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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1910
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- Deutsch
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247, 24. Oktober 1910. Nichtamtlicher Teil. Gvrlenblatt s. d^>Vt>chn Buchhandel. 12583 Bild des leidenden Heilands am Kreuze. Der Anlaß zur Wahl gerade der letzteren Darstellung war ein doppelter. Das heilige Meßopfer, im besonderen die im Canon sich vollziehende Konse kration, die Leib und Blut des Herrn unter der Gestalt von Brot und Wein gegenwärtig setzt, ist die unblutige Repräsen tation des blutigen Kreuzesopfers auf Golgatha. Das Bild des Gekreuzigten war also inhaltlich am geeignetsten als Jnitialbild des Canons. Dazu kommt noch ein gewichtiger äußerer Grund, die Form der Initiale in der man die Kreuzesform dargestellt erblickte (Ebner, a. a. O. 429 ff ). Bereits in dem Laerrunontariuw. 66lIov?n56 ?ari.->, 6idl. nat. ^8. lat. 12 048), einer Handschrift des achten Jahrhunderts, tritt an Stelle des 1' in l's i^itur das Kruzifix. Seit dem zehnten Jahrhundert tritt das Kreuzigungs- bild häufiger an Stelle des 1'. Trotzdem sich nun das figurierte l' des Canonanfangs allmählich zum vollen Kreuzigungsbilde aus- gestaltete, galt es doch lange noch als Vertreter des ? oder sogar der Worte l'o i^itur, und der Canontext begann nach dem Bilde L i^itur, bzw. LlenientisKimo pater. Diese enge Verbindung zwischen Bild und Text löste sich in des allmählich. Man vergaß die Entstehung des Canonbildes und stellte schon im zwölften Jahrhundert mitunter nochmals ein ver ziertes ? neben dasselbe, eine Übung, die in der Zeit der Gotik immer häufiger wurde. Vereinzelt findet sich auch ein anderer Schmuck des Canon- ansangs. Sonstiger Schmuck des Canonanfangs ist sehr selten. Erst am Schluß des Canons sieht man öfter das Lamm Gottes in Rundmedaillon abgebildet, eine Darstellung, die sich mitunter bis zur Blattgröße erweitert. Häufig wurde der ganze Canon durch Purpurpergament, Gold- oder Silberschrift, farbige Umrahmung u. dgl. ausgezeichnet, wofür die Prachthandschriften des zehnten und elften Jahrhunderts oft Beispiele von großer Schönheit bieten. Die Mehrzahl der Sakramentar- und Missalhandschriften beschränkt sich auf den Schmuck von Praefation und Canon, während die übrigen Teile einfacher gehalten sind. Trotz der großen Zahl von Missalien, die im fünfzehnten Jahrhundert aus deutschen und anderen Druckwerkstätten hervor gegangen sind, gehören diese Werke heute zu den Seltenheiten. Vielfach, namentlich soweit es sich um norddeutsche Bistümer handelt, darf man wohl in der Reformation die Ursache sehen, daß sich so wenige Exemplare, ja oft nur geringe Bruch stücke erhalten haben. Aber auch in den katholisch gebliebenen Gegenden sind einzelne Meßbücher völlig verschwunden. Daran tragen wohl die Bauernunruhen, die Religionskämpfe, die fran- zösischen Kriege, die Aufhebung der Klöster, die völlige Abnützung einzelner Exemplare und die Möglichkeit, Pergament von neuem verwerten zu können, abwechselnd die Schuld. Hierzu kommt noch, daß die deutschen Drucker auch viel für das Ausland tätig gewesen sind, und daß die gesamten Auflagen sofort nach ihrer Herstellung an die Diözesen versendet wurden, für die sie bestimmt waren. Von Lübeck aus wurden z. B. die dänischen, schwedischen und finnischen Bistümer versorgt; nach Nürnberg wandten sich die polnischen und nördlich der Donau gelegenen Diözesen der österreichisch.ungarischen Monarchie, während die südlicheren ihren Bedarf meist aus Italien verschrieben. Daher ist es fast nur ein Zufall, wenn wir eins dieser Meßbücher in einer Bibliothek innerhalb der reichsdeutschen Grenzen antreffen. Sind also die Missalien schon an sich selten genug, so ist es mit ihren Canonbildern noch weit schlimmer bestellt. Zunächst ist mitunter der ursprüngliche Canon durch einen anderen ersetzt. Man druckte ihn ja, weil er weit mehr als die übrigen Teile des Werkes benutzt wurde, meist auf Pergament, doch kommen auch Papierexemplare vor. Die Blätter nutzten sich infolge des vielfachen Gebrauchs schnell ab, einzelne gingen wohl auch Canon zu kaufen, so wurde der alte entfernt und der neue an seiner Stelle eingebunden, wobei auch das alte Bild durch ein fremdes ersetzt wurde Ein eigentümliches Verfahren wendete der ehemalige Besitzer eines in der Stadtbibliothek tn Frank furt a/M. befindlichen Exemplars eines Johann Schöfferschen Ms88.ls LloAllntiuuw von 1513 an, um den so stark in Anspruch genommenen Canon gegen Abnützung zu schützen. Er nahm zwei Exemplare des Canons, schob zwischen je zwei Blätter des selben ein drittes Blatt eines anderen Werkes und klebte alle drei Blätter zusammen. An der Festigkeit der so dreifach ge stärkten Blätter ist nicht zu zweifeln (Tronnier, a. a. O. 152). Manchem Vorsteher eines wohlhabenden Gotteshauses oder Klosters erschien wohl auch ein einfaches Canonbild in Holzschnitt nicht würdig genug; man wünschte an dessen Stelle eine prächtige Miniatur. Darauf nahmen bis ins sechzehnte Jahrhundert hinein viele Drucker Rücksicht und ließen in einigen Exemplaren des Missals das erste Blatt des Canons leer, damit darauf ein Bild gemalt oder ein gemaltes Bild aufgeklebt werden konnte. Mit unter ist aber ein derartiger Schmuck unterblieben, so daß es von einzelnen Ausgaben Exemplare mit Holzschnitt, andere mit Miniatur und endlich solche mit unausgefülltem Blatt gibt. Oft sind die Canonbilder auch eine Beute von geistlichen und weltlichen Kunstfreunden geworden, so daß sich heute in öffent lichen und privaten Sammlungen viele Canonbilder befinden, von denen niemand weiß, aus welcher Ausgabe eines Missales sie stammen, während bei weit mehr als der Hälfte der in den Bibliotheken ausbewahrten Missalien diese Zierde fehlt. Vielfach sind auch die Canonholzschnitte ausgemalt und vergoldet. Wie W. L. Schreiber in dem kürzlich erschienenen Prachtwerke: Christus am Kreuz; Canonbilder der in Deutschland gedruckten Meßbücher des fünfzehnten Jahrhunderts; Herausgegeben von Paul Heitz; Mit Einleitung von W. L. Schreiber; 51 Ab bildungen, wovon 31 mit der Hand koloriert (26 Seiten Text) 36,5:28,5 em; Straßburg i. E. 1910, I. H. Ed. Heitz; Preis 150 --8 (Auflage nur 135 Exemplare) ausführt, ist es anscheinend erst seit dem Jahre 1480 üblich geworden, einen Kreuzigungs holzschnitt in die Missalien einzudrucken. Der oben erwähnte Oanon mi88L6 von 1458, dessen einziges Exemplar in der Loclleian lüdraiz' in Oxford aufbewahrt wird, hatte noch kein selbständiges Canonbild; ihm ist auf dem ersten leeren Blatte ein Schrotblatt mit starkem Bindfaden beigeheftet (Tronnier, a. a. O. 48). Das Canonbild des oben erwähnten addrsviatum des St. Pauls klosters in Kärnthen ist eingedruckt, aber nicht auf der Presse, sondern durch das Reiberdruckverfahren. (Schluß folgt.) Hartleben's Verlagskatalog 1803—1909. Der neueste Verlags-Katalog 1803 bis 1909 von A. Hart leben's Verlag in Wien« (IV, 156 S.), Wien 1910, ist vor kurzem ausgegeben worden. Die Firma Hartleben wurde 1803 in Budapest als Sorti ments- und Verlagsbuchhandlung von Konrad Adolf Hart leben (geboren am 26. August 1778 in Mainz, gestorben am 6. April 1863 in Budapest) gegründet. Der deutsche Verlag der Firma wurde 1844 nach Wien verlegt, das Sortiment in Budapest wurde 1863 und der ungarische Verlag 1866 verkauft. K. A. Hartleben starb kinderlos, sein Erbe wurde sein Großneffe Adolf Hartleben (geboren 1836 in Neu-Gradiska), der 1870 nach Leipzig übersiedelte, 1880 geadelt wurde und am 18. No vember 1903 in Blasewitz bei Dresden starb. Die Führung des Hartleben'schen Geschäfts übernahm 1861 Eugen Marx (geboren 1844 in Leipzig), der 1875 Teilhaber, 1892 Alleinbesitzer des selben wurde. Herr Marx, k. k. Kommerzialrat, war 1888—1890 Vorstand der Wiener Buchhändlerkorporation. Der umfangreiche Hartleben'sche Verlag darf wohl als ein rühmliches Zeugnis für die intensive, energische persönliche Tätigkeit des jetzigen Inhabers betrachtet werden, der es gelang, trotz der in Österreich erheblich größeren Schwierigkeiten als z. V. in Deutschland und trotz mancher ja niemals ausbleibenden Ent täuschungen große Erfolge zu erringen. Richtschnur und Ziel seiner großen Unternehmungen war stets: das Wissen volkstümlich zu macken. In dieser Beziehung hat die Firma Hartleben be sonders auf technischem Gebiete Großes geleistet. So ist z. B. von der »Chemisch-technischen Bibliothek«, die bisher in 325 teil weise reich illustrierten Bändchen erschien (von denen manche acht Auflagen erlebten), etwa eine Million Exemplare in allen Welt teilen abgesetzt worden. Daneben erschienen von der »Elektro- technischen Bibliothek« bisher 65, von der »Mechanischtechnischen Bibliothek« 20 Bände. Eine groß angelegte Sammlung ist auch die »Bibliothek der Sprachenkunde« für den Selbstunterricht, von der heute 100 Bände vorliegen. Mit Recht darf angenommen werden, daß jeder Band dieser Sammlungen Wissen und Kennt nisse in die verschiedensten Kreise getragen und damit den Fort- 1633
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