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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.08.1923
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- 1923-08-25
- Erscheinungsdatum
- 25.08.1923
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- Deutsch
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198, 25. August 1923. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. ö. Lisch«. Buchhandel. klassische Beispiel. Dort arbeiten tatsächlich drei Währungen neben einander. Aus ältesten Zeiten hat sich für den rein mnerchtnesischen Verkehr eine Kupfer- (eigentlich Bronze-) Währung erhalten. Das konservative China steht so noch heut genau dort, wo das Rom der Putschen Kriege stand. Das China aber, das in seinen dem inter nationalen Handel geöffneten Häfen mit dem Weltmarkt und der Weltwirtschaft in unmittelbarem Verkehr steht, mutz heut natürlich mit der übrigen Welt in Gold rechnen und handeln. Im inter nationalen Ein- und Ausfuhrgeschäft Chinas herrscht Goldwäh rung. Zwischen diesen Kupfer- und Goldwährungsbereichen gibt es nun aber noch ein drittes Währungsgebiet, indem gewissermaßen das Silber zwischen jenen vermittelt. Das ist keine künstliche Schöpfung, sondern hat sich von selbst ergeben. Der innerchinesische Verkehr kam bei höheren Werten von selbst zum Silber über dem Kupfer, ohne aber doch je dieses durch jenes als Währungsbasis zu ersetzen. Der internationale Verkehr befand sich, als er China erreichte, zunächst selbst noch im Silberwährungsstadium. Erst in der zweiten Hälfte des xix. Jahrhunderts haben sich ja, nachdem England anfangs allein vorangegangen war, die Goldwährungen überhaupt durchgesetzt. Aus dieser Entwicklung ergibt sich aber, daß auch im Bereich des Silbers nicht einmal von einer einheitlichen Währung gesprochen werden kann. Chinesische Silberrechnung rein nach Metallwert gemäß Feinheit und Gewicht und die in Küsten nahe umlausenden Silbermünzen fremden Ursprungs haben nichts miteinander zu tun, stehen vielmehr unvermittelt nebeneinander und notieren wechselnde Kurse auseinander. Der chinesische Kaufmann, namentlich in den Küstenplätzen, hat demgemäß dauernd in vielerlei Währungen zugleich zu rechnen, in Gold, in Silber, in Kupfer. Dazu kommt nun aber noch, daß China im ganzen auch heut noch dem Deutschland vor KK gleicht; es ist in sich zugleich ein Sammelsurium unzähliger, wertverschiedener Währungsgebiet- chen. Denn jede Gegend, jeder Wirtschastskreis hat sein eigenes Lokalgeld. Der Kupferkäsch des Südens ist ein anderer als der des Nordens; di« Silbereinheit wertet in jeder Provinz, in jedem Hafen anders. Auch unter den Goldwährungen herrscht ja bunte Vielfältigkeit: Pfund, Dollar, Den, Frank, Mark, Rubel standen und stehen nebeneinander. Zwischen all diesem verschiedenen Geld« spielen nun dauernd wechselnde Kurse. Das Tohuwabohu kann man sich Vörstetten. Der Chinese findet sich damit nicht nur ab, er findet darin sogar noch seinen Vorteil. Der Europäer muß wenigstens in Gold und Silber nebeneinander rechnen. Hier inter essiert eigentlich nun aber nur der Ausweg, den der chinesische See zoll (gleich andern übrigens) genommen hat, um sich seine Ge schäftsführung innerhalb dieses unendlichen Vielerlei zu verein fachen und überhaupt erst einen geordneten Betrieb sllr das ganze Land zu ermöglichen. Er rechnet in einer rein fiktiven Silberwäh rung, dem Seezoll-(Hailwan-) Tael. Für diese Währung gibt cs aber Überhaupt keine entsprechenden Zahlungsmittel, da nicht ein mal das übliche Barrensilber nach Feinheit und Gewicht überein stimmt. Der Seezoll empfängt vielmehr seine Einnahmen nur in sonst üblichen Geldzeichen und Münzen, deren Umrechnungskurse I zum Seezolltael regelmäßig wöchentlich bekanntgegeben werden, und j damit sind der Seezoll und di« Handelswelt nunmehr schon über l ein halbes Jahrhundert trotz aller Kursschwankungen sehr gut aus- 1 gekommen. Es gibt auch sonst gegenwärtig Beispiele für Parallelwäh- Irungsverhältnisse und «versuche (von der alten Hamburger Bankv- Imark sei hier abgesehen). Rußland hat bekanntlich in seinen iTscherwonzen die Ausgabe eines neuen Goldgeldes unternommen. iNäheres darüber ist im Augenblick schwer zu sagen, da die bisherigen iVerlautbarungen darüber noch recht unklar waren. Ebenso strebt Iman in Polen nach einem neuen, guf den Franken abgestellten iGoldgeld, dem Goldzloty, in dem sogar das neue Budget aufgemacht Iwerden soll. Während es sich hier wirklich um Versuche der Schaf- Isung von wertbeständigen Parallelwährungen handelt neben dem lästeren wertunbeständig gewordenen Papiergeld, wobei vielleicht lauch noch auf die freilich Wohl etwas anders gerichteten Bestrebun- Igen Danzigs hingewiesen werden könnte, das sich ebenfalls eine Goldwährung wiederschafsen will, haben andere Länder, wie nament lich di« Tschechoslowakei, dann Finnland u. a. und neuerdurgs Deutschösterreich, eine Stabilisierung ihrer Währungen nach anfäng lich teilweise sehr weit fortgeschrittenem Verfall wiedergewonnen. Eine solche Stabilisierung ist auf di« Dauer nur möglich, wenn es aus eigenen Kräften oder mit fremder Hilfe (Anleihe) gelingt, die Handels- und Zahlungsbilanz ins Gleichgewicht und die Inflation zum Stillstand zu bringen unter gleichzeitiger Sanierung des Staatshaushalts. Daß solche Kuren für die Wirtschaft die aller schwersten Krisen im Gefolge haben können, ist bekamst. Solange die völlige Stabilisierung, d. h. Sanierung der wertunbeständig ge wordenen älteren Währung nicht möglich Ist, wird sich, wie gerade auch das Beispiel Rußlands und Polens zeigt, stets der Ausweg des Parallelwährungsversuchs aufdrängen. Für Deutschland ist mit der Auflage der Goldanleihe ein wichtiger Schritt in dieser Richtung getan. Denn damit hat die Wirtschaft wenigstens wieder das wert- beständige Sparmittel, das sic unbedingt braucht. China zeigt, daß man unter Umständen auch den Devisenverkehr ruhig freigeben kann. Damit wäre für Deutschland vermutlich der Parallelwäh rungszustand erleichtert, nicht erschwert. Gelingt es dann, in den Staatsfinanzen mindestens soweit Ordnung zu schaffen, daß der weitere Verfall der Papiermark, der leider infolge des Versailler Friedens bestehen bleibt, so lange sich an dessen Bestimmungen nichts ändert, wenigstens aufgehalten und verlangsamt wird, so Iväre im Augenblick genug gewonnen. Die Opfer, die dafür gebracht werden müssen, bedeuten allerdings eine schwer« Belastung. Daß >n>,n jedoch auch unter anderen Währungsverhältnissen leben kann als den zwischen 1870 und 1914 gewohnten, das hat Deutschland ja selbst schon durchgsmacht, und die daraus erwachsenden technischen Erschwernisse werden eben getragen werden müssen. Kommt dabei der Buchhandel mit den allgemeinen Einrichtungen nicht aus, io wird er wohl nach dem Vorgang vor 100 Jahren doch noch das Problem einer neuen eignen reinen Rechnungswährung einer ein gehenden Prüfung unterziehen müssen. (Srundzahl-Buchführung. Von Robert Voigtländer. Der 14. August 1 923 wird, das dars man wohl heute be reits aussprechen, als ein schwarzer Tag des Buchhandels in der Erinnerung fortleben. An ihm haben die Vorstände des Bör senvereins und der ihm angeschlossenen Spitzenverbände unter dem Drucke der Geldkatastrophe sich zu dem Beschlüsse von »Richt linien für die Buchhändlerische Abrechnung»") und der Schlüsselzahl 700000 bestimmen lassen. Diesen Sprung der Schlüsselzahl von 300 auf 700 000, obwohl rechnerisch berech tigt, vermochten Seele und Kaufkraft der Käuferwelt nicht mitzu machen. Er löste die lange schon befürchtete Plötzlich« Stockung des Bücherabsatzes aus. Ob und wann das abgerissene Band wieder hergestellt werden wird, müssen wir in größter Sorge abwarten. Einstweilen läßt sich durch Reden und Schreiben an der Käuferstimmung oder dem Kauf-Unvernrögen nichts ändern. Ein anderes ist es, ob der Buch handel hinsichtlich der in den Richtlinien ihm enrpsohlenen Grundzahl-Berechnung Folge leisten soll. Ob man mich dazu sllr berufen hält oder nicht: ich warne davor! Wer meint, einen Schuldner durch papierne Vorschriften nötigen zu können, heute noch eine Grundzahl mit 700 000, morgen aber mit 1000 000 multipliziert zu zahlen; wer meint, der Sortimenter zahle die dem Bllcherballen vorausgesandte Rechnung, ehe er die Ware gesehen hat; wer meint, daß nicht jeder dieser Vorgänge zwischen Gläubiger und Schuldner zum Streitfall werden wird - der nimmt die Menschen nicht, wie sie sind. Mir ist gesagt worden, daß man in der Sitzung der Vorstände erst ganz zuletzt sich bewußt geworden sei, welchen Einfluß der Grundzahlbeschluß, wenn befolgt, auf die BAG .ausüben könne. Um so näher liegt es mir, wenigstens nachträglich mich dazu zu äußern, nachdem bereits der Vorstand der BAG in einer Bekannt machung (Bbl. Nr. 195) kurz seinen Standpunkt kundgegeben hat. Es ist ein leider noch nicht genug gewürdigter Vorzug der BAG, ihren Mitgliedern, insbesondere den Verlegern, es zu ermög- ch Wer Nachdenken aber die Zusammenhänge liebt, lese den Aus; iv des Herrn Hans Volckmar »Das Gebot der Stunde« und die Bekannt machung des Vereins Leipziger Kommissionäre, beide im Börsenblatt Nr. 137 vom tll. August. l 181
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