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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1902
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- Deutsch
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118. 26. Mai 1902. Nichtamtlicher Teil. 4295 Die Erstlingswerke Rudyard Kiplings in ihrer Bedeutung für Sammler. Frankreich muß den Ruhm, das Land der Bllcherlieb- haber und Sammler pur srosllsves zu sein, mehr und mehr mit England und Amerika teilen, abgesehen davon, daß jetzt auch in Deutschland allenthalben ein allerdings noch in be scheidenen Grenzen sich bewegendes Interesse an »schönen» Büchern, ein wirklicher bibliophiler Geist sich regt. Englands und Amerikas stärkere Kaufkraft ist ja allgemein bekannt, und wenn jetzt in Amerika eine 18V bändige Dickens-Aus gabe in Vorbereitung ist. von der nur fünfzehn Exemplare (acht für Amerika, sieben für England) ä 520 VVO ^ ge druckt werden (vergl. Börsenblatt für den deutschen Buch handel 1902. Nr. 64). so können sich solche abnormen kost spieligen bibliophilen Liebhabereien eben nur englische und amerikanische Millionäre leisten. Doch nicht nur in Exzentrizitäten bewegt sich die eng lische und amerikanische Bibliophilie! das beweisen einerseits die zahlreichen Erscheinungen des neuzeitlichen englischen und amerikanischen Buchgewerbes, die feinen Kunstsinn verraten und nicht selten typographische Meisterleistungen ersten Ranges sind, so daß sie bahnbrechend für die Entwickelung des künst lerisch ausgestatteten Buches wirken, das beweisen anderseits viel mehr noch die einzelnen größeren Auktionen, auf denen englische und amerikanische Bücherliebhaber oder deren Be auftragte stets zahlreich vertreten sind. Mißmutig sieht nament lich so mancher französische Sammler und Bibliophile dieses oder jenes begehrenswerte Buch, das er gar zu gerne seinem eigenen Besitze einverleibt hätte, nach England oder Amerika wandern, er muß sich der Herrschaft des fremden Geldes beugen und seine Wünsche den Launen des kaufkräftigeren fremdländischen Rivalen unterordnen. Letztere Ansicht war wenigstens lange Zeit die vorherrschende; einsichtsvolle Be urteiler haben jedoch längst die Ueberzsugung gewonnen, daß es keineswegs nur vorübergehende Launen sind, denen diese englische und amerikanische Bücherliebhaberei entspringt, sondern daß jenseits des Kanals und jenseits des Ozeans eine wirkliche verständnisvolle und tief wurzelnde Liebe zu schönen und seltenen Büchern gepflegt wird. Ein edler Sammeleifer bethätigt sich dort allenthalben; nicht nur all den tausend Einzelheiten, mit denen sich der wahre Bllcherliebhaber beschäftigt, auch den absurdesten biblio philen Gepflogenheiten wird Rechnung getragen; der praktische Sinn besonders der Amerikaner leistet auch durch fortgesetzte Erwerbung ganzer seltener Spezialbibliotheken der einhei mischen Wissenschaft und Forschung die unschätzbarsten Dienste. In letzterer Hinsicht hat namentlich Deutschland Veranlassung aus Amerika scheel zu blicken. Es Hai in den letzten Jahren den Verlust einer Reihe von Bibliotheken deutscher Gelehrten zu beklagen, die sämtlich nach Amerika verkauft wurden. Ich nenne unter anderen nur die unersetzlichen Sammlungen der Germanisten Friedrich Zarncke und Rudolf Hildebrand, Bech- steins und Scherers Bücherschätze, ferner die mit so viel Mühe und Sorgfalt unter großen Opfern zusammengebrachten Bibliotheken eines Jacob Bernays. Martin Hertz. Otto Ribbeck. Hinschius, Ernst Lurtius. Leopold von Ranke. Du Bois- Reymond u. a. Diese Anerkennung deutscher Wissenschaft außerhalb der deutschen Sprachgrenze kann, so schmeichelhaft sie für uns immerhin sein mag. doch das peinliche Gefühl nicht verwischen, das sich uns angesichts der beschämenden Thatsache aufdrängt, daß Deutschland nicht die nötigen Mittel zu bieten vermag, um dem Vaterlande der deutschen Wissen schaft diese kostbaren Sammlungen zu erhalten, ganz abge sehen davon, daß das Andenken an die großen verdienstvollen Männer der Wissenschaft dadurch geschmälert wird, denn zu gleich mit den Bücherkisten geht auch ein gut Teil der Per sönlichkeit des Gelehrten, ein Stück seiner Lebensarbeit für Deutschland verloren. Veranlassung zu vorstehenden Bemerkungen bot ein Artikel in der letzten Nummer der in Paris erscheinenden Korn« biblio-ioovogrLpbigns über die Erstlingswerke des so schnell zur Berühmtheit gelangten englischen Dichters Rudyard Kipling, dessen eigenartige und anschauliche Schilderungen aus anglo - indischen Gesellschaftskreisen und dem dortigen Naturleben auch in Deutschland allgemeine Anerkennung und lebhaften Beifall gefunden haben. Der Verfasser des be treffenden Artikels, der Herausgeber der ksvns didlio-ioooo- xrLpbigvo selbst, zieht gewissermaßen eine Parallele zwischen der französischen und der anglo - amerikanischen Bibliophilie. Er stellt die Erstlingswerke und Erstausgaben des feinsinnigen und beliebtesten französischen Schriftstellers der Gegenwart, des (übrigens aus Buchhändlerkreisen stammenden) Anatole France (eigentlich I. A. Thibault). mit dessen Erstausgaben ein fast übertriebener Kultus getrieben wird, so daß man selbst in Frankreich über die für die kleinen, unscheinbaren Bändchen gezahlten Preise in Staunen geriet, denjenigen Rudyard Kiplings gegenüber. Ohne über elftere viel mehr als einen gelegentlichen vergleichenden Hinweis auf die für einzelne gezahlten Preise zu geben, beschäftigt er sich des näheren mit Rudyard Kipling, und aus seinen Mitteilungen, deren wesentlicher Inhalt nachstehend folgt, erhellt zum Teil die eingangs erwähnte Thatsache. Eine vollständige Sammlung der Werke Rudyard Kip lings wurde kürzlich von einem Liebhaber in Chicago mit 30 000 Frcs. bezahlt, und zwar bestand diese Zusammen stellung aus 44 gedruckten Bänden. 9 Seiten humoristischer Federzeichnungen, zwei Manuskripten und den Lehrbüchern, die Kipling während seines Aufenthalts in Westward Ho. Bideford. England, benutzt hatte. Die dafür gezahlte Summe spricht für sich selbst und zeigt am besten, wie schnell sich Kipling die Gunst des Publikums erworben und zugleich das Interesse der Bibliophilen erregt hat. Kipling verlebte seine Jugend- und JUnglingszeit in Indien. Dort erschienen denn auch seine Erstlingswerke, die Seltenheiten ersten Ranges geworden sind und von Samm lern aufs eifrigste begehrt werden. Als Kiplings Vater im Jahre 1881 das erste Werk feines Sohnes, ein kleines Oktav bändchen Gedichte unter dem Titel »Loboolkox I^rios«. drucken ließ, da ahnte er wohl ebenso wenig wie einst der Vater von Anatole France, der das gleiche für seinen Sohn that. welchem Talent er die Wege zum Erfolg eröffnete, und dies umsoweniger, als das Bändchen nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt war. Während das Erstlingswerk von Anatole France. »I-» löxsväs de 8»ivts Usäögonäs». ein kleines autographisches Heftchen von acht Seiten, mit gleichfalls autographiertem Umschlag, das nur für die Familie gedruckt und nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt war. gänzlich verschollen ist — wenigstens kam es zum Leidwesen aller französischen Biblio philen bis jetzt bei keiner Auktion vor —. wurde ein Exemplar der »Zoboolbo/ Iz-rios» mit 2500 Frcs. verkauft. Es wurden überhaupt nur fünfzig Exemplare in der Oivil LUÜ militrr^ ?ress zu Lahors gedruckt, die zum Teil an Freunde verschenkt, zum Teil vom Autor vernichtet wurden, und lange Zeit wußte man nur von der Existenz von zwei oder drei Exemplaren, von denen eins ohne Umschlag mit einer Zeichnung von John Lockwood Kipling, dem Vater des Dichters, versehen war und in einer Londoner Auktion im Jahre 1899 mit 3375 Frcs. wegging. Infolge des hohen Preises, der für die rkoboolbor I)-rios» gezahlt wurde, tauchten noch zwei weitere Exemplare auf. die für 2500 und 2250 Frcs. ver kauft wurden. Nach den »Soüoolbo/ I^ries« ist am seltensten 565'
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