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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1900
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- 1900-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1900
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928 Nichtamtlicher Teil. 27, 2. Februar I960 direkt dabei Interessierten verhielt sich ablehnend dagegen. Trotzdem bildete sich in Paris die -Lssooiation littörsirs st Lrtistigns intornationsls«, die dann verschiedene Jahre hindurch aus ihren Kongressen sich das Studium von Fragen des litterarischen und künstlerischen Eigentums und was damit zusammenhängt angelegen sein ließ. Nach gründlicher Durch arbeitung des Stoffes wandte sich die Lssoeiation an die Schweizer Regierung mit dem Ersuchen, sich der Sache in Gemeinschaft mit den anderen Regierungen anzunehmen. Das geschah, und das Resultat war die sogenannte »Berner Konvention« vom 9. September 1886, die »Union intsr- nationals ponr laprotsotlon äse wnvrss littörairss st artistignss«, wie der offizielle Titel lautet. Ein Verband, dem heute die meisten Staaten in Europa und auch viele in anderen Erd teilen, ja sogar Japan angehören, der auf breitester inter nationaler Basis das litterarische und künstlerische Eigentum, das Urheberrecht, überall sicherstellt. Man konnte dabei nicht stehen bleiben. Von dem Moment an, wo man sich entschloß, dem litterarischen und künstle rischen Eigentum die ihm zukommenden Rechte zu gewähr leisten, mußte logischerweise das ganze übrige geistige Eigen tum ebenfalls geschützt werden, das Recht auf Erfindungen aller Art, an denen unser Zeitalter so reich ist, das Recht an Fabrikmarken und Jndustriemustern re. Die verbündeten Regierungen begründeten also, ebenfalls in Bern, ein »Inter nationales Bureau zum Schutze des geistigen Eigentums- in allen seinen Verzweigungen. Dieses Bureau hat die Aufgabe, über die Ausführung der internattonalen Verträge zu wachen und sie weiter zu entwickeln; es hat auf diesem Gebiete schon große Dienste geleistet und leistet sie immer noch. An seiner Spitze steht Direktor Morel, ihm zur Seite Professor Röthlisberger. Man steht, wie außerordentlich fruchtbar die Initiative der Schriftsteller gewesen ist, als sie sich vor zwanzig Jahren Gegenständen zuwandte, an die bis dahin wenige von ihnen ge dacht hatten. Einer der Mitbegründer der Berner Konventton, Edouard Tallichet, dem ich hier folge, sagte kürzlich,*) daß die Teilnehmer an den damaligen Beratungen bei allem Eifer, mit dem sie sich ihrer Aufgabe widmeten, doch oft das Ge fühl gehabt hätten, daß die Schriftsteller sich Illusionen über die Vorteile machten, die sie davon haben würden. Und wie glänzend find die kühnsten Erwartungen iibertrosfen! Nun sollte man meinen, daß diese errungenen Vorteile der Schrift steller indirekt auch dem Buchhandel, dem natürlichen Ver bündeten der Autorenwelt, hätten zu gute kommen müssen. Dem ist aber nicht so. Wnnderbarerweise ist in den letzten fünfundzwanzig Jahren die Position des Buchhandels überall schlechter geworden. Hat man dies der neueren Gesetzgebung zuzufchreiben, oder steht es sonst irgendwie im Zusammen hänge mit den Erfolgen der Schriftsteller? Das dürste schwer nachzuweisen sein; die Verhältnisse sind zu verwickelter Art, um darüber ein klares Urteil fällen zu können. Unsere Gewerbefreiheit, die Freizügigkeit, die postalische Gesetzgebung und dergleichen sprechen sehr dabei mit. Aber man kann doch vielleicht sagen, daß die gesicherten Rechtsverhältnisse der Schriftsteller diesem Stande heute viel mehr Jünger zusührten, als früher; daß einerseits die Ansprüche der Autoren den Verlegern gegenüber sehr gewachsen sind, daß aber ander seits die große Zahl der Schriftsteller sich in einer littera rischen Ueberproduktton Lust macht, die dem Buchhandel wie dem Publikum mehr Schaden als Segen bringt. Wir leben seit einigen Jahrzehnten geradezu in einer Art von litte- rarischem Rausche; niemals sind so viele Erscheinungen, und darunter leider so unendlich viele ohne jeden Wert, auf den ^M166. Voms XV. Uo. 41. L.OÜ1 1899. PLA. 347 ü. Büchermarkt gebracht worden wie in unserer Zeit. Kein Wunder, wenn es dem Buchhandel dabei schlecht geht; denn das große Publikum wendet sich mehr und mehr vom Bücherkausen ab, weil es nicht mehr in der Lage ist, in der Litteratur das Gute vom Mittelmäßigen oder Schlechten zu unter scheiden. Hierzu gesellt sich noch der Uebelstand der großen Anzahl von billigen Zeitungen. Sind doch die Leute in den größeren Städten schon dahin gekommen, daß sie gar nicht mehr auf eine Zeitung abonnieren, sondern sich ihren täg lichen Bedarf an Lektüre bei den Zeitungshändlern auf der Straße kaufen. Mancher hat auf diese Weise die Gewohnheit angenommen, täglich drei und mehr Zeitungen zu kaufen, nicht um sie zu lesen, sondern um eiligst einen charakteristi schen Artikel an bekannter Stelle aufzusuchen oder die Tages neuigkeiten schnell zu durchfliegen und dann das Blatt fort zuwerfen. Eine traurige Methode, denn man verliert dabei das Gefallen an ernster Lektüre, trägt kaum ein paar Brocken, von Kenntnissen vorübergehend davon und befestigt mehr und mehr eine Oberflächlichkeit, die bereits zu einer offenen Wunde in unserm politischen Leben wie in den übrigen Arten geistiger Thätigkeit sich gestaltet hat. Wie manche Zeitungs leser geben täglich 20—80 Pfennig und mehr ans, und ge langen so bis zum Ende des Jahres zu einer Summe, die ihnen gestatten würde, ein paar gute Journale im Abonne ment zu halten oder ein paar gediegene Zeitschriften, und daneben noch Bücher zu kaufen, die sie für die verschieden artigsten Zwecke des Lebens befähigen könnten. Doch dies Zeitungswesen ist auch nur eine der vielen Ursachen, die den notorischen Rückgang des Buchhandels verschulden mögen. Die Krisis unseres sonst so schönen Berufes ist seit langer Zeit schon Gegenstand vieler Beratungen und Untersuchungen in kleineren Kreisen gewesen, ohne daß sie gehoben worden wäre. Herr Heinemann in London, der es sich als Verleger zur Ausgabe macht, die Hauptwerke aller Sprachen in engli scher Uebersetzung zu verbreiten, und der infolge dessen viele Verbindungen mit den Verlegern des Kontinents unterhält, scheint die erste Idee gehabt zu haben, die Verleger aller Länder in einem großen Verbände zu vereinigen, der von Zeit zu Zeit Kongresse abhalten sollte, bald in diesem Lande, bald in jenem, um die gemeinsamen Interessen zu besprechen, Ideen auszutauschen, als nötig erkannte Gesetzreformsn zu verfolgen, Erleichterungen im Verkehr, in der Herstellung, Expedition und im Vertriebe der Bücher zu erlangen, und schließlich auch, um Mittel und Wege zu finden, dem Publikum gute Bücher zu billigen Preisen zu bieten, um es wieder zum Geschmack an Büchern zurückzuführen. Er wandte sich an den Osrolk äs lg, Ilbrairis in Paris, der seine Vorschläge in Beratungen zog, die dahin führten, daß der Osrols eine Ein ladung an dis Verleger aller Länder erließ, nach Paris zu kommen, um einen internattonalen Verlegerbund zu gründen, der sich mit den Berufsinteressen beschäftigen sollte. Schrift steller und Journalisten wurden nicht zugelassen, man for derte nur die verschiedenen buchhändlerischen Korporationen als solche, die Verleger und die Leiter großer Zeitschriften zur Teilnahme aus. Dieser erste internattonale Verleger kongreß fand im Juni 1896 in Paris statt, der zweite im Juni 1897 in Brüssel, der dritte im Juni 1899 in London, und der vierte soll im Juni 1901 in Leipzig abgehalten werden. Natürlich wurde der deutsche Buchhandel in diese all gemeine Bewegung mit hineingezogen; es erging auch an den Vorstand des Börsenvereins die Einladung, sich an den Wanderkongressen zu beteiligen, und es würde der Bedeu tung des deutschen Buchhandels nicht entsprochen haben, wenn er der von unseren westlichen Nachbarn, den Franzosen, Belgiern und Engländern, ergangenen Aufforderung nicht Folge geleistet hätte. Der Vorstand sandte also Vertreter zu den
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