung in Köln, und Wilhelm Schmidt, dem nachherigen Hofmusikalienhändler in Nürnberg, fand er gleichgesinnte Genossen, mit denen musiziert, Theater und Konzerte besucht, nicht weniger aber Literatur und Politik getrieben wurde. Damals herrschte noch strenge Zensur. Wenn aber die Polizei kam, nach verbotenen Dichtern, z. B. Heinrich Heine, zu forschen, so wußte man ihr ein Schnippchen zu schlagen. Die Wächter des Gesetzes fanden nichts, am allerwenigsten dort, wo der Heine ganz sicher saß: In den Köpfen der Lehrlinge, ie konnten ihren Heine halb auswendig. Fast noch mehr aber war ihr Sinnen auf Politik gerichtet. War Frankfurt doch sozu sagen das Herz des Freiheitsjahres 1848. Trotz strenger Aufsicht stahlen die Lehrlinge sich aus dem Geschäfte fort und brachten halbe Tage in der Paulskirche zu, um klopfenden Herzens den Rednern der Nationalversammlung zuzuhören. 1850 lenkte Schmid als wohlbestallter Gehilfe seine Schritte dem Süden, der Schweiz zu, die ihm eine zweite Heimat werden sollte. In Bern, in der Dalpschen Buchhandlung bot sich ihm bald Gelegenheit, seinen Mann zu stellen. Er war kaum ein Jahr dort, als sein Chef aus seinen zerrütteten geschäftlichen Verhältnissen keinen Ausweg mehr fand und freiwillig aus dem Leben schied. In der allgemeinen Ratlosigkeit verlor der junge, dreiundzwanzigjährige Gehilfe den Kopf nicht. Die Gläubiger beschlossen, ihm die Führung des Geschäfts anzuvertrauen, und wirklich gelang es seiner rastlosen Tätigkeit, die Verhältnisse zu ordnen, den gesunkenen Umsatz Jahr um Jahr zu heben und im Jahre 1866 das aufblühende Geschäft auf eigene Rechnung zu übernehmen. Einer seiner ersten Gehilfen und sein treuester Mitarbeiter war seine junge Gattin, Justine geb. Kupierschmid. Sie war das Glück seines Lebens, und er hat es nie überwunden, als sie ihm im Jahre 1893 durch den Tod entrissen wurde. Treue Freunde, von denen hier nur Karl Baedeker, Vater, genannt sei — Schicksalsfügung: aus einer berichtigenden Notiz für ein Reise handbuch hatte sich eine persönliche Freundschaft entwickelt — halfen ihm, den Kredit bei der deutschen Verlegerwelt zu heben, und so durfte der fleißige Sortimenter mehr und mehr wagen, auch unter die Verleger zu gehen. Eine seiner schönsten Unter nehmungen wurde die »Schweizergeschichte in Bildern«, ein Tafelwerk in Originalholzschnitten, das bis auf den heutigen Tag seine Lebenskraft nicht eingebüßt hat. Sein treuer Bundesgenosse war dabei der kunstsinnige Tylograph Rudolf Buri. Ein ganzer Künstlerstab sammelte sich um die beiden, von denen heute wohl nur noch der greise Maler Anker in Ins lebt. Andere waren Gustav Roux, Walthard, der Schlachtenmaler Beck, denen sich Schriftsteller beigesellten wie Or. R. O. Ziegler, Abraham Roth, der Bundesredakteur usw. Aus diesem Kreise ging »die illustrierte Schweiz« unter Zieglers Redaktion hervor, die Aufsätze, Erzählungen und Illustrationen brachte, wie sie in solcher Gediegenheit in unserer schnell fabrizierenden Gegenwart selten in Familienzeitschriften geboten werden. Dennoch mußte das Blatt wegen chronischen Defizits im Jahre 1874 sein Erscheinen einstellen. Papa Schmid war ein Feind jeder Reklame, und ganz kann auch das trefflichste Unter nehmen solcher nicht entraten. Was dann die spätern Jahre gebracht haben, wie das Murten album, das schweizerische Volkswirtschaftslexikon, Seippels »Die Schweiz im XIX. Jahrhundert«, Jeremias Gotthelf im Urtext usw., das mag man im Verlagskatalog Nachlesen. Dagegen sei Schmids persönlicher Freundschaft mit dem Kartographen Rudolf Leuzinger gedacht. Diesem Verhältnis entsprangen die Leuzingerschen Karten der Schweiz, die auch im Auslande dazu beitrugen, den Ruf der schweizerischen Terraindarstellungskunst zu mehren. Ein verwandtes Gebiet war die Alpenkunde. Schmid war ein Mit begründer des Jahrbuchs des 8. 6., das während 41 Jahren bei ihm erschien. Kein Kletterer im Sinne der heutigen Jung mannschaft, war er ein begeisterter Freund der Berge. Der höchste von ihm bestiegene Gipfel war wohl der Titlis. Aber unter den Vorbergen des Berner Oberlandes waren wenige, die sein Fuß nicht betreten hatte, und in der ganzen Schweiz nicht viel Pässe, über die er nicht mit Freunden gewandert war. Bücher wie Gottlieb Studers »Uber Eis und Schnee«, Arnold Halders »Bergluft« sind auf diesem Boden gewachsen. Auch für die nahen Beziehungen zum eidgenössischen topographischen Bureau und zur schweizerischen geologischen Kommission mit ihrem greisen Präsidenten Bernhard Studer sind hier die Anfänge zu suchen. Aus dem Verkehr mit Schulmännern, wie den Seminardirektoren Ruegg und Martig, entwickelte sich der pädagogische Verlag, dem sich naturgemäß manches Schulbuch in vielen Auflagen anschloß. Dem Vorstande des schweizerischen Buchhändlervereins hat Schmid nur während sechs Jahren angehört. Er liebte es nicht, mit seiner Person hervorzutreten. Dagegen hat er sich ein un vergängliches Verdienst erworben um den schweizerischen Gesamt buchhandel durch die an der Spitze des Berner Lokalvereins (mit dem für die damalige Notlage bezeichnenden Namen »Laden- 1396'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder