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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1910
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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-/L 242, 18. Oktober 1S1V. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt t. d. Ltschn. vuchbandel. 12255 Plaren einen größeren Erfolg gehabt, woran zweifellos die Eigen schaft des Buches als Roman einen erheblichen Anteil hatte; die gesammelten »Oeuvres» des »edlen Genfers» finden sich dagegen nur in 33 Bibliotheken in mehr oder weniger vollständigen Ausgaben. Sein »Emil» ist zwar mehrfach vorhanden, wird aber, da er gleichfalls zu den öffentlich verurteilten Büchern gehörte, bis zum Jahre 1773 nicht bezeichnet, sondern zwischen zwei Büchern, die ihn bekämpften, durch eine Nummer und eine punktierte Zeile angedeutet; in einem der Kataloge ist der Titel »Emile» sogar mit Tinte eingesetzt. Erst im Jahre 1773, als unter Ludwig XVI. eine größere Duldung eingetreten war, erscheint der Titel in vollem Druck und ist von da ab bis 1778 ganze — achtmal vertreten. Noch weniger Erfolg hatte der berühmte »Oontrat 8ooiaI», denn er findet sich gar nur ein einziges Mal in einem Katalog von 1778. Auch der »Oisoours 8ur I'Neonowie poiitigae« fand unter den 500 Bücherfreunden nur fünf Käufer. Ähnlich stand es mit Diderot, dessen großer Erfolg als Herausgeber der »Enzy klopädie» es doch nicht vermochte, daß sein »Familienvater« mehr als 15 Käufer fand. Sehr gering ist in diesen Bibliotheken die Zahl der Romane, nämlich 392, von denen 140 mehr als zehnmal vorhanden sind: nach den Briefen einer Peruvianerin (81 mal) stehen insbesondere die englischen Romane der Zeit wie »Pamela» und »Tom Jones» an der Spitze. Verhältnismäßig groß ist dagegen die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften, nämlich zusammen über 60000 Bände. An der Spitze stehen der Verbreitung nach die »Bournaux« von Desfontaines, die in 110 Bibliotheken mit durchschnittlich 39 Bänden vorhanden sind; nach der Bändezahl der »Nereure äs Kranes« mit je etwa 344 Bänden in 45 Bibliotheken. Auch Neuausgaben älterer Werke der französischen Literatur, wie vom Rosenroman oder den Dichtern der Pleiade, sind in verhältnismäßig großer Zahl vorhanden, was dem literarischen Geschmack dieser Sammler gewiß kein schlechtes Zeugnis ausstellt. (Nach: 3 vuo äüistoire iitckeraire cle ia 3ranee.) Zollhinterziehungen eines amerikanischen Kunsthändlers. — Der Kunsthändler Benjamin Duveen, der Chef der be kannten Antiquitäten- und Kunsthandlung Gebrüder Duveen, ist, wie die »B. Z. am Mittag» meldet, verhaftet worden, weil er Zollhinterziehungen zum Schaden der Regierung der Vereinigten Staaten in Höhe von vier Millionen Mark begangen haben soll. Der Polizeiagent nahm die Verhaftung in dem berühmten Kunstsalon der Firma in der fünften Avenue vor und beschlag nahmte eine große Anzahl von Kunstgegenständen. Duveen soll beispielsweise einmal drei Vasen nur mit 4430 ^ deklariert haben, während sie in Wirklichkeit einen Wert von 112 000 repräsen tierten. Solche enormen Hinterziehungen sollen häufigvorgekommen sein. Duveen wurde gegen eine Kaution von 200 000 ^ vorläufig wieder auf freien Fuß gesetzt. Briese von Luther und Melauchthon. — Interessante geschichtliche Funde wurden in Wittenberg bei der Eröffnung der dem großen Turmknopfe entnommenen Behältnisse gemacht. Unter anderen fand man ein eigenhändiges Schreiben V-. Martin Luthers vom Jahre 1530 und ein eigenhändiges Schreiben Philipp Melanchthons vom Jahre 1556. Das erstere ist in einem kleineren Briefformat gehalten und umfaßt drei Seiten, während auf der vierten die Echtheit des Lutherschen Originals bestätigt wird. Das von Philipp Melanchthon herrührende Schriftstück zeigt ein Format von etwa 33x58 em und umfaßt volle vier Seiten der charakteristischen Handschrift Melanchthons. Uber den Inhalt der Schriftstücke teilen die »Leipziger Neuesten Nachrichten» nichts mit, weil eine Prüfung bei der Kürze der Zeit noch nicht möglich gewesen sei. Das Schriftstück enthalte anscheinend die Auslegung einer Bibelstelle. Schundliteratur. — Unter dieser Überschrift teilt der »Berliner Lokal-Anzeiger» folgendes mit: »Wenn man glaubt, daß der in der Öffentlichkeit und besonders in der Presse mit anerkennenswerter Energie geführte Kampf wider die Schundliteratur durchgreifende Erfolge erzielt, so wird man in dieser an sich vielleicht berechtigten Hoffnung immer wieder empfindlich gestört, wie der nachstehende Fall beweist: Ich passierte neulich eine der belebtesten Straßen des Nordwestens und sah da plötzlich einen älteren Mann, der eine große Tasche an der Seite trug, umringt von einer Anzahl Jungen, die mit vereinten Kräften riefen: »Schenken Sie mir eins! Schenken Sie mir eins!« Nun erst bemerkte ich, daß dies brüllend hervorgestoßene Verlangen den kleinen Heften galt, die der Mann unter das Publikum zu verteilen schien. Meine Wißbegier war erwacht, ich trat schnell hinzu und erhielt auch ohne weiteres eins jener so begehrten und an jung und alt frei ausgebotenen Hefte. Als ich das Heftchen dann einer näheren Musterung unterzog, mußte ich erkennen, daß hier wieder einmal ein schmähliches Attentat auf weite Volkskreise und insbesondere auf die Jugend verübt wurde.... Auf der Um schlagseite steht aber in großen Lettern: ». . . Volksbibliothek«. Wer das liest, glaubt wohl zunächst, es handle sich um eine neue große Gesellschaft, die gute Lektüre unter das Volk bringen will. Aber schon ein weiterer Blick auf das Titelbild macht diese Erwartung zuschanden. In der Manier der schlimmsten und billigsten Räuber- und Mördergeschichten zeigt es in bunt hin- geklexten Farben einen Detektiv, mit zwei Pistolen in den Händen, während um ihn herum fünf Rowdiesgestalten mit Messern und Stöcken in bedrohlichster Haltung gruppiert sind. Unter dem »lieblichen» Bild wird die Textstelle zitierte »Da krachten schon seine Revolver, drei der Angreifer stürzten zu Boden«. Eine Prüfung des ebenfalls mit Bildern solcher Art geschmückten Textes ergab, daß er jener Probe entsprach. Eine blutrünstige, rohe Geschichte, in mangelhaftem Deutsch, die an scheinend in zwanglosen Heften endlos eine Reihe grausiger Ver brechen schildert — ganz im Stil und in der Art der Erzeugnisse der so heftig bekämpften Schundliteratur. Daß diese »neuesten Werke« aber gar gratis auf der Straße verteilt und so in erster Reihe der Jugend in die Hände gespielt werden, macht den Fall zu einem besonders schweren. Wie aber kommen nun die Unter nehmer auf ihre Kosten? — Nun, sehr einfach. Diese sogenannte »Volksbibliothek« ist nichts als ein Reklamemanöver für ein Kredit warenhaus, dessen Waren zwischen dem Text der blutrünstigen Mordgeschichte empfohlen werden. Wenn man in dem heißen geschäftlichen Wettbewerb unserer Zeit auch der Reklame den weitesten Spielraum gewähren möchte — eine Grenze muß es doch auch hier geben, und ich glaube, allgemeiner Zustimmung sicher zu sein, wenn ich behaupte, daß diese Grenze hier über schritten wird. 3. 8.« Hierzu bemerkt die Redaktion des »Berliner Lokalanzeigers«, dem Vorstehendes entnommen ist, daß sie sich, nachdem sie das mitgeschickte »Probeheft» einer Prüfung unterzogen habe, den vor stehenden Auslassungen rückhaltlos anschließe. Stiftung au das Goethe- und Schiller-Archiv. — Im Mai d. I. starb der verdienstvolle Pädagoge Schulrat vr. Adolf Heuermann, Direktor der städtischen höheren Mädchenschule und des Lyzeums in Osnabrück. Er war der Großneffe des langjährigen Leiters des Ratsgymnasiums in Osnabrück Bernhard Rudolf Abeken und besaß einen großen Teil von dessen hand schriftlichem Nachlaß. Abeken, wohlbekannt als Freund von Heinrich Voß und Johann Diederich Gries, als Herausgeber von Justus Möser? Werken und Caroline v. Wolzogens literarischem Nachlaß, besonders aber als feinsinniger Goethe-Forscher, war Er zieher von Schillers Söhnen gewesen und durch seine Verheiratung mit Christiane v. Wurmb auch in verwandtschaftliche Verbindung mit des Dichters Familie getreten. Sein handschriftlicher Nachlaß, so weck er sich in Heuermanns Hand befand, ist nunmehr, durch Vermittelung des ständigen Mitarbeiters am Goethe- und Schiller-Archiv, Professor Dr. Hans Gerhard Graf, in den Besitz dieses Archivs übergegangen als hochherzige Stiftung der Witwe des Verstorbenen, Frau Schulrat Louise Heuermann in Osnabrück. Der Nachlaß enthält, wie die Frankfurter Zeitung mitteilt, neben einer reichen Familien- korrespondenz aus dem Ende des achtzehnten und dem ersten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts, neben Abekens Tage büchern und den Manuskripten seiner auf Goethe bezüglichen Arbeiten, eine Fülle wertvoller Briefe, unter denen auch die Namen der Großen von Weimar: Wieland, Goethe, Schiller nicht fehlen. Mit der wissenschaftlichen Verwertung des Nachlasses hat die Stifterin Hans Gerhard Gräf betraut. (B. Z. am Mittag.) 1590'
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