Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-10-11
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19101011
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191010116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19101011
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-10
- Tag1910-10-11
- Monat1910-10
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 236. 11. Oktober 1910 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. Mschn. Buchhandel.. 11849 er für die Sprache in Paris opfern will, inwiefern tatsächlich ein Pariser Aufenthalt für ihn Wert hat. Ein im Kommissions buchhandel Ausgebildeter findet immer Stellung, soweit Plätze frei sind, doch darf auch er sich keinen großen Hoffnungen hin geben, viel Neues für sein Fach zu lernen. Firmenkenntnisse ist wohl das einzige, von den Büchern sieht er wenig. Günstiger steht es für den Sortimenter. Er hat eine größere Auswahl von Firmen, bei denen er auch seine Fachkenntnisse verwerten und erweitern kann und gleichzeitig am meisten Gelegenheit hat, Französisch zu sprechen und zu hören. Während Verlags und Kommissionsgehilfen Schwierigkeiten haben, ihrer fehlenden Fachkenntnisse wegen im Sortiment auch nur einen einfachen Posten zu erhalten, wird ein Sortimentsgehilfe bei Vakanzen immer Unterkommen können. Es gibt rein deutsche, rein französische und deutsch.französische Buchhandlungen; bei letzteren sind die beiden Abteilungen von einander getrennt. Sprachkenntnisse werden in jedem Falle verlangt, mit Ausnahme von sehr wenigen schlechten Posten, auf denen es eine kurze Zeit ohne Sprachkenntnisse geht. Gerade aber im Sortiment zeigt sich am besten der Wert schon vor handener Geläufigkeit in der französischen Sprache, durch die man bald einen Einblick in den französischen Buchhandel gewinnen kann und auf Grund deren man im Glücksfalle auch wohl bei einer rein französischen Firma anzukommen vermag Betonen will ich aber, daß man für rein französische Geschäfte auch Englisch gut kennen muß, sowohl im Verlag als im Sortiment. Die dritte der Hauptfragen ist ebenfalls für die Firmen, wie für die Gehilfen von gleicher Wichtigkeit: ich meine das Volontär wesen. Es liegt in der Natur der Sache, daß diejenigen jungen Leute, die der Sprache nicht mächtig sind, den Chefs meist wenig nützen können und demnach bei Anfragen nur Angebote als Vo lontäre erhalten. Im allgemeinen aber sieht man stets — einige Fälle ausgenommen —, daß mit diesen Volontärposten weder den Firmen noch den Gehilfen gedient ist. Haben die Volontäre nach drei Monaten die ersten Schwächen überwunden, so werden sie mit geringem Gehalt als Gehilfen angestellt. Da sie jedoch als Volontäre nicht mehr freie Zeit erhalten, wie jeder andere, so werden sie gerade am Anfang nur langsam Fortschritte in ihren Kenntnissen machen. Wenn nun schon jemand ohne Sprachkenntnisse nach Paris gehen will — »Schulkenntnisse« ist fast immer gleich »ohne Kenntnisse« zu setzen —, so sollte er, wenn er keinen Gehilfen posten erhalten kann und deshalb vom eigenen Gelds leben muß, während der ersten drei Monate nichts weiter tun, als mit aller Energie und allem Fleiß die Sprache lernen. Nach einer solchen Ausnutzung der ersten Zeit wird er leichter besser bezahlte Stellungen bekommen, wird eine gute Grundlage für weiteres Sprachstudium haben und wird auch im Geschäft eine bessere Rolle spielen. Es sollte hier nur ein Entweder — Oder geben, entweder sofort bezahlter Gehilfe — oder erst ein Vorstudium der Sprache, nie aber Volontär. Besser wäre es natürlich, wie ich schon früher sagte, wenn die jungen Gehilfen infolge ihrer guten Sprach kenntnisse gar nicht vor diese Frage gestellt würden. Bemerken will ich hierbei, daß es falsch ist, sich bei den Bewerbungsschreiben von anderen helfen zu lassen; lieber mache man einige Fehler mehr und vermeide dafür späteren Arger. Die Arbeitszeiten in Paris sind in der Regel von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends mit 1*/g Stunde Mittagspause; hinzu kommt aber speziell bei Kommissionsgeschäften Nacharbeit, die sich im Winter oft bis 8 Uhr, selbst bis 9 Ubr steigert. Die Gehälter schwanken im allgemeinen zwischen 100 Frcs. bis 200 Frcs., d. h. am Anfang 100 Frcs., dann 126 Frcs., 135 Frcs., 160 Frcs., 166 Frcs. und endlich 200 Frcs., was aber selten vom Durch schnitt erreicht wird. Einige sehr wenige Posten und Firmen machen natürlich eine Ausnahme. Kurz sei nun auch einiges über den Pariser Aufenthalt im allgemeinen gesagt. Trotzdem der Gehilfe nur wenig Gehalt haben wird, empfehle ich doch sehr, nicht zu jung nach Paris zu kommen, da man naturgemäß alles von bedeutend reiferem Stand punkte aus betrachtet, wenn man schon vorher wo anders herum gekommen ist und gelernt hat, die Augen für alles Bemerkens werte zu öffnen. Die »sittlichen« Gefahren sind hier natürlich nicht größer als wo anders. Anschluß an Franzosen zu erhalten ist schwer, doch infolge von Sprachaustausch z. B. schon möglich. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. So recht »warm« wird man wohl selten mit ihnen werden, da sich der Rassen-Unterschied stark bemerkbar macht, und mir einem freundlichen »au rsvoir« ist man meistens schon wieder zügige Freiheit in den Anschauungen über Vorkommnisse des täglichen Lebens zeigt sich überall. Dem Deutschen wird das Essen und die Wohnung auffallen. So gut das Essen ist, so schlecht sind die Wohnungen. Man hat meistens kleine Zimmer, in denen man mit Mühe seine geringe Habe unterbringen kann, und nur zu oft sind diese kleinen Zimmer, namentlich im »Lotei ineublk«, nicht recht sauber. Alt ist jeden falls alles darin. Man bringe also keine unnötigen Sachen mit, da man sie sonst im Koffer lassen müßte. Viele jungen Leute, die länger als ein Jahr in . Paris bleiben, kaufen sich eigene Möbel alt für billiges Geld, mieten sich ein leeres Zimmer und haben alles in allem am Schlüsse des Jahres dann weniger für die Wohnung bezahlt als im Hotel usw., wa; sich im nächsten Jahre natürlich noch steigert. Die Hauptkosten betragen monatlich ungefähr: Zimmermiete 30—35 Frcs. Wäsche 6— 8 Heizung 4—10 „ Beleuchtung 2 Frühstück 5- 6 Dejeuner 30—36 „ Diner 36—40 „ Verschiedenes 20 Kleidung 15 „ Dabei ist aber für viele Kleinigkeiten, für Sehenswürdig keiten, Theater usw. fast nichts berechnet und auch sonst nur billige Lebensweise angenommen. Man wird also im allge meinen 160—200 Frcs. pro Monat für Paris benötigen, ohne besondere Sprünge machen zu können. Da ich mich beim Erlernen der französischen Sprache selbst erst langsam vorgetastet habe und sowohl direkte Methoden, als auch Übersetzungsmethoden usw. versucht habe, so seien mir am Schluß noch einige Worte darüber erlaubt. Natürlich gilt dies für alle übrigen Sprachen ebenso. Fragt man verschiedene Menschen über dieses Thema, so werden einem immer zwei Worte entgegengeschleudert: »Gram matik« oder »direkte Methode«. Sie gelten heute geradezu als Kampfrufe. Beide Arten haben ihre großen Vorzüge und Nachteile, und nur eine richtige Verquickung von ihnen kann der Voraussetzung abhängig, zu welchem Zwecke jemand die Sprache lernt. Bei der direkten Methode heißt es immer, man soll in der fremden Sprache »denken«, d. h. sich die Dinge vor- Jugend auf von der Schule her daran gewöhnt war, zu über setzen, er wird nur mit größter Mühe lediglich in den Vor stellungen der fremden Sprache leben können; zuletzt wird er aber doch noch, meist unwillkürlich, ins übersetzen geraten, weil sich bei der Vorstellung der Dinge fast stets sofort der Ausdruck der Muttersprache von selbst einstellt. Ist nun wirklich einmal dieses »Denken« bis zu einem gewissen Grade erzwungen eingetauscht? Wohl selten! Die meisten lernen eine fremde Sprache, um sie später im Vaterlande oder anders wieder zu ver werten. In allen Fällen dieser Verwertung werden sie jedoch übersetzen müssen, und es wird ihnen sehr schaden, wenn sie dann nicht darin geübt sind. Ein schwerwiegender Faktor gegen die direkte Methode im obigen Sinne ist auch der, daß ihre Zöglinge meist nur sehr schlecht richtig schreiben, ja selbst lesen können. Schließlich kann man in solchem Falle beim Studium der Sprache Wiederholungen nur einseitig treiben, indem man die fremden Worte sich nur in ihren Bildern wieder klarmachen kann, nicht aber auch umgekehrt, indem man die Vorstellungen in der fremden Sprache ausdrückt; dadurch stellt sich die Sicher heit beim Sprechen erst sehr langsam und schwer ein. Wohl aber bemühe sich jeder, soviel wie möglich in der fremden Sprache zu »denken«, indem er seine Gedanken, die er sich über irgend etwas macht, in diese Sprache überträgt, und man achte 1637
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder