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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-10-28
- Erscheinungsdatum
- 28.10.1910
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- Deutsch
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12880 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 251, 28. Oktober 1910 Personalnachrichten. * Jubiläum. — Herr Georg Straubinger in Wien, Leiter der Journalabteilung im dortigen Hause Wilhelm Frick, k. u. k. Hofbuchhändler, vollendet am 31. Oktober das fünfund zwanzigste Jahr seiner ununterbrochenen Tätigkeit in diesem ge achteten Hause, in dessen lebhaftem Geschäftsbetriebe er sich als umsichtiger und eifriger Mitarbeiter bewährt hat. Unsere auf richtigen Glückwünsche seien dem treuen Kollegen zu seinem Ehren tage schon heute ausgesprochen. Red. Henri Dunant. (Vgl. Nr. 250 d. Bl.) — Die »Neue freie Presse«, Wien, der wir die Nachricht vom Tode Henri Dunants, des Gründers des »Roten Kreuzes«, entnommen hatten, teilt in ihrer uns soeben zugekommenen Nummer vom 25. Oktober folgendes mit: Die Nachricht, daß Henri Dunant, der Begründer des »Noten Kreuzes«, gestorben sei, erweist sich erfreulicherweise als unrichtig. Der greise Philantrop ist zwar sehr gefährlich erkrankt, aber sein Zustand ist den heutigen Tag über, wie uns ein Telegramm aus Heiden in der Schweiz meldet, konstant geblieben. Sprechsaal. Klausenburg (Kolozsvar). <Vgl. Nr. IS7, 167, I6g, 171, 17», 243, 246 d. Bl.) Herr Weiter ist zwar der Meinung, daß 'mir und meinen Fachgenossen die nötigen Kenntnisse abgehen, um über das Deutschtum in Ungarn mitreden zu können; Fachgelehrte sind wir ja alle nicht, aber trotz der uns gütigst zugeschriebenen Dick köpfigkeit sind wir doch nicht so töricht, uns Sand in die Augen streuen zu lassen. Daß neben der Bezeichnung Klausenburg auch die Schreib weise Kolozsvar vorkommt, ist uns so bekannt wie ihm, er stößt mit seiner Statistik nur offene Türen ein. Für uns hat es sich nur darum gehandelt, festzustellen, daß die Siebenbürgischen Städte von Deutschen gegründet und bewohnt werden. Hätte Herr Weiter statt bei seinem magyarischen Parteimann die anerkanntermaßen auf erstklassigem Quellenmaterial aufge baute Geschichte der Siebenbürger Sachsen von G. D. Teutsch in die Hand genommen, so hätte er sogleich gefunden, daß König Stephan durch deutsche Ansiedler, die er mit wertvollen Rechten und Freiheiten ausstattete, Klausenburg gegründet hat. »Den An siedlern und Sachsen von Klausenburg« stellt König Robert als Lohn für ihre Sachsentreue das früher der Stadt verliehene Rechtsgebiet wieder her. Ladislaus VI. schwört 1463, daß die Sachsen der sieben und zwei Stühle des Burzenlandes, Klausenburgs und von Winz, die immer eins gewesen und stets ungetrennt bleiben sollten, nie von der Krone des Reiches zu trennen. 1468 leistet Klausenburg, wie sämtliche Städte, dem König Mathias Corvin den Treueid in deutscher Sprache. 1568 klagen die Madjaren über die teutsche Nation zu Klausenburg und möchten die Stadt bereits zweisprachig machen, und damit es rascher geht, schlagen sie die Aufschrift an der Kirchentüre »Kirche der Sachsen« herunter. Da Klausenburg kein starkes deutsches Hinterland hatte, war es durch die eindringenden Madjaren und Rumänen der Ver mischung in hohem Maße ausgesetzt, zumal sich ihre Kirche der unitarischen anschloß und sich von der sächsischen trennte. So wuchs die Zahl der Fremdsprachigen, und die von Deutschen ge gründete und jahrhundertelang deutsch erhaltene Stadt hat jetzt eine rumänisch-madjarische Mehrheit. Allerdings hat das Komitat Klausenburg, wie Herr Welter selbst angibt, nur 37 Prozent Madjaren, 47 Prozent Rumänen und 16 Prozent Deutsche. Da nach dem von Herrn Welter pro klamierten Rechte, »daß jeder Herr in seinem Hause ist«, die Mehrzahl der Bevölkerung Charakter und Nationalität des Aandes bestimmt, so handelt es sich somit in diesem Komi tat um ein Land, in dem die Rumänen von rechtswegen zu herrschen und ihre Städte so zu benennen hätten, wie es ihrer Sprache entspricht. Herr Welter nennt aber das Komitat nicht auf rumänisch Clusu, wie es nach seiner Theorie von der Mehr heit heißen müßte, sondern Kolozsvar nach der madjarischeu Minderheit. Da es übrigens in Ungarn für die Statistik keine »Mutter- spräche« gibt, sondern nur »eine Sprache, die man am liebsten spricht«, kann der madjarischen Statistik, die nur zu Madjarisierungs- zwecken geschaffen wurde, nicht der mindeste Wert beigemessen werden. Die Zahl der Deutschen im Komitat Klausenburg ist auf 16 Prozent gesunken, und deshalb glaubt Herr Welter, das sittliche Recht zu haben, diesen treu für ihr Volk kämpfen den deutschen Männern ihren deutschen Namen rauben zu müssen, und, obwohl er »so deutsch gesinnt sein will, wie irgend einer«, gibt er sich alle Mühe, dahin zu wirken, daß durch Unterdrückung der deutschen Namen das dortige Deutschtum wenigstens äußerlich verschwindet, — und dies nur aus Gerechtig keit und — aus kommerziellen Gründen! Die Madjaren germanisieren wir nicht und wollen wir nicht germanisieren. Unseren eigenen Stammesgenossen, wollen wir allerdings dadurch helfen, daß wir ihnen ihre deutschen Namen und damit das Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit mit dem deutschen Volkstum zu erhalten suchen. Welcher Grad von Größenwahn bereits erreicht ist und was sich ein Madjare im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel bereits herausnehmen darf, beweist der Satz: »Die Herren Buchhändler brauchen gar nicht dem un- garischen Nationalstolz zu flattern (!), sie sollen nur recht licher Weise .unseren' Namen schreiben, wie er wirklich ist, denn es wäre lächerlich, Städte und Personennamen ver deutschen (!) zu wollen, nur aus deutschem Nationalstolz. Weder die Wahrheit noch das gut erwägte (!) Kommerzial-Jnteresse er- laubt solches Kinderspiel«. »Das gut erwägte Kommerzial-Jnteresse« zu wahren, überlasse ich neidlos Herrn Welter, soweit es sich um sein internationales Antiquariat handelt. Die Interessen des deutschen Buchhandels werden nicht durch Preisgabe, sondern durch Erhaltung des deutschen Sprachgebietes gewahrt, und dafür zu sorgen ist Pflicht des deutschen Buchhandels, für den Privatinteressen einer Pariser Firma belanglos sind. Im übrigen ist es doch der Gipfel der Ungezwungenheit, in unserem Fachorgan dagegen zu protestieren, daß man die uralten Namen der siebenbürgischen Städte »verdeutsche«. Nein, Herr stellvertretender Direktor Forkal, wir haben nicht nötig, unsere uralten Städtenamen Hermannstadt, Kronstadt Klausenburg, Ofen, Preßburg usw. zu verdeutschen, sie waren deutsch, sie sind deutsch und bleiben deutsch. Was in Klausenburg leider mit Erfolg im Laufe von 400 Jahren getan worden ist, wird jetzt in Hermannstadt in anderer Form versucht. In der Hermannstädter deutschen Bürger- zeitung ruft dieser Tage einem pflichtvergessenen madjarischen Beamten ein Siebenbürger Sachse zu: »Gemach, mein Herr. Sie stehen hier auf deutschem Boden und wir sind keine Renegaten! Wir wollen auch ferner Sachsen, deutsche Bürger dieses Landes bleiben, die hier seit achthundert Jahren ansässig, mit Arbeit und Blut das Land erworben, in das sie einst ein edler König rief, um ihm dort zu helfen, wo Kraft und Zahl seiner madjarischen Untertanen versagte. Manchem Madjar sind wir ein Dorn im Auge, sie wollen uns ver nichten, unsere alte deutsche Stadt erobern, madjarisieren. So leicht, wie es sich Herr Nißtor sund Herr Welterj denkt, wird es nicht gehen. Hier sind nicht wir die Fremden, hier sind wir zu Hause, erbangesessen. Wir werden uns mit aller Macht gegen jeglichen Madjarisierungsversuch wehren, mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln das Erbe unserer Väter schützen.« Soweit der Sachse. Der deutsche Buchhandel wird, soweit die Ehre seines Volkes kein leerer Wahn für ihn ist, geschlossen zu seinen Stammesbrüdern stehen. Ich muß es ablehnen, mich über völkische Fragen und das, was die nationale Ehre betrifft, weiter mit Herrn Welter aus- einanderzusetzen. Unsere Ansichten gehen zu weit auseinander. München, den 26. Oktober 1910. I. F. Lehmann.
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