242, 18. Oktober 1910. Künftig erscheinende Bücher. frühester Jugend an, so kommt diesem andererseits eine besondere Wichtigkeit insofern zu, als sich in diesen Briefen nicht nur der Mensch, sondern auch seine Zeit spiegelt. Neben dem literarisch-künstlerischen Wert tritt das kulturhistorische, das politisch-soziale Element in den Vordergrund. Schon die Knabenbriefe bringen anziehende Schilderungen von Bayern, von München vor 100 Jahren. Wir erleben die Löhe und den Niedergang Napoleonischer Macht. Die königliche Familie mit all ihren Mitgliedern, ihrer Um gebung wird uns lebendig, bekannte Namen des alten bayrischen Adels schlagen ans Ohr. Friedrich Karl Fugger, Josef Rylander, Justus Liebig, Schelling, Bruckmann, Goethe, Rückert, Jean Paul, Schütz, Kopisch, Rumohr, Ranke, Grimm, Thiersch Bimsen u. v. a. sind mit Briefen an und von Platen vertreten. So, eine ununterbrochene Kette, reicht der Briefwechsel, immer entschiedener die Stelle der Tagebücher vertretend, bis zu des Dichters allzu frühem und tragischem Tod. Auch die auf sein Linscheiden in Syrakus bezüglichen Briefe und Dokumente werden im letzten Bande der Öffent lichkeit vorgelegt. Den ungemeinen inneren Reichtum des Platenschen Briefwechsels wenigstens anzu- deuten, dürfte das Gesagte in seiner Beschränkung genügen. Alles zurzeit Erreich bare soll, wie das im Begriff der Gesamtausgabe eingeschloffen liegt, beigebracht werden. So treten denn hier dank dem gütigen Entgegenkommen der kgl. Los- und Staatsbibliothek zu München deren umfassende, handschriftliche Briefbestände zum ersten Male in vollem Umfang ans Licht. Bedeutsame handschriftliche Beiträge aus privatem Besitz gesellen sich hinzu, aber auch alles bereits verstreut Gedruckte wird gesammelt. Ein genauer Kommentar ist bestimmt, mit seinen Belegen dem Forscher, mit seinen Erläuterungen dem Interesse des gebildeten Laien zu dienen. Platen ist kein Gewesener. Er ist ein Kommender. Lind so steht denn auch zu hoffen, daß die Gesamtausgabe seiner Briefe nicht nur selbst zahl reiche Freunde finden, sondern auch das Interesse an den SchriftenPlatens neu beleben wird. Ich lasse eingehende Prospekte über dieses Llnternehmen Herstellen, die ich in bescheidener Anzahl gratis abgebe. Vor Erscheinen bestellt, liefere ich zwei Probeexemplare mit 40°/» (Einband netto) Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. I6S6