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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1910
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- Deutsch
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14482 vörseublatt f. b. Lrschn. Vuchhande: Nichtamtlicher TeU. .^272, 24. November 1910. die Universitätsbibliothek derjenigen Provinz zu entrichten, in deren Bereich sie wohnen (Westpreußen zu Königsberg, Posen zu Breslau gerechnet). Für die Provinz Brandenburg tritt an die Stelle der Universitätsbibliothek die Königliche Bibliothek in Berlin. L 4. In ganz besonderen Ausnahmefällen, wie bei völliger Mittel losigkeit oder ganz vereinzelter Benutzung oder bei besonderer Lankesverpflichtung der Bibliothek, sind die BtbliothekSdirektoren befugt, von der Erhebung der Gebühr abzusehen. § 6. Nicht erhoben wird die Gebühr von den Reichs- und den preußischen Staatsbehörden für die zu dienstlichem Gebrauch ent- Z 6. Bezüglich der Universitätslehrer, der Studierenden und der Bibliotheksbeamten bleiben die bereits erlassenen Bestimmungen (Erlaß vom 19. März und vom 13. April 1910) in Kraft. 8 7. Für die Entnahme von Büchern durch Vermittelung einer an einem anderen Orte gelegenen preußischen Bibliothek wird eine Bandgebühr nach Maßgabe des § 11 des Erlasses vom 1. November 1910 betreffend den Leihverkehr zwischen preußischen Bibliotheken erhoben. Entsprechende Bestimmungen für den Verkehr mit außerpreußischen Bibliotheken bleiben Vorbehalten. Berlin, den 2. November 1910. Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. (gez.) Trott zu Solz. Gegen Echuudlitcratur. Preisschriften. — Gegen die Schundliteratur veranstaltete die Münchener Gesellschaft »Die Lese« E. V. ein Preisausschreiben. Das PreiSrichterkollegium, das aus mehreren Unlversllälsprolessoren, Rechtsanwälten und Schriftstellern besteht, hat von 680 eingelaufenen Arbeiten in feiner Sitzung vom 28. Oktober die Arbeiten des Lizentiaten Dekan Hummel in Crailsheim mit dem ersten Preis gekrönt, ferner die des Schri tstellers Wilhelm Brepohl in Wiesbaden für die zweitbeste und die des Schulrektors und Bibliothekars Hermann Uhlig in Lauter i. S. für die drittbeste erklärt. Diese drei aus- gezeichneten Arbeiten sollen in einer Denkschrift unter dem Titeln »Wie gewinnt man das Volk für gute Literatur?« veröffentlicht werden. (Erfurter Allgemeiner Anzeiger.) «egen Schundliteratur. Ausstellung. — Die Ausstellung gegen Schundliteratur, die in Hamburg viel Aussehen ge- macht hat, wird vermutlich im Anfang Januar in Berlin gezeigt werden. Es ist den Veranstaltern gelungen, dafür Räumlichkeiten im Reichstagsgebäude zu erhallen. (Berliner Volkszertung.) Gegen Schundliteratur. Stiftung. — Aus Mülheim a. Rh. wird berichtet. Unter lebhaftem Beifall machte der Bürger meister in der Stadtverordnetenversammlung die Mitteilung, daß Herr Kommerzienrat Böcking 10000 zur Gründung einer Bücherei für die städtische Pslichtfortbildungsschule zum Kampfe gegen die Schundliteratur gestiftet habe. Eine gleiche Summe wurde zu dem Zwecke von einer Person gestiftet, die ungenannt bleiben will. (Essener Volkszeitung.) * Jugendschriften-Ausstellung. — Eine Jugendschriften- Ausstellung wird in den Tagen vom 27. November bis 6. Dezember in Bayreuth dem Zutritt geöffnet sein. In den diese Ausstellung vorbereitenden Ausschuß ist seitens der Stadt Bayreuth und der Lehrerschaft Herr Buchhändler Niehrenheim dort gewählt worden. * Erfolgreiche Bekämpfung der Schundliteratur. — So lautete das Thema, über das am 3. Oktober 1910 im Bürger schaftssaale des Patriotischen Gebäudes in Hamburg der Vor sitzende des Vorstandes der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung, v,-. Ernst Schultze, Großborstel, einen öffentlichen Vortrag hielt. Eine zahlreiche, aus mehreren hundert Personen bestehende Zu- Hörerschaft folgte ihm aufmerksam. Der Redner begann mit Feststellung der Tatsache, daß die Schundliteratur seit wenigen Jahren ein anerkanntes Problem sei; denn ein Problem, und zwar ern hochwichtige» und bitter ernstes, sei es schon seit sehr viel längerer Zeit; seit 50, seit loO, seit 150 Jahren. Schon damals wurden in Deut,chland Ritter- und Räuberromane bedenklicher Art verschlungen. Ja, die Wurzeln der Schundliteratur finde man schon im ausgehenden Mittelalter. Der erste Prosa-Roman, der damals geschrieben wurde, der »Amadis von Gallien« schildere einen Ideal - Helden von ganz un möglichen Eigenschaften: alle Tugenden waren in ihm gehäuft, nichts Schwaches oder Schlechtes war an ihm zu entdecken, und er vollbrachte die unglaublichsten Heldentaten mit einer Unermüdlich keit und in so großer Anzahl, daß man kaum begreift, wie er überhaupt noch Zeit zum Essen und Schlafen fand. Der »Amadis von Gallien« war das erfolgreichste Buch des ausgehenden Mittel alters. Schon bevor man die Buchdruckerkunsl kannte, wurde er in zahlreiche Sprachen übersetzt, und als nun gar der Buchdruck erfunden war, erschien er in sämtlichen Sprachen Europas; ja >elb>t »ns Hebräische wurde er übertragen. Der »Amadis« gab die Grundlage für zahlreiche Nachahmungen, die sich in ihren Aus- täusern bis »ns achtzehnte Jahrhundert hinein erstreckten. Allmählich trat aber damals an die Seite der Ritterromane der neue Typus der Räuberromane, der sich namentlich in Deutsch land ,o fest elnbürgerte, daß er noch heute die Grundlage für Mindestens die Halste aller Hintertreppenromane bildet. Im Lau,e des neunzehnten Jahrhunderts haben die Räuberromane, Lik zur Zeit Schillers und Goethes selbst noch von einem ge- vildeteren Publikum viel gelesen wurden, sich allmählich in das Lesepubllkum der ärmeren Volksschichten zuruckgezogen und dafür als sefte Form den Hintertreppen- oder Kvlpvrtageroman aus- gebildet. Diese Form der Schundliteratur erregte trotz der ge waltigen Auslagen, die sie erreichte (mancher Hintertreppen- roman erschien m einer Auslage von 200 000 und mehr Exemplaren), und trotz der ungeheuren Mittel, die sie den Geld taschen der armen Leute entlockte (ein aus 50 Lieferungen be stellender Roman kostete un ganzen 5 ein aus 2oO Lieferungen vestehender sogar 2o ^ö), nicht die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung. Wer damals über das Problem der Schundliteratur ,prach, wurde belächelt, mindestens glaubte man, daß er stark abertreibe. Erst die Zudringlichkeit, mit der sich die neueste Form der Schundliteratur im 20. Jahrhundert an das Tageslicht hervor- drängte, hat der öffentlichen Meinung den Star gestochen. Man >ah mit einem Schlage, daß die Nick Earter-Hejte oder die Hefte der ähnlichen Sammlungen (Wanda von Brannburg, Sar Dubnotal, Nat Pinlerton usw.), die durch ihre grellfarbigen Umschlagbilder die Käufer förmlich gewaltsam herbeizvgen, auch unter der Jugend stärksten Absatz fanden, während diese von den Hintertreppen- Romanen schon ihrer Langatmigleit wegen meist verschont geblieben war. Die Nick Carter-Sammlung aber bot mit jedem Heft eine abgeschlossene Erzählung für sich. Da auch sie mit Vorliebe die Taten von Verbrechern schildert, mußte ihre Wirkung, weil sie eben den ganzen weiten Umkreis unserer Jugend an zulocken verstand, noch viel verderblicher sein. Diese in Blut und Wollust getauchte Literatur brachte und bringt noch immer eine Menge von Kindern und Jugendlichen vor die Schranken der Gerichte und hat unsägliches Unheil an gerichtet. Wir wollen aber in Deutschland keine Apachen haben! Und doch sind wir auf dem besten Wege, ^sie heranzuzüchten — eben durch die Schundliteratur. Glücklicherweise haben nun die energischen Abwehrmaßregeln, die in den letzten zwei Jahren ergriffen worden sind, den Absatz der Schundliteratur unter Kindern und Jugendlichen schon etwas zurückgedrängt — indessen bei weitem noch nicht genug. Ne gierungen und Parlamente, Stadtverwaltungen und Schul vorstände, Lehrerverbände und Elternschaft, Presse und Buch handel haben den Kampf tatkräftig ausgenommen. Sorgen wir dafür, daß er nicht wieder erkalte, und daß wir uns nicht damit zufrieden geben, nur die gröbsten Auswüchse beseitigt zu haben. leisten können. Die Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung selbst hat 2 Sammlungen geschaffen — die »Hausbücherei« und die
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