^ 250. 27. Oktober 1910. Künftig erscheinende Bücher. KmsWW/T>Dflil!tK (sausende deutscher Männer und Frauen haben während der letzten Monate — gewiß nicht ohne verhaltene Rührung — in Anselm Feuerbachs „Vermächtnis" die Tragödie eines Künstlers gelesen, der von seinen Zeitgenossen unverstanden und verlacht, trotz alles äußeren Angemachs unentwegt auf dem als recht erkannten Wege vorwärtsstrebt und kämpft, um der hohen Kunst, die seine Seele erfüllt, zum Siege zu verhelfen. Das erschütternde Bild, das die Bekenntnisse Feuerbachs vor uns entrollen, ist kein Einzelschicksal, es ist nicht die Tragödie eines Künstlers, sondern die Tragödie des Künstlers überhaupt. Die Geschichte wüßte ihm wohl manches gleichartige Schicksal an die Seite zu stellen, und dem Rückschauenden mag dabei oft bewußt werden, daß der vermeintlich unzeitgemäße Künstler in engerem Zu sammenhang mitden bewegenden Fragen und Problemen seiner Zeit stand als garviele, die mit lautem äußeren Erfolge zu geben verstanden, was die große Menge verlangte. And wie dem bildenden Künstler ist es auch dem Dichter, der aus dem Tiefsten seiner Zeit schöpft, meist nicht leicht, sich gegen die Modeliteratur durchzusetzen, selbst wenn die literarisch ernste Kritik seine Werke mit vollster Zustimmung, ja mit Enthusiasmus begrüßt. Ein solches Schicksal — man könnte direkt sagen: ein Feuerbach - Schicksal kämpft heute in unserer Literaturi Paul Ernst. Für seine Wertung als Dramatiker mag es immerhin sprechen, daß es zu den letzten Künstlerwünschen des sterbenden Kainz gehörte, in diesem Winter im Königlichen Schauspielhause in Berlin die Äauptrolle in Paul Einstens Lust spiel „Der Lulla" zu kreieren. Aber auch als Erzähler ist Paul Ernst, trotzdem viele der Besten unserer Zeit seine Bedeutung voll erkannt und immer wieder auf ihn verwiesen haben, noch bei weitem nicht nach Gebühr gewürdigt, so daß wir sein umseitig augezeigtes Hauptwerk, seinen Roman Der schmale Weg zum Glück mit gutem Recht in die Serie unserer „Vergessenen Bücher" aufnehmen konnten. Wir wären unseren Lerren Kollegen dankbar, wenn sie uns ihre Mithilfe bei dem Vertriebe gerade dieses Werkes nicht versagen würden. Am was wir bitten möchten, ist dieses: Bestellen Sie einen Posten in Kommission und stapeln Sie diesen auf dem Ladentisch auf. Wir würden Ihnen dank bar dafür sein. DasBuch ist bei bester Ausstattung (Druck vonPöschelLr Trepte in Leipzig) so wohlfeil, daß es sich ganz von selbst verkaufen wird.