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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1910
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- 1910-10-19
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- 19.10.1910
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12316 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Sprechsaal. 243, 19. Oktober 1910. in die Wagschale falle. Jedenfalls kann ich keinem der Herren Opponenten das Recht einräumen, meinen Patriotismus in Frage zu stellen, denn ich bin, trotz einunddreißigjährigem Aufenthalte in Frankreich, so deutsch gesinnt wie nur irgend einer dieser Herren; aber der Chauvinismus schleift sich im Aus lande ab, und der Patriotismus wird ein reiner, von Fanatismus befreiter. Interessanter als die Stimme der Herren, die zu der Sache Stellung genommen haben, wäre eine Äußerung unserer mit dem Auslande rege Beziehungen unterhaltenden großen Antiquare und Exportfirmen, nicht minder aber die Stimme eines ungarischen Kollegen, z. B. des Organisators des nächsten internationalen Verlegerkongresses, der für 1912 oder 1613 nach Budapest einberufen werden soll, gewesen. In einer solchen Frage genügt es nicht, seine Wissenschaft sich in einem veralteten kleinen oder großen Konversations-Lexikon zu holen, übrigens nennt Meyers Konversations-Lexikon von 1908 für das Komitat Kolozsvä-r 37 Prozent Magyaren und 47 Prozent Rumänen, so daß die Deutschen höchstens 16 Prozent würden sein können, vorausgesetzt es gäbe keine andern Nationalitäten in dem Komitate, was aber nicht zutrifft; und ebenfalls nach Meyer sind die Bewohner der Stadt Kolozsvär meist Magyaren. Wer über den Namen Kolozsvär aber authen tisches Material sucht, findet es in 0r. Alexander Märkis Artikel »Über den Namen Kolozsvär«, erschienen in »I'ölä- rajrii X02!siuön^sk « 1904. XXXlI. Bd. 9. Heft. Danach ist unbestreitbar der Name Kolozsvär älter als der Name Klausen burg, und zwar weist Märki nach, daß seit 1213 in offiziellen Akten und Dokumenten diese Stadt in 51 Variationen genannt wurde, nämlich: 1. OL8t-ruw Olv3 (1213 zuerst). 2. Clwsuar (so schreibt Ladislaus IV. im Jahre 1275). 3. Culuswar (Ladis laus IV., 1./9. 1280, dann 1289 und 1291). 4. Kuluswar (derselbe von 1313 ab). 6. Cluswar (1297). 6. Klusvar (1299). 7. Clusvar (1315). 8. Koluswar (1322). 9. Clusvara (1337). 10. Colwswar (1342). 11. Clwswar (1342). 12. Clusenburg, Clusenbvrg und Clussenberch (zuerst 1348 in einem Ablaß des Erz bischofs Gregorian). 13. Clusuar (1350). 14. Kulusuar (1363). 15. Kwluswar (1.G3). 16. Klusvar (1354). 17. Kluswar (136l). 18. Kaluswar (1365). 19. Coloswar (1366). 20. Colosuar (1360). 21. Colosvar (1370). 22. Kolusuar (1371). 23. Closuar (1371). 24. Closwar (1377). 25. Cluswara (1377). 26. Coluswar (1377). 27. Koloswar (1379). 28. Kolosuar (1391). 29. Kolozwar (1395). 30. Klwswar (1397). 31. Calusvar (1400). 32. Koloßwar (1404). 33. Clausenburk (1495 u. 1453 in der Matrikel der Wiener Unversität). 34. Clausenburg (Ebenda 1408 bis 1441). 35. Colwswar (1419). 36. Chlosenburg (1438). 37. Clausenburga (1453—55). 38. Kolosvar (1455). 39. Coloswaar (1458). 40. Clawsenpurg (1473). 41. Clauszen burg (1478). 42. Colluswar (1486). 43. Kolluschwar (1490). 44. Coloszwar (1491). 45. Coloschwar (1492). 46. Klausenburg (1492). 47. Koloszvär (die heutige Schreibweise, zuerst 1605, aber hervorgegangen aus Nr. 2 (1275) und noch offen kundiger aus Nr. 3 (1280). 48. Kolloswar (1507). 49. Clavsem- burg (1532). 60. Claudiopolis (1659). 51 (wie 34). Clausenburg (1600). Also: Von 1213 bis 1600 wird die Stadt in 61 Urkunden unter 60 Namen, resp. orthographischen Variationen, genannt, von denen 8 dem deutschen Namen Klausenburg zugute kommen, 40 aber, und darunter die ältesten Formen, dem ungari schen Namen Kolo szvLr, während Nr. 1 und 51 lateinische Formen sind. Die Hauptfrage, wie Kolozsvär zur Zeit der nationalen Könige und nationalen Fürsten geheißen hat, ist damit be antwortet, nicht durch mich, sondern durch Herrn vr. Märki. Den Herren Walter Blumentritt, I. F. Lehmann, Ernst Hofmann und Oscar Klebinder trete ich nun die Feder ab und lade sie ein, wenn Vorstehendes sie nicht überzeugt, zu beweisen, daß Herr vr. Märki, welcher Professor der Geschichte ist, nichts be wiesen hat. Es kann keine Rede davon sein, mich zu beschuldigen, irgendeinem Madjarisierungswerk die Stange zu halten; aber der aufgeklärte Buchhändler muß nüchtern genug sein, berechtigte Partikularinteressen nicht aus Dickköpfigkeit absolut verletzen zu wollen, selbst auf die Gefahr hin, dadurch seine eigenen Interessen zu schädigen, ohne dem Vaterlande zu nützen. Oder glauben die vorgenannten vier Herren wirklich, das Deutschtum fördern und die Ungarn germanisieren zu können einfach dadurch, daß sie Klausenburg statt Kolozsvär schreiben? Sie werden damit in der Regel nur erreichen, ihre Kataloge in den Papierkorb wandern zu sehen, wenn sie ihnen nicht mit einer — meinetwegen ge schmacklosen oder gar beschimpfenden — Protestnotiz wieder zurückgeschickt werden. Ein französisches Sprichwort lautet: »Odarbolmisr sst rnuit-rs olle? 8oi«. Deutsch heißt das wohl auch heute noch: »Jeder ist Herr in seinem Hause«. Wollen wir es nicht auch in Elsaß-Lothringen sein? Warum sollten da die Ungarn es nicht in Kolozsvär sein wollen? Übrigens gibt es ein ungarisches Gesetz vom April 1898, demzufolge die offizielle Berechtigung der Benennung Klausenburg aufgehört hat, da »eine jede Gemeinde nur einen offiziellen Namen haben kann«. Die Hereinziehung in die Debatte von Kopenhagen, Bukarest und Florenz bringt keine Klärung der von mir aufgeworfenen prinzipiellen Frage. Die Dänen, Rumänen und Italiener sind glücklicherweise keine Chauvinisten. Noch weniger zutreffend ist das Beispiel »Malines« und »Mecheln«. Belgien ist ein doppel züngiges Land, und die flämischen Namen haben, wie die flämische Sprache, offiziell die gleiche Berechtigung wie die französischen. Persönlich stehe ich auf dem Standpunkte, daß ich mir nichts ver gebe, wenn ich meine Briefe nach Kjobenhavn, nach Bucuresti und nach Firenze adressiere. Wenn in ferneren Auflagen der Minerva, die ein internationales Jahrbuch der gelehrten Welt ist, diese Städte wie alle anderen unter ihrem natio nalen Namen eingeordnet werden, wird daran niemand Anstoß nehmen, und manch ein Ungar wird das Buch kaufen, der es heute nicht anschafft. Für diejenigen, die von den wirklichen Namen der nicht in Deutschland gelegenen Städte keine Ahnung haben, ist doch die Minerva nicht ausschließlich bestimmt. Es gibt auch noch andere Benutzer, und der Herr Verleger kann am besten sagen, wieviele es sind. Persönlich beziehe ich z. B. 14 Exemplare zur Fortsetzung für Nichtdeutsche. Paris, 16. Oktober 1910. H. Weiter. ?. 8. Die vorstehenden Erklärungen waren schon geschrieben, als von einem ungarischen Geschäftsfreunde, einem Universitäts bibliothekar, mir folgende Zeilen zugingen: ». . . . Ferner empfehle ich Ihnen folgenden Beschluß des Internationalen Weltkarten-Komitees (London, 1909 No vember): .Schreibweise und Transkription von Namen*. ,9. Die Schreibweise aller Ortsnamen eines unabhängigen Landes, der eines Gebietes mit Selbstverwaltung, das sich des lateinischen Alphabets bedient, soll der von diesem Lande oder Gebiete selbst angewendeten entsprechen? .»Nun, seit Jahrhunderten heißt unsere Stadt Kolozsvär, diese Tatsache ändert keineswegs die Unwissenheit einiger deutschen oder österreichischen Buchhändler. Auf Ihre Frage antworte ich noch, daß Kolozsvär jetzt ca. 60 000 Einwohner hat, von denen jetzt höchstens 4A (vier Prozent) Deutsche sind. Nach den amt lichen Daten der Volkszählung von 1891 waren es 4A, aber seitdem sind es noch weniger; also, wie gesagt: höchstens 4A der Bewohner waren deutsch, später aber 96—98 A ungarisch. Noch eins: Mehrere deutsche Städte (in Deutsch land) haben ungarische Namen. Wir nennen sie alle bei unseren Korrespondenzen mit ihren deutschen Namen. Auch Wien nennen wir so und nicht Bes, wie es ungarisch heißt. Die Herren Buch händler brauchen gar nicht dem ungarischen Nationalstolz zu flattern (— schmeicheln), sie sollen nur rechtlicher Weise unseren Namen schreiben wie er wirklich ist, denn es wäre lächerlich, Städte- und Personennamen verdeutschen zu wollen nur aus deutschem Nationalstolz. Weder die Wahrheit noch das gut erwägte Kom- merzial-Jnteresse erlaubt solches Kinderspiel.« vr. Gyalui Farkas, Stellvertretender Direktor der k. ung. Universitäts- Bibliothek und Privatdozent in Kolozsvä-r. Zur Liesernngspflicht des Verlegers. Berichtigung zu Nr. 239 d. Bl. Infolge undeutlicher Handschrift steht in der Sprechsaal einsendung des Herrn I. Eisenstein, Wien, in Nr. 239 d. Bl. (Seite 12 042) am Schlüsse der 3. Zeile des 2. Absatzes unrichtiger weise der Städtename Ellwangen statt: Groningen. Indem wir unserm Bedauern über das Versehen Ausdruck geben, berichtigen wir hiermit diesen Fehler. Red.
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