11486 BvrjenblaU I d. DUchn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^IL 230, 4, Oktober 1910. Verlag von Nirrel in Leiprig Im Laufe des Oktober erscheint: Leden^esinnerungen von vr. )uliu5 von Cckardl ehemaligen chefi-edakteur der Rigaischen Zeitung und des hamburgischen correspondenten, spateren 5gndikus des hamburgischen Zenats und Deutscher Derufskonsul und öeneralkonsul in Lunis, Marseille, Ztockholm, Dasel, Zürich Zwei Lände preis geheftet 12 M., gebunden 15 M. Die große politische, kulturelle und historische Bedeutung dieser Aufzeichnungen ist von der Presse nicht nur Deutschlands, sondern auch des Auslandes gewürdigt worden, nachdem Bruchstücke aus ihnen in der Deutschen Rundschau erschienen waren. Die Bedeutung ergibt sich daraus, daß der Verfasser zunächst in seiner baltischen Heimat, von der Mitte der sechziger Jahre aber mit den führenden Persönlichkeiten von Deutschlands geistigem, wirtschaftlichem und politischem Leben in engster Beziehung gestanden hat. Ich verweise dafür nicht nur auf die Wiedergabe zweier großer Unterredungen mit dem Fürsten Bismarck, sondern auf sein intimes Zusammenarbeiten mit Gustav Freytag, Gespräche mit Emanuel Geibel, Rudolf v. Bennigsen, Ludwig Windthorst und anderen Parlamentariern. Die Entstehung des KathedersozialiSmrrS wird hier zum ersten Male in allen Einzelheiten von einem reiner Mitbegründer geschildert. Völlig neu ist auch die Darstellung des Hamburgischen Senats, dem der Verfasser acht Jahre angehört hat, zumal die Kämpfe um den hamburgischen Aollanschlutz und die Konflikte, denen zufolge Eckardt aus dem Senat austrat. Der zweite Band bewegt sich hauptsächlich in Tunesien, wo der Verfasser einige Jahre nach der französischen Okkupation Vertreter des Deutschen Reiches wurde. Der auch heute noch aktuelle, durch die marokkanischen Vorgänge wiederholt kritisch gewordene Kampf um die Vorherrschaft in Nord-Afrika ist wohl noch nie mit so intimer Kenntnis von Land und Leuten, und zugleich mit so bedeutendem historischen Blick beobachtet und geschildert worden, wie in diesen Lebenserinnerungen. Die Eckardtschen Lebenserinnerungen haben in der deutschen Literatur einen hohen Rang zu beanspruchen. Sie sind vom Verfasser bis ins Einzelnste formvollendet und mit großem Zuge niedergeschrieben worden. Ohne das Detail zu vernach- lässigen, hält er sich immer auf den Höhen des kulturellen Lebens. So mannigfaltig auch die Bilder wechseln, so erhalten sie doch stets warme Beleuchtung durch den sittlichen Ernst und die hohe und feine Kultur des Verfassers. Wahrhaft hinreißend wirkt die Vaterlandsliebe des Balten, der mit seiner Liebe an der Heimat auch dann noch festhielt, als er sie für verloren ansah und seine Kräfte dem großen Reiche widmen mußte. Alles in allem werden diese Memoiren, obgleich ihr Verfasser allem Sensationellen abhold gewesen ist, tiefe und starke Wirkungen Hervorbringen. Die Eckardtschen Memoiren umfassen im ganzen drei Bände, von denen zunächst zwei ausgegeben werden. Der Heraus geber will die Veröffentlichung des dritten Bandes einem späteren Zeitpunkt Vorbehalten, weil er in den Kämpfen Caprivis, dessen Vertrauensmann der Verfasser war, zur Abwehr der Angriffe des Fürsten Bismarck Einblicke gibt, die auch heute noch erregend oder verwirrend wirken können. Ich bitte um recht lebhafte Verwendung. Leipzig, den 4. Oktober 1Y10. 5. Nirrel