Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19101024
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191010244
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19101024
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-10
- Tag1910-10-24
- Monat1910-10
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
247, 24. Oktober 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Ltschn vuchhandel 12531 Kunst des Buchdrucks, von der nunmehr in weitgehendem Maße Gebrauch gemacht wurde. Wenn Franz (a. a. O. 308) der Meinung ist, daß unter den »neuen Büchern« in dem Erlaß des Nikolaus von Kues 1457« ge druckte Bücher« zu vermuten seien, die aus Augsburg oder anders woher eingeführt wurden, so scheint es fast, als sollte er damit recht haben. Denn vor einigen Jahren ist ein Nis8g.l6 speeialo und ein Uis83ls ubdreviatuin aufgefunden worden, welch letzteres mit dem elfteren an vielen Stellen identisch ist. Das Niksals 8peoi3.l6 ist im Besitze des Antiquariats von Ludwig Rosenthal in München und in den letzten Jahren der Gegenstand zahlreicher Besprechungen gewesen. E. Misset (1899), H. Stein (1899), O. Hupp (1902) vertreten die Meinung, daß in dem 3p6oirr.l6 ein Versuchsdruck Gutenbergs zu erkennen sei, den dieser noch vor 1450 beendet habe. Ad. Schmidt und P. Schwenke weisen jedoch dieses lCi38s>1s speoialo einem unbekannten Drucker und der Zeit um 1470 zu. Nun wurde das aus St. Blasien stammende, in der Bibliothek des Benediktinerstifts St. Paul in Kärnten befindliche Nasals addroviatuiu entdeckt, das als ein in einzelnen Abschnitten abweichender Auszug aus dem Lli^rrls gpöeirrl - erscheint, dessen vollständige Gleichzeitigkeit aber durch eine ganze Anzahl vom gleichen Satze abgezogener Zeilen erwiesen ist. Des Ui883ls Ldbrsvirrlum ist ein in sich vollständiges Werk und enthält auch den im Ui88rÜ6 8p6oirrl6 fehlenden Holzschnitt mit dem Kruzifix. Dieser Holzschnitt wird aber von Autoritäten wie W. L. Schreiber, W. Schmidt u. a. um 1450 angesetzt. Auch Hupp hat aus dem St. Paulus-Missale mehrere neue typologische Beweise für das hohe Alter beider Drucke ermittelt. Soviel hat sich bisher ergeben, daß die beiden Werke nicht nach dem Jahre 1468 entstanden sein können, daß sie für das Mainzer Suffragan- bistum Konstanz bestimmt und mit Typen von Mainzer Provenienz, den Vorläufern der Psaltertypen von 1457 ge druckt sind. Als die Buchdruckerkunst daran ging, ihre Werkstätten auch der Kirche und dem Altar dienstbar zu machen, sah sie sich, wie Schottenloher in seinem Vortrage mit Recht bemerkt, vor die ungeheure Aufgabe gestellt, Prachtwerke zu liefern, die es mit den herrlichen Erzeugnissen der spätmittelalterlichen Schreib- und Mal kunst aufnehmen konnten. Wenn sie vor dieser die wertvolle Möglichkeit einer raschen und billigen Herstellung von zahlreichen und handlichen Abzügen voraus hatte, so fehlte ihr dafür aber das wirksamste Ausdrucksmittel der Buchmalerei, die Farbe. Der Holz schnitt war noch lange nicht reif genug, um die reiche Formen- spräche des mittelalterlichen Buchzierates und der Miniaturmalerei auszudrücken, und selbst in seiner Blütezeit konnte er keinen vollen Ersatz für die übliche Farbenpracht der kirchlichen Bücher erzielen. So dauerte gerade hier der heiße Wettstreit zwischen Buchmalerei und Buchdruck am längsten fort; so sind noch spät nach der Er findung und Ausbildung der Buchdruckerkunst die prunkvollen Meßbücher eines Berthold Fustmeyr, Jakob Elsner und Nikolaus Glockendon entstanden; so haben an den prachtliebenden Höfen des Königs von Frankreich, der Herzöge von Burgund, der Fürsten von Italien bedeutende Künstler prächtige liturgische Bücher gestaltet und in den farbenfrohen Chorbüchersammlungen von Florenz, Siena, Perugia, Bologna, Ferrara bekunden noch heute köstliche Werke dieses letzte bedeutsame Aufflackern einer sterbenden großen Kunst. Gar bald gewöhnte sich aber das Auge an die Schwärze des gedruckten Buches, zumal als der Holzschnitt mit den Typen jene innige Verbindung schloß, die die herrlichen Werke unserer größten Künstler des sechzehnten Jahrhunderts hervorgezaubert hat. Auch auf dem liturgischen Gebiete konnte es nicht lange zweifelhaft sein, daß die Druckkunsi allmählich den Sieg über die Buch malerei davontragen würde. Gerade hier vermochte die neue Kunst der Kirche einen ganz besonderen Vorzug zu bieten, näm lich die freudig begrüßte Möglichkeit, den Kirchendienern die ein heitlich gestalteten Gebete in die Hand zu geben, die Drucklegung zu überwachen und die vorgeschriebenen liturgischen Bücher unter billigem Aufwand zu verbreiten. Diese bedeutsamen Vorzüge der neuen Druckherstellung wurden denn auch von den Bischöfen und Orden bald erkannt und in den Einführungsverordnungen der gedruckten Meßbücher und Breviere vielfach mit überschwenglichen Worten gerühmt. Während früher, so heißt es z. B. in dem Regensburger Brevier Johann Pfeils von 1495, kaum ein ganzes Leben zur Herstellung eines einzigen Buches hingereicht habe, und gar mancher bei solch mühsamer Arbeit um seinen Verstand gekommen sein solle, könnten die Buchdrucker jetzt in kurzer Zeit frisch und fröhlich zahlreiche Bücher Herstellen, eine unschätzbare Wohltat Gottes, die zum innigsten Danke gegen den Geber zwinge. Solange die Entstehungszeit der oben erwähnten zwei Missalen nicht fest bestimmt werden kann, muß das vielgerühmte Mainzer Psalterium von Fust und Schöffer von 1457 an die Spitze der liturgischen Drucke gestellt werden, dem sich der Oanon wi3sas von 1458 und das Benediktiner-Psalterium von 1459 derselben Druckerei würdig anreihen. Nunmehr fehlen ver schiedene Jahre hindurch liturgische Drucke in Deutschland. Da gegen erscheint am 23. März 1475 in Italien und zwar in Mai land ein Icki88s,l6 ^.wbiosianum. Diesem folgen acht weitere Drucke, sämtlich ^li88Zlia llowana, in Rom, Neapel, Venedig, eh^ wieder in Deutschland ein Missale erscheint, nämlich das für die Diözese Prag bestimmte und wahrscheinlich in Pilsen ge druckte Missale von 1479. Nunmehr wird aber der Druck von Missalien in Deutschland kräftig in Angriff ge nommen. Von den im letzten Viertel des fünfzehnten Jahr hunderts hergestellten etwa zweihundert Missaldrucken entfallen mehr als die Hälfte auf Deutschland. Würzburg, Magdeburg, Trier, Basel, Köln, Mainz usw. folgen einander rasch. 29 Diözesen und 9 geistliche Orden: die Prämonstratenser, die Benediktiner, Karthäuser, Zisterzienser, Dominikaner, Kluniazenser, Karmeliter^ Minoriten und die Deutschherren eilen, sich mit gedruckten Meß büchern zu versehen. Manchen Missalen ist von den Diözesan- oberen eine Einführungsverordnung vorangesetzt, in der den »Prälaten, Kanonikern, Vikaren, Altaristen, Kaplanen, Plebanen, Rektoren, Presbytern und Klerikern« unter Beifügung der Gründe für die Einführung der Erwerb der Werke empfohlen oder be fohlen wird. Im Würzburger Missale (Schöffer) von 1481 spendet eine derartige Verordnung einen beträchtlichen Ablaß allen denen, die an dem Zustandekommen des Werkes durch Rat und Tat mitgewirkt haben, den Emendatoren, Druckern und Korrektoren, ferner den Käufern der Missalien, den Zelebranten und Hörern der Messen (Or. A. Tronnier, a. a. O. 35). Bei der Herstellung der Missalen und anderer kirchlichen Bücher fanden die Drucker eifrige Unterstützung bei den Bischöfen und Ordenshäusern. So stellte Georg Reyser in Würzburg zahlreiche liturgische Bücher in der vom Bischof Rudolf von Scherenberg 1481 eingerichteten Druckerei her. Abt Ulrich III. vom Michelsberger Benediktinerkloster bei Bamberg berief Johann Sensenschmid aus Nürnberg zu sich, der in Bamberg das pracht volle Nickis orckilli8 8. Loneäieti vom 31. Juli 1481 druckte, das den Ausgangspunkt einer umfangreichen Tätigkeit Sensenschmids auf diesem Gebiete bildet. Dann wurde Sensenschmid nach Regensburg berufen und stellte hier gemeinsam mit dem Mainzer Johann Beckenhaub 1485 das schöne Ui^g-Is 1i,3,t,i8donsn8s her. Der berühmte Meister Erhard Ratdolt, der seit 1476 in Venedig viele kunstvolle Drucke hergestellt hatte, folgte 1486 einem Rufe des Augsburger Bischofs Johann von Werdenberg und druckte nunmehr in seiner Vaterstadt eine große Zahl prachtvoller Missalen, Breviere, Chor- und Nitualbücher. Bischof Friedrich von Zollern ließ 1491 an seine Kirchen eine eigene gedruckte Ver ordnung hinausgehen, die den Geistlichen die Anschaffung der liturgischen Drucke Ratdolts gebot. Johann Luschmer aus Lichten berg, seit 1476 in Barcelona, wurde 1499 in die Abtei Monserrate berufen, um Altar- und Chorbücher zu drucken. Das Bestreben der Kirche, den Gottesdienst durch Verwen dung der gleichen Meßbücher usw möglichst zu vereinheitlichen, führte dazu, daß die leistungsfähigeren Buchdrucker der Herstellung derartiger Werke erhöhte Aufmerksamkeit schenkten. So haben sich, um nur einige Namen anzuführen, durch die Herstellung von Meßbüchern u. a. ausgezeichnet in Augsburg Erhard Ratdolt; in Bamberg Johann Sensenschmid und Johann Pfeil; in Barce lona Johann Luschmer;-in Basel Michael Wenszler, Bernhard Richel, Jakob Wolf; in Leipzig Melchior Lotter; in Lübeck Bartho lomäus Gothan; in Lyon Claudius Davost; in Mailand Leonhard Pachel aus Ingolstadt; in Mainz Peter Schöffer und Johann Schöffer; in Nürnberg Georg Stuchs von Sulzbach; die Augustiner- Eremiten in Nürnberg haben 1491 ein sehr schönes Missale her gestellt; in Paris Jean Dupr<-, Johannes Higman, Johann Adam, 1633
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder