Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1902

4372 Nichtamtlicher Teil. 120, 28. Mai 1902. UM sich der Pflicht der Steuer an die Gesellschaft zu entziehen. — Im Verlaufe der Sitzung wurde der Vorschlag des Direktoriums, die Thätigkeit der Gesellschaft auch auf Deutschland auszudehnen, in Beratung gezogen. Der Vorsitzende begründete diesen Antrag damit, daß in Deutschland die Werke vieler österreichischer Kompo nisten gespielt würden, ohne daß diese einen Vorteil daraus ziehen könnten. Man wolle daher in Berlin eine Zweiganstalt errichten und gemeinsam mit der gewichtigen 8oeietä äss ^utsurs in Paris, die heute 16000 Mitglieder zähle, dieses Unternehmen durchführen. Nach einer kurzen Beratung ermächtigte die Versammlung das Direktorium, die geeigneten Schritte in dieser Sache zu thün. — Eine lange, stellenweise sehr scharfe Debatte knüpfte sich an den Antrag, daß die Gesellschaft auch den Vertrieb dramatischer Werke in ihr Arbeitsprogramm aufnehmen solle. Der Vorsitzende formulierte einen von Herrn v. Bitzo gestellten Antrag im Namen dcs Direktoriums dahin, daß ein Ausschuß gewählt werden solle, der die Bestimmungen für diesen neuen Geschäftszweig aus zuarbeiten hätte. Herr Buchbinder glaubte, daß dem Anträge wohl viel Idealismus, aber wenig praktischer Wert innewohne. Es seien schon viele ähnliche Versuche gemacht worden, die aber alle gescheitert seien; überdies wären die Autoren dann ebenso die Sklaven der Gesellschaft, wie sie früher Sklaven der Agenten gewesen seien. Der Redner stellte den Antrag, eine Rundfrage an die dramatischen Autoren zu richten und von deren Gutachten weitere Schritte abhängig zu machen. Nach einer langen Debatte wurde der Antrag des Direktoriums zum Beschluß erhoben. Goethe-Gesellschaft. — Die diesjährige. 16. General versammlung der Goethe-Gesellschaft fand am 24. Mai in Weimar unter dem Vorsitz des Geheimen Hofrats Herrn vr. Ruland statt. Herr Geheimer Hofrat von Bojanowski erstattete den Jahresbericht, in dem er hervorheben konnte, daß die Zahl der Mitglieder von 2780 im Jahre 1900 auf 2840 im Jahre 1901 ge wachsen sei. Die günstige Finanzlage habe die Gesellschaft in standgesetzt, einen früher gefaßten Beschluß auszuführen, nämlich die Herstellung der Marmorbüste des verewigten Großherzogs Carl Alexander, die im Goethe - Schiller - Archiv Aufstellung ge funden habe. Weiter sei vom Vorstand beschlossen worden, dem Goethe - Schiller - Archiv und dem Goethe - National - Museum je einen Dispositionsfonds von 500 ^ zu überweisen; auch seien weitere Publikationen geplant und u. a. auch der Ankauf einer litterarischen Sammlung ins Auge gefaßt. Für die von der Stadt Guben geplante Errichtung eines Denkmals für Corona Schröter sei ein Beitrag von 500 ^ bestimmt worden. — lieber die finanzielle Lage der Gesellschaft berichtete Herr Finanzrat Vr. Nebe. Die Einnahme aus Mitgliederbeiträgen beziffere sich auf 28 000 womit die Ausgabe ziemlich balanciere. Aus kleinen Anfängen habe sich das Kapitalvermögen auf 85 000 erhöht und werfe ca. 3 300 Zinsen ab. — Den Bericht über die Goethe-Bibliothek und das Goethe-Archiv erstattete der Ge heime Hofrat Herr Professor vr. Suphan. Die Vermehrung der Bibliothek mußte sich in bescheidenen Grenzen halten. Sie besteht aus 4800 Bänden. Eine bedeutende Bereicherung steht in Aussicht. Für das Anwachsen des Archivs hat Seine Königliche Hoheit der Großherzog durch verschiedene Ankäufe gesorgt. — lieber das Goethe - National - Museum berichtete Herr Geheimer Hofrat vr. Ruland. Er besprach verschiedene Gegenstände der Sammlung, darunter das Goethe-Portait von Seekatz, und hob den Wert und die Schönheit einer Anzahl anderer Portraits hervor. — Den voraufgehenden Festvortrag hielt Herr Professor vr. Friedrich Paulsen-Berlin über »Goethes ethische Anschauungen-. Deutsche Schillerstiftung. — Der Verwaltungsrat der Deutschen Schillerstiftung trat am 22. Mai in Weimar zusammen. Anwesend waren die Herren Staatsminister vr. Rothe, Geh. Hof rat v. Bojanowski, Präsident a. D. Mirus, sämtlich aus Weimar, Professor vr. Weltrich - München, Professor vr. Diestel - Dresden, vr. Glossy - Wien, Justizrat Geißler - Breslau, Staatanwalt Cleß- Stuttgart. Herr Staatsminister Rothe eröffnete die Sitzung, in dem er der beiden verdienten Männer gedachte, die im letzten Verwaltungsjahre aus dem Verwaltungsrat durch den Tod ab berufen worden sind, des früheren Vorsitzenden, Freiherrn L. v. Gleichen-Rußwurm, und des Generalsekretärs, Hofrates vr. Julius Grosse. Nachdem er dann mit Worten des Dankes von der Stif tung, die Freiherr Alexander v. Gleichen zum Gedächtnis seines Vaters gemacht hat, berichtet und der Befriedigung über die einen schönen Erfolg verheißenden Bestrebungen des Verbandes deutscher Frauen zum Besten der Stiftung Ausdruck gegeben hatte, trat die Versammlung in die Tagesordnung ein und nahm zunächst die Wahl der Revisionskommission vor. Herr Präsident Mirus erstattete darauf den Finanzbericht. Der Vermögensstand beträgt 336 70l Die Wahl eines Generalsekretärs wird im Laufe des Sommers vorbereitet werden, so daß die Ernennung zum 1. Oktober Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. ^umismatigus, Novnai68, 8iqiI^0Ara.püis, In8eription8, 24 p. 698 vr8. Der Kreditschutz in Handel und Gewerbe. Eine wirthschaftlich- soziale Streitfrage und ein Beitrag zu ihrer Lösung. Heraus geberin: Deutsche Kreditschutz-Vereinigung zu Frankfurt a. M. Gr. 8°. 64 S. Frankfurt a. M. 1902, Schirmer L Mahlau. 50 ^ ord. Die im vorigen Sommer mit dem Sitze zu Frankfurt a. M. gegründete Deutsche Kreditschutz-Vereinigung, die ihre Thätig keit bislang fast ausschließlich auf den Ausbau ihrer inneren Organisation beschränkte, tritt jetzt mit der vorgenannten programmatischen Schrift an die Oeffentlichkeit. Das Ziel der Vereinigung ist die Ausübung des Kreditschutzes und die Förderung der Kreditsicherheit im geschäftstreibenden Mittel stände. Wie dieses zu erreichen sei, wird in anregender Sprache dargelegt. Als weitere Aufgaben der Vereinigung werden noch folgende Punkte in eingehenden Ausführungen behandelt: die Erteilung kostenlosen Rechts- und Sachrats; über das Einigungsamt; über den Schutz gefährdeter Forde rungen; den Schutz des Gläubigers gegen böswillige und un ehrliche Schuldner; über den Schutz des notleidenden ehrlichen Schuldners gegen Ausbeutung durch einzelne Gläubiger; die Schuldner; endlich über die Herbeiführung gemeinsamer Stellungnahme zu den wirtschaftlichen Zeitfragen. Deutscher Schuloerein. — Aus dem Jahresbericht, der der soeben in Stuttgart abgehaltencn Hauptversammlung des Deutschen Schuloereins zur Erhaltung des Deutschtums im Aus lande vorgetragen worden ist, ist zu entnehmen, daß die Mit gliederzahl im letzten Jahre um 700 gestiegen ist und jetzt rund 33 000 beträgt. Die Gesamteinnahme des letzten Jahres betrug 180 000 (gegen 176 000 ^ i. I. 1900). Von den 86 000 ^ Unterstützungen entfielen 33 000 --6 auf Böhmen und Mähren. — Die nächste Hauptversammlung soll 1903 in Potsdam abgehalten werden. Aus dem Antiquariat. — Die Bibliotheken dreier be kannter verstorbener Chirurgen, des Geheimen Medizinalrats vr. W. von Heineke, Professors an der Universität Erlangen, des vr. G. Stetter, Professors an der Universität Königsberg i/Pr., und des Professors vr. K. Schuchardt, Direktors der chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses in Stettin, sind in den Besitz des wissenschaftlichen Antiquariats von Speyer L PeterS in Berlin übergegangen. In ihrem soeben erschienenen Katalog VIII hat diese Firma die Abteilungen »Allgemeine Chirurgie- der drei Bibliotheken vereinigt, während die »Specielle Chirurgie- in ihrem Katalog IX, der sich unter der Presse befindet, enthalten sein wird. Gesang-Verein Berliner Buchhandlungsgehilfen. — Eine Dampferfahrt nach Schmöckwitz, einem wegen seiner Lage berliner, unternimmt der Verein am 1. Juni. Die Abfahrt er folgt vormittags pünktlich */,9 Uhr vom Restaurant Belvedöre an der Jannowitzbrücke aus. Teilnehmerkarten, die zur Hin- und Rückfahrt berechtigen, sind zu je 1 ^ 50 H bis zum 31. d. M. zu entnehmen von den Vorstandsmitgliedern M. Galle i/H. Carl i/H^ B. Behrs Buchhandlung, Unter den Linden 47, W. Nitschke i/H- C. Regenhardt, Kurfürstenstraße Nr. 37. Personalnachrichten. Gestorben: am 23. Mai im hohen Alter von nahezu neunundsiebzig Jahren der Buchhändler Herr Moritz Heß in Ellwangen. Der Verstorbene übernahm gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Sigmund Heß am 1. November 1866 das unter der Firma Gesellschafters verständnisvollen Leitung insbesondere auf dem Ge biete des wissenschaftlichen Antiquariats sich zu Bedeutung erhoben hat und in weiten Kreisen des Berufs und der Gelehrtenwelt verdientes Ansehen genießt. — Ehre seinem Andenken!