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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1902
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- Deutsch
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^ 118, 26. Mai 1902. Nichtamtlicher Teil. 4297 tonischer Betonung des Untergeschosses und völlig frei von jenem falschen dekorativen Prunk, der etwa den Werken der achtziger Jahre oft jenen peinlichen Parvenü-Charakter verlieh. Das größte Verdienst aber, das sich der Architekt um seinen dies maligen Auftraggeber geworben hat^ besteht^ darin, daß ^er für sorgt worden und trägt einen von aller Bizarrerie freien mo dernen Charakter. -Mit besonderem Dank ist die Herstellung eines Ausstellungs weihung eine ungewöhnliche und freudige Ueberraschung; drei große Gemälde Tiepolos, von deren Existenz man nichts mehr gewußt hat, bis sie bei Gelegenheit einer Sichtung der Lager räume im Oktober 1900 schier unvermutet zum Vorschein kamen. Sie stammen aus der Villa Girola am Comersee, die sich um den Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts im Besitze Francesco Ar- tarias, des Großvaters der jetzigen Firma-Inhaber, befand. Von dort kamen sie vor dreißig Jahren nach Wien, wo sie in Ver gessenheit gerieten, da um jene Zeit jenes dunkle Jahrhundert noch nicht abgelaufen war, in dem Tiepolo seinen Todesschlaf that. Heute erscheint es uns einfach unbegreiflich, daß es jemals eine Zeit hat geben können, die das heitere, glanzvolle und üppige Genie dieses letzten großen Venetianers nicht hat empfinden mögen. Die drei Bilder, die bei Artaria zu sehen sind, stammen aus sehr guter Zeit (etwa 1740) des damals noch jungen Meisters und sind so glücklich erhalten, daß sie, nach der vorsichtigen und pietätvollen Restaurierung durch Professor Victor Jasper, heute in leuchtender Frische dastehen. Durch nichts wird unser Genuß getrübt. Die Bilder bieten allegorische Darstellungen von Luft, Wasser und Erde in der damals beliebten mythologischen Ein kleidung. Hera, die als Himmelsgöttin die Selene vertreibt, sym bolisiert das Luftreich; Amphitrite, im Muschelwagen von Poseidon, Tritonen und Amoretten durch die Meeresfluten geleitet, führt uns das Wasserreich vor, und die Kraft der Erde empfinden wir in der mit Kornähren geschmückten Ariadne, die durch Dionysos mit einer Sternenkrone begabt wird. Ein gesundes und sinnen frohes Leben durchpulst alle drei Gemälde. -Amphitrite-, das mittlere, ist das umfangreichste und wertvollste. Empfindet man vor diesem Bilde, wie die Raphael-Tradition darin tönend aus klingt, so gewahrt man doch zugleich zu seinem Erstaunen, wie etwas von dem, was uns erst Böcklin geschenkt hat, darin nach Ausdruck ringt: die Wiedergabe des Elementarischen in der Natur. Das Meer ist geradezu wundervoll gemalt, tiefblau, dunstfeucht und bewegt; man begreift, daß Tiepolo Venetianer war, der von Jugend auf mit der Erscheinung des Wasserelements sinnlich ver traut war. Auch die Figuren sind sehr sprühend dargestellt, wenn auch eine gewisse konventionelle Eleganz immerhin durchschimmert. Das Vorhandensein von Kleiderstoffen aber, so schön sie in farbig dekorativem Sinne wirken, muß uns heute als widersinnig stören. An ganz moderne Malprobleme erinnert endlich das Ariadne- Bild, auf dem der Strahlenkranz die anmutigsten Reflexe über die Nacktheit der Leiber und Gesichter gießt. Jedenfalls ist das Ganze ein sehr schöner Fund, der unsere neu geweckte Liebe für Tiepolo kräftig fördert. -Einige kleinere Arbeiten vervollständigen die Ausstellung bei Artaria. Man sieht da einen hübschen kleinen Gauermann und zwei sehr interessante Bilder von Waldmüller, ein Familien genre vom Jahre 1824 und eine niederösterreichische Bauern landschaft vom Jahre 1859. Ferner einen köstlichen frühen Uhde nebst wertvollen Studien dazu; frische neue Bilder von Moll, Wiener Straßen - Interieurs; Bilder und Lithographien von Myrbach von ausgezeichneter Qualität und Radierungen des jungen Ferdinand Schmutzer, der in seinem Fach zu den ersten unserer Zeit gehört. Dazu kommt eine große Kollektion der reiz vollen kleinen Bronze-Arbeiten von Gurschner, neben entzückendem thörichten Nippzeug groß und wuchtig erfundene Lampen, die jedem Tisch zum Schmuck gereichen. 8.« Die Wiederauffindung des ältesten Galentextes. — vr. H. Schöne, der von der Berliner Akademie mit der Aufgabe betraut worden ist, in den großen europäischen Bibliotheken den Bestand an Handschriften griechischer Aerzte aufzunehmen — dies ist eine Vorarbeit zu dem von derselben Akademie geplanten Oorpug vstsruw msäiooruw —, hat aus der Vaticana eine Hand schrift hervorgezogen, die den ältesten Galentext enthält. Im eoä. Vat. lat. 5763, der die ersten sechs Bücher der Etymologien Isidors und den Anfang des siebenten enthält, finden sich auf Blatt Nr. 30 unter dem lateinischen Text die wohlerhaltenen Reste von vier griechischen Kolumnen. Diese Reste, die in der aus den Bibelhandschriften bekannten Unziale des fünften Jahrhunderts Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. geschrieben sind, stellen ein Stück von Galens Schrift -Von den Wirkungen der Nahrungsmittel- dar. Der Text, der kaum 250 Jahre jünger als die Todeszeit des pergamenischen Arztes ist, bietet eine Anzahl wichtiger Verbesserungen; er ist aber be sonders wertvoll durch die Beobachtung, daß eine Wolfenbütteler Jsidorhandschrift ebenfalls unter der lateinischen Schrift große Galenstücke aufweist. Die Pergamentblätter der römischen und der Wolfenbütteler Handschrift haben ohne Zweifel ehedem einen einzigen Band gebildet, der dann später auseinandergerissen wurde. Auf beide Handschriften ist schon B. G. Niebuhr, der so glücklich im Auffinden älterer Palimpseste war, aufmerksam ge worden; hinterdrein aber fiel die Sache wieder der Vergessenheit anheim, bis erst jetzt durch die umfassende Forschung der Berliner Akademie völlige Klarheit geschaffen wurde. Man kann aber dessen gewiß sein, daß diese Sammelarbeit noch manchen schönen Fund ans Tageslicht ziehen wird. (Beilage zur Allgemeinen Ztg.) Versteigerung von Kunstblättern. — Die in den Tagen vom 12.—15. Mai unter der Leitung der Kunsthandlung H. G. Gutekunst in Stuttgart abgehaltene Versteigerung von Kupfer stichen, Radierungen, Holzschnitten und Handzeichnungen alter Von den erzielten Preisen verzeichnen wir: Nr. 28. Anonymer Florentiner Meister des 15. Jahrhunderts, die Marter des heiligen Sebastian. 3250 „ 29. Anonymer venezianischer Meister des 15. Jahrhunderts, 47 Tarokkarten. 3650 Von den Stichen von Hans Sebald Beham, dessen Werk in seltener Vollständigkeit und Schönheit vertreten war, erzielten viele ganz außergewöhnlich hohe Preise, so Nr. 52. Das sitzende Jesuskind. 630 „ 68. Cimon und Pero. Radierung. 360 ,, 78. Genius auf einem Delphin reitend. 700 „ 104. Die beiden Spielleute und das Mädchen. 555 „ 105. Der Eierbauer. 300 „ 112. Der Narr und die beiden Liebespaare. 270 „ 122. Der Triumphzug der Kinder. 290 ,, 129 und 130. Zwei Ornamente. 665 Ferner: Nr. 159. Ferdinand Bol, Portrait eines Mannes. 310 ,, 194. Theodor de Bry, Das römische Alphabet. 350 ^ und ,, 195. Stamm- und Wappenbüchlein. 340 ./6. „ 196. Hans Burgkmaier, Kaiser Maximilian. 61air odseur. 770 Lukas Cranach, Nr. 265. Luther als Junker Georg. 1050 Albrecht Dürer, Nr. 304. Maria mit dem Kinde. 2520 — Nr. 306. Der Apostel Paulus, unvollendeter, nur in 1 Exemplar bekannter Probedruck. 1760 — „ 307. Apollo und Diana. 980 — „ 311. Die drei Bauern. 700 — „ 338. Die Philosophie. Holzschnitt. 1050 — „ 342. Kaiser Maximilian. Holzschnitt. 710 Nr. 426. Pieter de Grebber, Die Verspottung Christi. 480 des 15. Jahrhunderts, alt koloriert. 3810 ^ und 4050 „ 509. Lukas von Leyden, die zwölf Könige Israels. Holz schnitte. 480 Israel van Meckenem. Nr. 536. Der Stammbaum Christi. 1460 — Nr. 537. Maria mit dem Kinde. 1740 Nr. 713. Raimondi, Pauluspredigt zu Athen. 910 Rembrandt. Nr. 754. Rembrandt mit aufgestütztem Arm. 680 — Nr. 766. Der Eulenspiegel. 1290 — „ 770. Die Landschaft mit der Schafheerde. 475 Nr. 848 Barchel Schon, Bauer, eine Frau rm Schubkarren fahrend. unbeschriebenes Blatt, Brustbild einer Frau. 610 „ 856. Schrotblatt Leos üowo! 510 ,, 913. Wechtlin, Ritter zu Pferd und ein Landsknecht. 810 Nr. 1163. Van Dyck, Gewandstudie. 165 „ 1172. Holbein, Allegorische Darstellung. 325 „ 1196. Rubens, Schwebende Amoretten. 365 9. Juni, nachmittags 3 Uhr, in Breslau (Böttchers Restaurant, Neue Gasse 15, l) abgehalten werden. (Vgl. die Anzeige im amt lichen Teil.) 566
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