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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1900
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- Deutsch
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14, 18. Januar I960. Nichtamtlicher Teil. 48S Stelle bezeichnet Goethe das als den Dämon tn ihm; es ist das die Mit- und Nachwelt Bewegende eine Eigenschaft der führenden Geister. Dieser Einfluß ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Als 1859 die große Schillerseier das damals noch partikularistisch zerklüftete Deutschland in warmherzigem Enthusiasmus für den großen Dichter für Momente einte, war die Goetheverehrung noch aus beschränkte Kreise angewiesen; in Schiller sah das deutsche Volk das Ideal ihres Dichters. In den verflossenen vierzig Jahren hat sich das Blatt fast gewendet, Goethes universelle Gestalt ist in ihrer realen Klar heit immer mehr in den Vordergrund getreten, es bleibt nicht nur mehr der Besitz der Gebildeten, sondern auch die weiten Volkskreise bemächtigen sich seiner. Der Buchhändler kann durch seinen Beruf derartige geistige Strömungen am sichersten verfolgen, da sich ihm durch Nachfrage und Publikation täglich das jeweilige litterarische Zeitbild erneuert. Ihrer waltet er als Vermittler und Träger von Kunst und Wissenschaft, und in diesem Sinne hat der Verein auch das Thema gestellt, indem er historische Streiflichter fallen lassen will auf: Goethe in seinen Beziehungen zum Frankfurter Buchhandel. Hierbei möchte ich mir erlauben, daraus hinzuweisen, daß ich nichts Erschöpfendes bieten kann, denn der Weg, den der Verlag von Goethes Gesamtschristen genommen hat, berührt Frankfurt nicht, sondern führt über Leipzig, Berlin nach Tübingen bezw. Stuttgart und ist an die Namen Göschen, Unger, vor allem Cotta geknüpft. Es bleiben uns also nur wenig betretene und nicht sehr dankbare Seitenpsade übrig, die ich Sie nunmehr mit mir zu wandeln bitte. Wir müssen uns ins Jahr 1772 zurückversetzen, wenn wir Goethes frühesten buchhändlerischen Beziehungen zu Frankfurt nachgehen wollen. Vergegenwärtigen wir uns Frankfurt, wie es damals aussah. Am besten gelingt das, wenn wir uns Salomon Kleiners »Florirendes Frankfurt a/Main« betrachten. Zwar sind die Kleinerschen Ansichten fünfzig Jahre früher gestochen, aber das will nicht viel sagen, denn das Stadtbild war 1770 fast noch ganz das gleiche. Die Vater der Stadt waren damals nicht in dem Maße durch die Verhältnisse gezwungen, das Straßenbild zu verändern, wie unser jetziges Geschlecht. Die Häuser waren ein- bis dreistöckig, mit überspringenden Giebeln und Etagen, wie wir sie jetzt noch auf dem großen Kornmarkt, der Bendergasse und am Dom sehen. Der Römer hat sich, was den Gesamteindruck anbelangt, eigentlich bis heute wenig verändert, sehr viel mehr der große Hirschgraben. Die äußeren Ansichten der Stadt in damaliger Zeit, die Prospekte, geben am besten die Kollerschen Blätter wieder. So sah die ehrsame Reichsstadt aus, als der dreiundzwanzig- jährige Dichter in ihren Mauern sich an den »Frankfurter Gelehrten Anzeigen« beteiligte und den Götz von Berlichingen erscheinen ließ. Ihn selbst stellen Sie sich nach dem Profilbilde von Georg Melchior Krause 1776 gemalt vor, ein sprechendes, schönes Jugendantlitz mit länglich fein geschnittener Nase, wohl gewachsen, in der kleidsamen Rokoko-Tracht mit Zopfband. Die Rezensionen in den »Frankfurter Gelehrten An zeigen« vom Jahre 1772, an denen Goethe teils durch eigene Artikel, teils durch Mitarbeit bei einer Anzahl Rezensionen Anteil hatte, bilden die erste Verbindung des Dichters mit dem Frankfurter Buchhandel. Goethe berichtet selbst über seine Beteiligung an dem Rezensions-Unternehmen im zwölften Buch von Dichtung und Wahrheit, wie Merck Schlosser an geregt, die -Frankfurter Gelehrten Anzeigen« herauszugeben. Goethe schreibt: »Die zwei ersten Jahrgänge dieser Zeitung (denn nachher kam sie in andere Hände) geben ein wunder sames Zeugniß, wie ausgebreitet die Einsicht, wie rein die Absicht, wie redlich der Wille der Mitarbeiter gewesen. Jener literarische Verein ward überdies durch eine lebhafte Corre- SiebenundsechMter Jahrgang. spondenz und bei der Nähe der Ortschaften durch öftere persönliche Unterhandlungen begünstigt. Wer das Buch zuerst gelesen hatte, der referirte, die Angelegenheit ward besprochen, an verwandte angeknüpft, und hatte sich zuletzt ein gewisses Resultat ergeben, so übernahm einer die Redaktion. Mir fiel sehr oft die Rolle des Protokollführers zu; meine Freunde erlaubten mir, auch innerhalb ihrer Arbeiten zu scherzen, und so dann bei Gegenständen, denen ich mich gewachsen fühlte, die mir besonders am Herzen lagen, selbständig aus zutreten.- ' Am 8. Februar bezeichnet ein Brief des Buchhändlers Deinet, des Verlegers, an Raspe in Kassel, Goethe als Mit arbeiter »im Gefach der schönen Wissenschaften, ein Freund des Herrn Merck». Welches Gewicht auf Goethes Teilnahme in den weitesten Kreisen gelegt wurde, geht aus einem Briefe von Christian Felix Weise an Uz vom 28. Dezember 1772 hervor, worin es heißt: -Unfehlbar ist Herder nebst einem gewissen Gebe Hauptverfasser- (nämlich der Rezensionen). Bald sollte das nicht mehr der Fall sein. Zwar schrieb Deinet an Bahrdt noch am 1. Dezember 1772 im Hinblick auf den Jahrgang 1773 der »Gelehrten Anzeigen«: -Herr Schlosser wird nach Muse Mitarbeiten, desgleichen Herr vr. Goethe«; aber der Dichter benahm dem Verleger bald die Hoffnung, indem er in der von ihm versüßten, den ersten Jahrgang der gelehrten Anzeigen schließenden Nachrede »im Namen der Herausgeber erklärte, es werde ihr eifrigstes Bestreben sein, den ver schiedenen, gegen das'Blatt erhobenen Beschwerden abzuhelfen, und hinzufügt: »welches um so viel mehr erleichtert wird, da am Ende dieses Jahres, diejenigen Recensenten, über deren Arbeit die meiste Klage gewesen, ein Ende ihres kritischen Lebens machen wollen«. — Und an Kestner schreibt Goethe: -Da ist's denn zu Ende, unser kritisches Streifen. — Wollt Ihr aus nächstes Jahr noch versuchen, so sinds zwei gewagte Gulden!« Deinet spricht sich in den Briefen an Bahrdt gleicher weise aus. -löten Januar 1773: Wenn der Ton der Zeitung 1778 wie auuo 1772 sortdauert, so glaube ich, hätte ich 1ÜÜ Thaler dabei verdienen können. Aber die Herren Rezensenten, die ihn empfohlen haben, haben zugleich der Welt hin und her durch Sendschreiben versichert, daß die Zeitung nicht sortgehn, oder doch schlecht werden würde«. — Der damalige Eigentümer des Verlagsgeschäfts der Eichen- bergerschen Erben, J«hann Conrad Deinet, Fürstlich Waldeck scher Hofrat, hatte mehrmals Ungelegenheiten wegen der Un gebundenheit und Rücksichtslosigkeit der »gelehrten Anzeigen«, weshalb er alle Handschriften der Rezensionen vernichtet zu haben scheint, um die Ermittelung der Verfasser zu ver hindern. Am 16. Januar 1774 schreibt er an Bahrdt: »Ich setze 160 Carolinen gegen die Handschrift einer Anzeige, woraus meine Blätter sind gemacht worden. — Das ist mein Gesetz, mein erstes und vornehmstes Gesetz, daß kein Re- censent soll genannt noch gekannt werden >—«. Goethe faßte in seinem Alter die Aufnahme dieser Re zensionen in seine Werke ins Auge, und Eckermann sollte 1823 das besorgen. In den »Gesprächen« heißt es am 11. Juni 1823: -Diese (die Rezensionen) sind nicht gezeichnet, doch, da Sie meine Art und Denkungsweise kennen, so werden Sie sie schon aus den übrigen herausfinden.« Sie fanden dann 1840 im 33. Teile der Ausgabe der Werke letzter Hand ihre Ausnahme. Eine sehr scharfsinnige Untersuchung der Echtheit und Unechtheit der einzelnen Rezensionen hat der Freiherr von Biede»maun in seinen Goethe-Forschungen 1879 gegeben, welchem Werke ich noch entnehme, daß Goethe vor Mitte Februar 1772 überhaupt keinen weiteren Anteil an »den gelehrten Anzeigen« nahm, als den Beratungen der Herausgeber beizuwohnen, etwa dabei zu protokollieren und KS
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