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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1923
- Strukturtyp
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- 1923-07-02
- Erscheinungsdatum
- 02.07.1923
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- Deutsch
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151, 2. Juli 1923. Redaktioneller Teil. ebenfalls reproduziert wurden) mit denen neuer geschulter Expedi tionszeichner vergleichen, die sich in einem ethnologisch sehr gehalt vollen Werk« finden: Knud Rasmussen, In der Heimat des Polarmenschen. Die zweite Thule-Expedi tion 1916—18. Mit 76 bunten und einfarbigen Abbildungen und 16 Karten. F. A. Brockhaus, Leipzig 1922. (Der Schutzumschlag des Bandes mit seinen hübschen Tierleisten bestätigt das eben über den Vorsatzschmuck ge sagte.) Es ist merkwürdig genug, wie berhältnismäßig wenig wir noch immer über den Polarmenschen wissen, trotz der über tausend Jahre alten ständigen Verbindung Europas mit Grönland. Auf den Landkartenexpeditionen ist früher der Mensch des hohen Nordens immer etwas mißachtet, allzusehr als ethnographisches Objekt und nicht als ethnologisches Subjekt behandelt worden. (Obschon er in der rührenden Gestalt des anhänglich-braven Reisebegleiters er scheint, der trotz seiner Wildheit durch menschliche Eigenschaften an genehm aufsällt.) Rasmussen, selbst in Grönland geboren, ist nicht allein geographisch auf seinen Grönlandsorschungsreisen weit por- gedrungen, sondern auch psychologisch. Er, der Eskimos auf seinen Expeditionen als deren Mitglieder, nicht lediglich als Hundetreiber und Wegweiser mit sich führte, dem seine Expeditionserfolge nicht zum wenigsten deshalb gelangen, weil er sie dem Leben des nordi schen Menschen anpaßte, den er als solchen in seiner Umwelt ken nen und verstehen lernte, hat mit diesem seinem Reiseberichte muster gültig gezeigt, daß Expeditionen, die in unbekannt« Gebiete auf unbekannten Wegen Vordringen, nicht an dem Wichtigsten vorllber- gehcn sollen, was dort zu finden ist, an den Menschenseelen. Hohes Lob hat Knud Rasmussen Carl Schätzen als einem Kenner des ark tischen Menschentums gespendet. Kein besseres Buch konnte der Ver lag von Eugen Diederichs in Jena zur Eröffnung seiner Buchreihe -Arktis- wählen, die die Kultur der Völker des hohen Nordens deutschen Lesern vermitteln will. Auch diese neue Buchreihe des Verlages verwirklicht einen gut angelegten und begründeten Samm lungsplan. Das ist hervorzuheben, weil gerade jetzt, wo allzuoft ein klingender Titel Buchreihen ohne jeden inneren Halt vereinen und womöglich als Ganzes zeigen soll, gerade das Beispiel der Buchreihen dieses Verlages einige Aufmerksamkeit verdienen sollte: sie sind vielfach Sammelwerke, die noch wirklich solche sind, deren Einzelteile durch ihren Leitgedanken zur höheren Einheit verknüpft werden, di« die Anschaulichkeit des Gesamtwerkes durch dessen Be grenzung bei aller Beweglichkeit nicht vermissen lassen. (Und für deren Buchgestaltung, nebenbei gesagt, auch die Buchgröße als ein erhebliches Element der Buchwirkung nicht vernachlässigt wird.) Carl Schöhen, Skouluk-Andaras Berichte aus Lappland. Berechtigte Übertragung aus dem Norwegischen von I. Sandmeier. Eugen Diede richs, Jena 1923, ist in seinem Äußeren eines der behaglichen Bücher, wie sic F. H. Ehmcke herzustellen versteht, ein Buch, dem sich die alten Holzschnitte aus Johannes Scheffers Lapplandwerk vom Jahre 1675 sinnvoll einstigen, die für die Gegenwart kaum schon antiquiert sind. Das Lappenleben lernt man daraus in der ihm gewordenen Umwelt verstehen, in seinem von Urzeiten her wachsenden Werden, in seinem Wesen, das ihm die wechselnde Wohn stätte aufzwang. Eine anthropogeographische Monographie seltener Art, künstlerisch in ihrer Form, die die Übersetzung wahrt, seelen kundig in ihrer Vertiefung, in der sie den Menschen als das Maß seiner Dinge zeigt. Das Einfühlungsvermögen, das aus dem Her zen kommt und ohne das kein völkerkundliches Werk bestehen kann, wenn es mehr sein will als eine ethnographische Materialienkollek tion, bewährt auch das Buch des schwedischen Südamerikaforschers, das schon durch seinen Titel darauf verweist, daß es eine Anklage- und Verteidigungsschrift ist: Erland Nordenskiöld, In dianer und Weiße. Mit 90 Abbildungen im Text, 35 Tafeln und einer Karte. Strecker L Schröder, Stuttgart 1922. Die Anklage gilt amerikanisch-europäischen Zivilisationsmethoden, die Verteidigung dem unterdrückten südame rikanischen Jndianertum. Die Ausbeute an ethnologischen For schungsergebnissen ist reich, die in dieser Reiseschilderung zusammen- gctragen sind. Aber auch für das Kulturhistorische von allgemeine rer Bedeutung erschließen sich in dem Buch befruchtende Quellen; die Ansicht, die von der politischen Entwicklung, die den Freiheits- Verlust der Indianer herbeiführte, gegeben wird, dürfte um so mehr Beachtung verdienen, As sie gerade in unseren Tagen dem deutschen Wirtschastspolitiker beachtenswerte Aufschlüsse geben dürfte. Biel Neues bieten auch die Buchbilder. Eigentlich ist seit dem Ent- dcckungsjahrhundcrt und nicht nur allein in der Frühzeit die Ge schichte des amerikanischen Jndianertums eine einzige Leidens geschichte. Sie ließe sich im ersten Kapitel einer Neugeschichtc des amerikanischen Kontinents unter der Überschrift: »Die Ausrottung der Ureinwohner- zusammenfassen. Die Karavellcn des Kolumbus steuerten den indischen Goldschätzen zu, durch die ältesten Berichte über ihre Fahrt, die in den Erstausgaben des sogenannten Kolum busbriefes veröffentlicht worden sind, gleißt Habsucht nach den goldwerten Wundern des Zauberlandes. Die Bibliographie der Erst drucke dieses Briefes, die als »neue Zeitungen- veröffentlicht wor den sind, ist aus mancherlei Verwirrungen erst in den letztverflosse nen Jahrzehnten zu einiger Klarheit gebracht worden. Da dies« Kleindrucke als kostbare bibliographische Dokumente zu den kost spieligsten Raritäten gehören, sie sind sozusagen Lmericanissiwa, haben die Fälscher mit ihnen manche ihnen nicht ungelungcne Ver suche gemacht. Glücklicherweise haben wir von manchen Ausgaben des Briefes auch Faksimileeditionen, die die den allermeisten Bll- chersammlern unerreichbaren Originale ersetzen. Sie vermehrt jetzt, in sorgfältiger Ausführung, die Nachbildung der um 1493/94 in Basel gedruckten lateinischen Ausgabe des Kolumbusbriefes nach dem einzigen bekannten Exemplar der Münchener Staatsbibliothek, der ersten Ausgabe, die Holzschnitt« zierten. Ihr ist von dem Her ausgeber, Ernst Weil, eine Bearbeitung der ältesten deutschen Über setzung von 1497 hinzugefllgt worden. Ein kurzes Nachwort gibt die nötigsten Notizen, sodaß ein Büchlein entstanden ist, das der Forscher ebenso gern wie der Liebhaber verwahren wird. In man cherlei Betracht interessierend, bleibt es vor allem eine Urkunde zur Weltgeschichte in Buchform, wie es nicht allzuviel« gibt: auch in der Bibliothek markieren die wenigen Blätter ein Datum des Über ganges der älteren in die neuere Geschichte (Columbusbrief 1494: Vs Insults invoutis. Roland-Verlag vr. Al bert Mund t, München-Pasing 1922). Die Entdeckungs geschichte Amerikas ist weit weniger reich an romantischen Stoffen als seine Eroberungsgeschichte, die einen Kampf plötzlich gegenein ander geratener Kulturen in einer exotischen Umwelt zeigt, der einer dichterischen Gestaltung Motive und Probleme in Hülle und Fülle bietet. Das Abenteurertum hatte in ihm einen Höhepunkt seiner Ge schichte, seine Heroen wuchsen zur historischen Größe empor, di« Persönlichkeiten der ihnen unterliegenden neuen Welt zur tragischen. Arthur Schurig kann im Vorworte seines Werkes: Francisco Pizarro, der Eroberer von Peru. Nach den alten Quellen erzählt von Arthur Schurig. Mit 2 Bild nissen und 1 Karte. Opal-Verlag, Dresden 1922, das als ein Gegenstück des 1917 im Insel-Verlag, Leipzig, erschie nenen: »Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortes- ge dacht ist, darauf Hinweisen, daß er einen Nachhall des letztgenann ten Buches in Gerhart Hauptmanns Weißem Heiland und anderen neuen Bühnendichtungen zu sehen glaube. Möge auch das ansehn lich ausgestattete Pizarrobuch die Poetenphantasie wecken! Es ver wertet in einem gefälligen, alles gelehrte Beiwerk verschmähenden Vortrage die spanischen Quellen zu einer abgerundeten Darstellung, der es gelingen wird, diesen historisch interessanten Kapiteln eine erneuerte psychologische Teilnahme zuzuwenden. Sie waren ein wenig aus der Literaturmode gekommen und sind über anderem, weniger Wichtigen zu Unrecht Pernachlässigt worden. Für die Bü- cherwelt gilt noch immer die Humanistenmahnung: zu den Quellen zurück. Das heißt: zum Original zurück von dem aus ihm Abge leiteten. Die Robinsonaden mit ihren anlockenden Robinsontileln sind vergessen worden, bis auf einige wenige mit Recht, ihre Bücher- mass« hat den alten echten Robinson nicht verschütten können, der in seinem ursprünglichen Glanze aus ihr hervorleuchtet. Man muß ihn allerdings nicht in einer Bearbeitung für die Jugend oder in einer Verkürzung lesen wollen, sondern in seinem richtigen Texte. Allzuviele gut« und vollständige deutsch« Übersetzungen sind nicht vorhanden. (Am empfehlenswertesten ist die von Hermann Ull rich in der Hendelschen Bibliothek der Gesamtliteratur, die ein äußerlich recht bescheidenes Buch ist, und die geläufigem heutigen Sprachgebrauch sich anpassende von Hans Reisiger, mit hüb schem, etwas ironisierendem Bildschmuck von Ern st Penzoldt,
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