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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-02-06
- Erscheinungsdatum
- 06.02.1900
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- Deutsch
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30, k, Februar 1900, Nichtamtlicher Teil, 1029 Standpunkt aus gewiß bedauerlich und lähmend genug für die Energie des Sortimenters; wenn aber, wie das nament lich bei juristischer Litteratur vorkommt, der Verleger selbst den von ihn< festgesetzten Ladenpreis unterbietet, so stehen wir nicht an, das als einen Unfug zu bezeichnen, der gegen Geist und Wesen des Buchhandels verstößt und den Ruin des Sortimentsbuchhandels herbeisühren muß, Weihnachtsgeschäft, Das Weihnachtsgeschäft 1899 hat nicht die Umsätze ge bracht wie das Jahr vorher. Ob damals »Bismarcks Ge danken und Erinnerungen- das bessere Ergebnis bewirkt haben, ob dieses Jahr die klamme Lage des Geldmarktes mit ihren kaum dagewesenen hohen Zinssätzen niederdrückend gewirkt hat, ob eins zum anderen zu rechnen ist: soviel ist gewiß, daß der viel gerühmte Aufschwung von Industrie und Handel im buchhändlerischen Weihnachtsgeschäft bei uns nicht bemerkbar gewesen ist, Ueber die Abnahme des Ab satzes von Jugendschriften und Bilderbüchern haben wir uns schon an anderer Stelle geäußert. Eine noch zu erwähnende Ursache dafür ist die Findigkeit der Reisenden aus den Buchfabriken, die auch den kleinsten Buchbinder und Papierhändler in den entlegensten Straßen aufspüren und mit ihrer Ware zu versorgen wissen. Ebenso nimmt der Absatz von sogenannten Prachtwerken stetig ab; glücklicher weise hat das Jahr auch nicht allzuviel davon gebracht. Dagegen ist der Absatz von halbwissenschastlicher Litte ratur, besonders der geschichtlichen im weiteren Sinne, nicht etwa der weltgeschichtlichen allein, entschieden im Aufschwung begriffen, was vielleicht als ein Anzeichen davon zu betrachten ist, daß der geschichtliche Sinn im deutschen Volke, nament lich auch Freude und Geschmack an der Kunst, zunimmt, Ueber Belletristik äußerten wir uns schon bei den Neuig keiten, Wied erverkäuf erfrage, Mt der örtlichen Wiederverkäuserfrage haben wir uns in verschiedenen Sitzungen befaßt. Heute abend noch soll ein Beschluß darüber gefaßt werden. Leitender Grundgedanke und Zweck ist, denjenigen Wiederverläufern, die ihren regelmäßigen Bedarf aus Leipzig beziehen und uns nur in eiligen Fällen als sogenannte Notknechte benutzen, überhaupt nichts mehr zu liefern, um das Publikum dadurch wieder an und in die Buchhandlungen zu gewöhnen. Die Richtigkeit und Wichtig keit dieses Zweckes ist schon zugegeben, und die vorzulegende Liste der betreffenden Wiederverkäufer wird heute Abend hoffentlich einstimmig angenommen werden, Lehrlingsfrage, Seit vielen Jahren ist diese Frage im Schwünge, Sie muß zu einem Abschluß gebracht werden. Der dafür erwählte Ausschuß hat über die zu Leipzig im August stattgefundene Versammlung einen stenographischen Bericht schon veröffent licht, Die Veröffentlichung von bestimmten Vorschlägen zur Lösung steht nahe bevor. Die Kantateversammlung dieses Jahres wird darüber zu beschließen haben. Hoffentlich wird der Beschluß dem ganzen Buchhandel zum Segen gereichen. Es muß nun noch erwähnt werden der Kampf um die Jugendschrist, Wenn im vorigen Jahresbericht die Hoffnung aus gesprochen war, daß durch die bevorstehende Veröffentlichung einer hiesigen angesehenen Körperschaft dieser Kampf zu einem Ziele geführt werden würde, das uns der weiteren Beteiligung daran enthöbe, so ist diese Hoffnung leider nicht in Erfüllung gegangen. Die »Jugendschriftenwarte-, das Organ der Volks- schullehrerschaft, gegen dessen Angriffe auf uns wir uns zur Wehr gesetzt haben, brachte im Sommer des vergangenen Jahres einen Artikel, in dem von der »Buchhändler-Denun ziation« die Rede war. Wie erinnerlich sein wird, war im Jahre 1898 der Streit von gegnerischer Seite in die hiesige politische Tagesprefse getragen worden. Als wir an gleicher Stelle sachlich darauf erwiderten, wurden wir der Oeffenllich- keit als »ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will, doch stets das Gute schafft- bezichtigt. Daraufhin haben wir nachgewiesen, daß die Kraft unserer Gegner in sozialdemo kratischen Ideen wurzele und sich in ebensolchen Schlagwörtern äußere; seitdem schreien die Herren über Denunziation, Nun hat die Bezeichnung »Denunziation- einen ehrenrührigen Charakter, Wir griffen deshalb zu einem neuen Beweisstück, um die Kälte des vaterländischen Gefühls bei unseren Gegnern zu er härten, Jüngst hatten diese das Buch von »Erckmann-Chatrian, Geschichte eines Rekruten von 1813«, in ihr Verzeichnis appro bierter Jugendschristen ausgenommen, trotz des von ihnen so oft mit Aufblähung ausgesprochenen Grundsatzes, daß die Jugendschrift als Kunstwerk keine Tendenz haben dürfe und auch als Kunstwerk nicht haben könne. Dabei be zeichnet jedoch der Uebersetzer der empfohlenen Ausgabe frag liches Buch als »eine flammende Anklageschrift- — und trotz dem soll das Buch tendenzlos sein. Die Schriftsteller Erck mann-Chatrian sind einfach französische Chauvinisten; sie verherrlichen alles Französische, sie verunglimpfen alles Nicht französische, besonders das Deutsche und Preußische, sie fälschen historische Thatsachen und Zahlen, oder sind wenigstens für Objektivität zu voreingenommen in ihrer Eigenschaft als Franzosen, — wie wir das alles durch zahlreiche Belegstellen nachgewiesen haben, — aber der Jugendschristen - Ausschuß hamburgischer Volksschullehrer empfindet kein Grauen : er will ja die ihm anvertraute Jugend zur künstlerischen Genuß fähigkeit erziehen! Deshalb ist es ganz gleichgiltig, ob den zwölfjährigen Schülern ein historisch verlogenes Buch, ein Buch, das die eigene Vaterstadt indirekt schmäht, ausgezwungen wird — es ist ja ein Kunstwerk und seine Lektüre soll die kindlichen Leser künstlerisch genußfähig machen! Immerhin ist »der Rekrut von 1813« aus Widerstand gestoßen, Hören wir darüber die Jugendschriftenwarte wörtlich: -Da auch in Kollegenkreisen die Aufnahme dieses Buches viel fach Befremden und Widerspruch erregt hatte, so wählte der Ham burger Prüfungs-Ausschuß neben der Schmidschen Erzählung -Rosa von Tannenburg- den Rekruten von 1813, um in einer Versins- versammlung der Hamburger Lehrerschaft über die Art seiner Kritik Rechenschaft abzulcaen, Herr C, A, Hellmann referierte über das Erckmann-Chatriansche Buch, Herr W. Lottig über -Rosa von Tannenburg-, beide aus das glücklichste sekundiert von Herrn vr, Locwenberg, mit durchschlagendem Erfolg, Die Nr, so der -Päda- dagogischen Reform- bringt beide Berichte und den Verlauf der Versammlung, in der auch die Gegner in ausgedehntem Maße das Wort nahmen - Unseres Wissens sind die entschiedenen Gegner gar nicht zugegen gewesen; weder ist die Kommission der Patriotischen Gesellschaft, noch sind wir in den geschlossenen Kreis ein geladen worden; die Herren waren wahrscheinlich unter sich. Da wirkt der Bericht von dem durchschlagenden Erfolge der Referenten und der glücklichen Sekundierung durch Herrn Or, Loewenberg komisch. Sollten aber doch Gegner »in ausgedehntem Maße das Wort genommen haben-, so ist der Bericht tendenziös, denn er verschweigt, was sie gesagt haben, nennt noch nicht einmal ihre Namen, Damit aber niemand glaubt, daß die gesamte hiesige Volksschullehrer- schaft dem französischen Kunstwerk der Erckmann-Chatrian Beifall zolle, sei hier mit Dank für diese deutsche Be- thätigung hervorgehoben, wie die Hamburgische Schulzeitung das Buch beurteilt: -In Bezug aus den Rekruten von 1813 wollen wir an dieser Stelle nur hervorheben, daß wir das Buch nur aus pädagogischen Gründen verwerfen; es ist eine Tendenzschrift (die der Jugcnd- fchristen-Ausschuß in der Theorie verwirft), die den Krieg durchaus einseitig schildert, und das ist nach Kollege Volquardsen, Mitglied des Altonaer Jugendschristen-AuSschusses, Lüge und Fälschung (s, Novembcrnummer der Jugendschriften-Warte), und neben der 138
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