Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19020620
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190206202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19020620
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-20
- Monat1902-06
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5060 Nichtamtlicher Teil. 140. 20. Juni 1902. »Schwerlich ist das Stück auch je besser wieder gegeben worden, denn besser war damals kein Theater besetzt als das unsrige.- Schiller stieg bei Schwan ab und besuchte, wahrscheinlich in dessen Begleitung, die Vorstellung. Es ist ein Irrtum von Schwan, wenn er an Körner schreibt, daß Schillers Anwesenheit im Publikum bekannt geworden sei und ihm große Ungelegenheiten in Stuttgart zugezogen habe. Dieser Vorfall geschah erst bei der unten erwähnten zweiten Anwesenheit Schillers. Am Abend nach der ersten Aufführung verbrachte Schiller noch einige frohe Stunden in Gesellschaft von Schwan, Petersen und der Darsteller. Schwan nahm sich seiner besonders warm an und erbat sich das Vorrecht, ihm die ausbedungene Reiseentschädigung vorschießen und über reichen zu dürfen. Eine zweite Anwesenheit Schillers in Mannheim im Mai 1782 in Gesellschaft der Frau von Wolzogen führte in Stuttgart die Szene mit dem Herzog herbei, die die direkte Veranlassung zu des Dichters Flucht aus seinem Vaterlande wurde. Vorher schon hatte Schiller an Dalberg geschrieben und um seine Vermittelung beim Herzog gebeten, jedoch ohne Erfolg; der glatte Hofmann wagte nicht, für den mit der höchsten Ungnade bedachten Dichter einzutreten. Am 23. September trafen Schiller und Streicher unter den Namen Doktor Ritter und Doktor Wolf in Mannheim ein und suchten den Regisseur Meier und Schwan auf. Aus den Aufenthalt in Mannheim gestaltete, wie sein Fiesko bei der Vor lesung durch die Schauspieler abgelehnt wurde, weil der Dichter den ganzen Eindruck des Werkes durch seinen Vortrag verdarb, wie sein Aufenthalt in Mannheim wegen der Abwesenheit Dal bergs zwecklos war und er vorerst einen Abstecher nach Frankfurt machte und dann in Oggersheim sein Heim aufschlug. Von Dal berg verlassen, der ihm jede Unterstützung verweigerte, den Fiesko nicht aufführen wollte, um keine Ungelegenheiten zu haben, und am liebsten den Deserteur verleugnet hätte, war es neben dem treuen Freunde Streicher, der seine Barschaft zur Verfügung stellte, Schwan, der Schiller in dieser Not nicht verließ und ihm pekuniäre Unterstützung gewährte. Bei Schwan war bereits 1782 die Bühnen ausgabe der Räuber unter dem Titel: »Die Räuber, ein Trauer spiel von Friedrich Schiller; Neue für die Mannheimer Bühne verbesserte Auflage; Mannheim in der Schwanischen Buchhandlung 1782- (166 Seiten) erschienen. Die sogenannte zweite Auflage mit dem Motto: »in t^ranvos- erschien bei Tobias Löffler. Schwan übernahm nun auch den Verlag des Fiesko. Zwar zahlte Schwan nur einen Louisdor Honorar für den Bogen, aber er zahlte den Be trag für zehn Bogen im voraus und gab so dem Dichter die Mittel, nach Bauerbach zu reisen. Er zeigte dadurch großes Zutrauen zu Schiller, wußte er doch nicht, wie die Umarbeitung des Stückes, die durchaus notwendig war, ausfallen würde. Zwar hatte Jffland in einem Schreiben an Dalberg erklärt, daß das Stück für das Theater noch manches zu wünschen übrig lasse, daß aber die Schönheit und Wahrheit der Dichtung von ausgezeichneter Größe sei. Was bedeutete das aber, wenn die Umarbeitung nicht gelang, das Stück durchfiel oder der Verfasser im Elend umkam Nur ein Mann wie Schwan, der ideal dachte und den Genius in Schiller erkannte, konnte zu solchem pekuniären Opfer bereit sein. Günstiger gestalteten sich die Verhältnisse für Schiller, wenig stens vorübergehend, nach der Rückkehr von Bauerbach nach Mann heim. Im März 1783 erhielt Schiller ein Schreiben von Dalberg, worin dieser wieder mit ihm anzuknüpfen suchte und wegen seines Verhaltens um Entschuldigung bat. Die Mannheimer Freunde, Schwan an der Spitze, waren in der Zwischenzeit nicht müßig gewesen und hatten Dalberg auf die Vortrefflichkeit des -Fiesko- und auf das Aufsehen, das die im Entstehen begriffene Luise Millerin machen würde, hingewiesen. Dazu kam, daß Dalberg im verflossenen Winter schlechte Erfolge mit dem Theater gehabt hatte, ein -Schlager- ihm daher sehr erwünscht sein mußte, und daß ferner, was für den Hofmann Dalberg von größter Bedeutung war. keine Ungelegenheiten seitens des Herzogs Karl Eugen zu erwarten waren. Dem korrekten Hofmann und Aristokraten war der Flüchtling, den der Zorn seines Gebieters verfolgte, im höchsten Grade unbequem gewesen; jetzt, wo er hoffen durfte, daß der Herzog der mit den -Räubern- einen so großen Erfolg errungen hatte, wieder zu nähern. Schiller war zu stolz und weltklug, um so gleich hocherfreut zuzugreifen. Er antwortete unterm 3. April mit einer gewissen Zurückhaltung, und obgleich es ihn mit aller Macht nach Mannheim, -dem Paradies der dramatischen Muse- zog, wartete er doch weitere Schreiben Dalbergs ab, bis er auf Anraten Mannheim zurückkehrte. ^ Der Beginn seines Aufenthaltes ließ sich nicht gut an, Dal berg war abwesend und einige Wochen vergingen in Erwartung und Ungewißheit. In diesen Tagen fand Schiller an Schwan einen treuen Freund und in dessen Hause die freundlichste Auf nahme. Väterlich sorgte Schwan für den Dichter, und aus den Briefen seiner Tochter und anderen Aufzeichnungen ersehen wir, wie er sich um sein Wohl und seine Gesundheit bemühte. Am 10. August kehrte Dalberg zurück; er empfing Schiller sehr freund lich und verpflichtete ihn schließlich nach längeren Verhandlungen als Theaterdichter mit einem Fixum von 300 Gulden, das später auf 500 Gulden erhöht wurde. Leider währte die Anstellung nur ein Jahr. Am 1. September 1784 wurde der Kontrakt von Seiten Dalbergs gelöst, und am 9. April 1785 reiste Schiller nach Leipzig ab. Am 11. Januar 1784 war der -Fiesko- zuerst über die Mannheimer Bühne gegangen und hatte dort einen Mißerfolg gehabt, am 15. April 1784 -Kabale und Liebe-, das einen großen Erfolg errang. Ein drittes Stück, das Schiller zu liefern ver sprochen hatte, den -Don Carlos-, vollendete er nicht; mannigfache Abhaltung und Krankheit hinderten ihn daran. Uns interessieren hier die Mannheimer Ereignisse nur insofern, als Schwan dabei in Betracht kommt. Schwan wurde auch Verleger von -Kabale und Liebe-; allerdings zahlte er auch hierfür nur ein bescheidenes Honorar, 10 Karolin (etwa 200 ^), und für die späteren Auflagen nichts, aber man darf nicht vergessen, daß der Schutz gegen Nachdruck ganz unzureichend war und die Schillerschen Dramen vielfach ausgeschlachtet wurden. Aber nicht nur geschäft lich hatte Schiller mit Schwan zu thun; dieser öffnete ihm sein Haus, und fast täglich weilte Schiller dort und fühlte sich hin- gezogen zu der ältesten Tochter Margarethe. Schwan, der damals schon Witwer war, hatte nur zwei Töchter, eine jüngere, Luise, spätere verehelichte Pistorius, und eine ältere, Margarethe, damals siebzehn bis achtzehn Jahre alt. Diese, ein schönes Mädchen mit großen ausdrucksvollen Augen, besaß einen lebhaften Geist, der sie mehr zur Weltfreudigkeit, Kunst und Litteratur hinzog als zur Stille der Häuslichkeit. In dem gastfreien Hause ihres Vaters gewann sie im Verkehr mit hervorragenden Vertretern der Kunst und Wissenschaft eine umfassende Bildung und bildete sich ein wenig zur Weltdame aus. Ihr las Schiller in dem ersten Jahre seines Aufenthalts die neu entstandenen Scenen des -Fiesko- vor, und auch für manche anderen dichterischen Pläne fand er in ihr eine kluge Beraterin. Ganz entschieden hat Schiller Neigung zu Margarethe Schwan empfunden, und das kluge Mädchen hat diese auch verstanden. Als später Schiller in Beziehungen zu Frau von Kalb trat, hat sie offen und versteckt Eifersucht und Enttäuschung gezeigt. Mit Schwan und den Seinen unternahm Schiller Ausflüge in die weitere Umgebung von Mannheim, nach Heidelberg, Schwetzingen, Worms, Speier und andern Orten. Im Januar 1784 wurde Schiller Mitglied der Akademie und trat dadurch in nähere Beziehungen zu Klein. Schwan behauptet in seinem Briefe an Körner, daß Klein die Seele der Jntriguen gegen Schiller gewesen sei, daß er es Hintertrieben habe, daß die von Schwan angeregte Absicht, Schiller bei der Deutschen Gesell schaft als ständigen Sekretär mit einer anständigen Besoldung anzustellen, zur Ausführung kam. Wir können heute nicht mehr verfolgen, inwieweit diese Anschuldigungen Schwans auf Wahr heit beruhen; sie stehen in gewissem Widerspruch mit dem, was Krükl über die Beziehungen Kleins zu Schiller schreibt, die, was ich hervorheben möchte, auch nach der Entlassung Schillers als Theaterdichter gute blieben. Klein hat allerdings zu dem Plan, Schiller zum Sekretär der Gesellschaft zu machen, in ^gewisser Weise worden, sich wieder der Medizin zuzuwenden. Auch Schwan that dies zu wiederholten Malen; noch in dem Brief an Körner gedenkt er der Thatsache. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird hier das Vater herz das gewichtigste Wort gesprochen haben; es darf ^wohl ohne bei ihm wegen der Verlobung seiner Tochter erkundigte. Schiller hatte nämlich bei der Begegnung mit Herzog Karl August von Weimar in Darmstadt, die ihm den Titel eines weimarischen Rats einbrachte, diesern von seiner Zuneigung zu Margarethe Schwan Unterm 23. März 1785 antwortet Schwan sehr erstaunt: -Von dem, was der Herzog Ihnen von Schiller und meiner Tochter ge sagt, weiß ich kein Wort. Auch bin ich gewiß, daß wenigstens meine Tochter noch nie daran gedacht hat, und wahrscheinlicher Weise Herr Schiller auch nicht. Da er aber in meinem Hause aus- und eingeht, so konnte das Publikum, das so gern Heiraten stiftet, leicht auf so eine Vermutung kommen. Es ist aber sicher nichts daran, wird wohl nie etwas daraus werden.-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder