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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1900
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- Deutsch
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27, 2. Februar 1900. Nichtamtlicher Teil. 929 Kongressen, und zwar die Herren Albert Brockhaus-Leipzig, Engelhorn-Stuttgart und meine Wenigkeit, denen sich als Vertreter des Allgemeinen deutschen Verlegervereins Herr Konsul Bielefeld-Karlsruhe anschloß. Nur an den Pariser Verhandlungen habe ich nicht teilgenommen. Auch von der Lssoeiation littärsiro 6t srtistigue inter- us.tious.Io erging zu wiederholten Malen die Einladung an den Börsenverein, sich auf dessen Kongressen durch Delegierte vertreten zu lassen, und so habe ich denn auf Wunsch des Börscnvereinsvorstandes auch dreimal die Lssoeiation besucht, bei Gelegenheit des 17. Kongresses in Dresden im Sep tember 1895, des 18. in Bern im August 1896, und des 21. in Heidelberg im September 1899. Wenn ich nun versuchen will, Ihnen einiges von diesen Kongretzfahrten zu erzählen, so erwarten Sie keinen Bericht über die Verhandlungen und deren Resultate; das würde den Rahmen eines Vortrages überschreiten. Auch habe ich über jeden Kongreß, an dem ich teilnahm, im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel seinerzeit ausführlich Bericht erstattet, kann also darauf verweisen. Meine heutige Plauderei soll sich lediglich mit der unterhaltenden Seite dieser Wander versammlungen beschäftigen, mit den amüsanten Nebendingen, die sich für den offiziellen Bericht über das Ergebnis eines Kongresses nicht eignen, die aber doch nicht uninteressant sind. Beginne ich mit Dresden, so muß ich sagen, daß alle Teilnehmer an diesem Kongresse damals einig in dem Urteile waren, die Lssoeistion habe bei ihren vielen Wanderversamm lungen, die sic durch fast alle Länder in Europa geführt haben, niemals eine so glänzende Ausnahme gefunden wie in Dresden. Es wirkte vieles zusammen, um die dortigen Veranstaltungen im besten Lichte erscheinen zu lassen: die Beteiligung des königlichen Hofes an der Eröffnungssitzung und anderen Ver sammlungen, die landschaftlichen Reize Dresdens und seiner Umgegend, das herrliche Wetter und die Mitwirkung der Einwohnerschaft bei allen Veranstaltungen. Dresden ent wickelte wieder einmal seine bekannte Meisterschaft in der Unterhaltung von Fremden in großem Stil. Die Gäste waren aus allen Ländern erschienen, viele Franzosen, über wiegend Pariser, viele davon mit ihren Damen, die alljähr lich die Kongresse der Lssooiation mit den Herren bis aus die weitesten Entfernungen hin zu besuchen pflegen. Schon die Eröffnungssitzung bot bei der Anwesenheit des Hofes, mit den Damen in großer Toilette, den Herren im Frack, Uniform und Ordensschniuck ein glänzendes Bild, ebenso eine Festvorstellung im Opernhause und ein Galakonzert. Die Begrüßungsreden wurden wohl in zehn Sprachen gehalten; später bei den Arbeiten des Kongresses wurde französisch gesprochen wie bei allen Kongressen der Lssoeistion, die der Zahl nach überwiegend aus Franzosen besteht. Der Vor sitzende, Herr Pouillet, ein hervorragender Pariser Advokat, ist ein Redner ersten Ranges, der, so oft er spricht, die Zu hörer sowohl durch den geistreichen Inhalt seiner Reden, wie durch einen wahrhaft glänzenden Vortrag zu fesseln ver steht. Neben der französischen Sprache hört man in der Lssooiativn bei den Vorträgen viel Deutsch, was stets sofort in das Französische übertragen wird. Einer der gewandtesten Dolmetscher der Lssooistion ist ihr Schriftführer, Herr Pro fessor Röthlisberger aus Bern; er stenographiert jede Rede und übersetzt sie dann mündlich gleich aus dem Stenogramm in die andere Sprache. Auch Herr vr. Albert Osterrieth aus Berlin ist ein sehr gewandter Dolmetscher für Deutsch, Fran- zösich und Englisch. Bei der Lssoeistion hört man Italienisch und Englisch nur selten; nur bei den Eröffnungs- und Schluß akten pflegen die verschiedenen Vertreter in ihren Landes sprachen zu reden. Auch bei den Verlegerkongressen bestand seitens der Franzosen und Belgier anfangs die Absicht, Fran zösisch als offizielle Geschäftssprache einzusllhren; aber die Engländer erklärten, daß die Sprache des Landes, in dem die Versammlung abgehalten werde, als offizielle gelten müsse, in der alle Drucksachen erscheinen und von amtswegen ge sprochen werden müsse. So galt also in London das Eng lische als Amtssprache; in Leipzig aber 1901 sollen alle Drucksachen in drei Sprachen, deutsch, französisch und englisch, ausgegeben werden und soll Deutsch Amtssprache sein, was ja nicht ausschließt, daß jeder nach Belieben in einer der drei Sprachen reden kann; Dolmetscher müssen natürlich vom Lokalkomitee gestellt werden. Eine der schönsten Veranstaltungen war 1895 in Dresden ein Sonntagsausflug nach Meißen. Zwei Extradampser mit Musik an Bord brachten die zahlreiche Herren- und Damen gesellschaft dorthin; die ganze Stadt war bekränzt und be flaggt, altdeutsch gekleidete Jungfrauen kredenzten den Gästen bei der Ankunft Wein, altdeutsche Trompeter empfingen sie am Burgthor, und in langem Zuge, Musik voran, unter Be gleitung der Einwohner, gelangte man durch die Stadt hinauf zur hoch gelegenen Ulbrechtsburg, wo man im Schloßhofe an langen Tafeln im Freien speiste. Nach Besichtigung des Innern der Burg und einer Ausstellung des berühmten Landesproduktes, veranstaltet durch die Königliche Porzellan manufaktur, zog die ganze Gesellschaft bei Fackelschein durch die festlich erleuchtete Stadt wieder zum Bahnhof hinunter, wo der Teilnehmer ein Extrazug harrte. Hoch oben erglänzte am dunkeln Himmel die bengalisch beleuchtete Albrechtsburg, und durch zahlreiche Böllerschüsse verabschiedete sich die Stadt von ihren Gästen. Nicht weniger gelungen war ein Ausflug nach der sächsischen Schweiz. Wir wurden mit einem Extrazug der Eisenbahn nach Wehlen befördert, dort setzte man über die Elbe, und nun ging cs mit Musik durch den herrlichen Utte- walder Grund zu Fuß nach der Bastei hinaus. Aber was gab es da im Grunde unterwegs alles zu sehen! Ein rich tiges Zigeunerlager mit Planwagen, Pferden und Hunden und phantastisch aufgeputzten Männern und Weibern ver sperrte zuerst den Weg, aus der Hand wurde jedem, der es hören wollte, aus schönem Munde das Blaue vom Himmel herunter prophezeit. Dann kam in Felsspalten eine Hexen küche in Sicht: um Kessel auf flackerndem Feuer vollführten tanzende Teufel mit Torpedopfeifen einen Höllenlärm und fischten dabei warme Würstchen aus den Kesseln. Weiterhin hatte sich ein gräulicher Lindwurm gelagert und spie aus weitgeöffnetem Rachen uns ein Feuerwerk entgegen, daneben bewegten sich züngelnde Riesenschlangen und kriechende Kreuz spinnen von der Größe eines Wagenrades, hängend an mäch tigen Felsblöcken und hohen Bäumen u. s. w.; das alles war von Künstlern in Dresden mit großer Naturtreue hergestellt und wurde gut gespielt. In einer Waldschenke konnte man sich bei einem Frühstück von all den Schrecknissen erholen, und oben auf der Bastei gabs dann ein von der Stadt den Gästen bereitetes opulentes Mittagessen, wieder im Freien an langen Tafeln, bei dem der Wein und die Reden in Strömen flössen. Und wer könnte die Rückfahrt abends auf drei Extradampfern mit Musik jemals vergessen! Es war herrlicher Mondschein, die Elbuser erglänzten fortlaufend in bengalischer bunter Beleuchtung, an den Felswänden unter hielten den Beschauer riesige, groteske Schattenspiele, Feuer werke auf beiden Ufern des Stromes warfen unaufhörlich Bündel von Raketen und Leuchtkugeln über das Wasser hin und her, wobei krachende Kanonenschläge das Echo weckten. Die Elbbrücke in Pirna war dicht mit Zuschauern besetzt, die den festlich beleuchteten Schiffen bei der Durchfahrt unter der Brücke lebhafte Grüße zuriefen, und hochbefriedigt ge langten die Kongressisten spät abends nach der Brühlschen Terasse zurück, wo ein Konzert sie noch lange zusammenhielt. Den Schluß des Kongresses bildete ein gemeinsamer 125 «lebenundfechzigstkr
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