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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1900
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- 1900-08-23
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1900
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- Deutsch
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195, 23. August I960. Nichtamtlicher Teil. 6231 irischen Landen die Apokalypse übersetzt und diese Uebersetzung, deren einziges Verdienst es ist. prächtigen Illustrationen zum Vor wand gedient zu haben, hat sich durch das ganze Mittelalter hin durch unter der Decke der Bibel des 13. Jahrhunderts erhalten, in der sie Platz gefunden hatte. Zu derselben Zeit verfertigte ein Mann von Geschmack in Ilo-cks-Iü-aneo oder in der Normandie jene poetische Uebersetzung der vier Bücher der Könige, die eines der schönsten Denkmäler der alten französischen Sprache ist. Ein wenig später, um das Jahr 1170, unternahm Petrus Waldus die Uebersetzung von Auszügen aus der Bibel für das einfache, un wissende Volk. Er war nicht der einzige. An den Ufern der Rhone, an den Mündungen der Maas beschäftigte man sich mit der Uebersetzung der Bibel. Die von Jnnocenz III. angeordneten Verfolgungen machten dieser Bewegung ein Ende. Nur einige den Inquisitoren von Metz und Lüttich entgangene Bruchstücke sind erhalten. Dem Zeitalter des h. Ludwig blieb es Vorbehalten, Frank reich eine vollständige Bibel zu geben. Kurz vor 1250 wurde an der Universität Paris die eigentliche französische Uebersetzung der heiligen Bücher geschrieben. Es ist nicht gesagt, daß die Univer sität irgend einen offiziellen Anteil an diesem Uebersetzungswcrk genommen hätte; aber in den Schreibstuben der Buchhändler, die Bürger der Universität waren, ist nach einem von ihr gereinigten lateinischen Texte zum ersten Male die Bibel ganz ins Französische übersetzt worden. Diese Pariser Uebersetzung erwarb sich bald solchen Beifall, daß cs von nun an unmöglich war, eine andere aufkommen zu lassen. Anderseits war sie von den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts an so eng mit der anziehenden heiligen Geschichte von Guyart Desmoulins verschmolzen worden, daß die öibis üistorials, die unter dem Namen des pikardischen Kanonikus geht, in Wirklichkeit bis zu zwei Dritteln nur ein einfacher Aus zug der Pariser Uebersetzung ist. So vervollständigt hatte die Libls üistorials während des 14. und 15. Jahrhunderts einen unvergleichlichen Erfolg. Fast in jedem Schlosse des hohen französischen Adels rc. fand sich eines jener kostbaren, mit Miniaturen verschönerten Manuskripte. Aber diese kostbaren Bände sind wahrscheinlich niemals bis zum Volke oder zum niederen Klerus herabgedrungen. Auch hörte die Kirche, nachdem die französische Bibel ein Gegenstand des Luxus geworden mar, auf, sich darüber zu beunruhigen; das Volk hatte ja nicht die Mittel, sie zu lesen. Die Könige, Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen von Frankreich haben seit der Thronbesteigung der Valois ein leb haftes persönliches Interesse an der Uebersetzung der Bibel ge nommen. Der König Johann ließ eine Uebersetzung veranstalten, die vorzüglich zu werden versprach. Die Schlacht von Poitiers unterbrach dieses Werk. Karl V. erbat von Raoul de Presles eine neue Uebersetzung; aber der Uebersetzer des Königs hatte zu sehr die alte französische Bibel nachgeahmt und sie wenig ver bessert. Bis zu Karl VIII. und Franz I., Anna von Bretagne und Margarete von Angoulsme hörte die Bibelübersetzung nicht auf, dem königlichen Hause am Herzen zu liegen; aber im 14. und 15. Jahrhundert war die Kluft zwischen Fürsten und Volk so groß, die Religion des Hofes der Frömmigkeit der großen Masse so frenid, daß das Volk niemals weniger von der Bibel gewußt hat. Zweifellos nur durch die gemalten Kirchenfenster und die Pre digten der Mönche lernte das Volk die Bibel kennen. So blieb es bis zur Reformation. Erst dem Le Fsvre d'Etaples und seinen Schülern blieb es Vorbehalten, die Bibel des Mittelalters aus der Abgeschlossenheit, in der man sie so lange gehalten hatte, zu reißen und sie in neuer Gestalt in die Hände des ganzen Volkes zu legen. Unter der Regierung Karls VIII. hatte ein Bischof, ein Freund Le Fernes und des Erasmus, Jean de Rely, auf Befehl des Königs die Lidls üistorials drucken lassen. Le Fsvre nahm sein Werk auf, vervollständigte es, arbeitete es um und übergab cs fast vollständig erneuert aber noch immer erkennbar dem Volke in Stadt und Land mit dem schönen Wahlspruche: -Voioi maints- uant 1s tsmps aoosptadls, voiei maivtsnant Iss jours äs solut-. Die Bibel von Le Fsvre d'Etaples ist die Grundlage aller späteren Uebersctzungcn geworden, wie man in den heutigen französischen Bibeln bei genauerem Hinsehen vielleicht auch einige Züge des Stils der alten Uebersetzer aus der Zeit des hl. Ludwig finden würde. Dies ist in kurzen Worten die Geschichte der französischen Bibel im Mittelalter. Der Wunsch oder das Bedürfnis nach einer möglichst umfassenden Darstellung und Beschreibung des uns über kommenen handschriftlichen und gedruckten Materials der franzö sischen Bibel ist jedenfalls schon mehrfach empfunden worden. P. G. Brunet hat ihn schon 1865 geäußert. 1884 konnte S. Berger seine vom Institut gekrönte Studie über das handschriftliche Ma terial der französischen Bibel veröffentlichen und soeben hat W. I. van Cys seine Bibliographie der gedruckten französischen Bibeln des 15. und 16. Jahrhunderts herausgegeben. Die Eyssche Bibliographie ist sozusagen zufällig entstanden. Bei seinen Nachforschungen darüber, welcher Ausgabe sich Lixarrague für seine baskische Uebersetzung des Neuen Testaments bedient habe, kamen Eys so viele seltene, unbekannte und noch nicht beschriebene Exemplare der Bibel rc. zu Gesicht, daß er sich nicht entschließen konnte, sie wieder in die Verborgenheit zurückzuschleudern, ohne zuvor eine Beschreibung angefertigt zu haben, freilich ohne zu ahnen, daß die Zahl der verschiedenen Ausgaben so groß sei. Einmal angefangen, mußte die Arbeit fortgesetzt werden, und nach einigen Jahren fleißiger Forschung hatte die Zahl der beschriebe nen Bibeln 183 und etwa ebensoviel die der neuen Testamente erreicht. Von den beschriebenen Bibeln entfallen nach dem Druckort geordnet 7 auf Antwerpen, 1 auf Avignon, 1 auf Basel, 1 auf Caen, 18 auf Genf, 1 auf Loewen, 58 auf Lyon, 1 auf Neuen bürg, 46 ohne Ort, 1 auf Orleans, 44 auf Paris, 5 auf Rouen. Begreiflicherweise macht die Eyssche Bibliographie keinen An spruch darauf, lückenlos zu sein, da die entgegenstehenden Schwierig keiten zu groß sind und verschiedene Bibliotheken überhaupt keine Auskunft über ihre etwaigen Bestände an französischen Bibeln rc. gegeben haben. Auch sind Privatbibliotheken gar nicht in den Bereich der Nachforschungen des Verfassers gezogen worden. Der Verfasser hofft, daß Benützer seiner Bibliographie, die etwaige Lücken ausfüllen könnten, dies thun werden, was im allgemeinen Interesse zu wünschen wäre. Das Manuskript des zweiten Teils (die Bibliographie der Neuen Testamente) hat der Verfasser fertig gestellt; möge ihn die günstige Aufnahme des vorliegenden Bandes zur baldigen Veröffentlichung veranlassen. Kleine Mitteilungen. Fernsprech-Automaten. — Um dem Publikum in erhöhtem Maße Gelegenheit zu einer ausgiebigen Benutzung des Fern sprechers zu bieten, werden in Leipzig Fernsprech-Automaten in größerer Zahl eingeführt werden. Vor der Hand werden 38 solcher Automaten aufgestellt, von denen bis jetzt etwa 20 bereits im Betriebe sind. Als Orte der Einrichtung sind außer 23 Postämtern (Schaltervorräume) und den 6 Bahnhöfen unter anderem dazu bestimmt bezw. in Aussicht genommen: Palmengarten, Zoologischer Garten, Krystallpalast, Battenberg, die städtische Markthalle und verschiedene Kolonialwarenhand lungen und Cigarrengeschäfte. Es läßt sich denken, daß von Ge schäftsinhabern zahlreiche Gesuche um Errichtung von Fernsprech- Automaten in ihren Lokalen an die zuständige Behörde gerichtet wurden. Die Gebäude, in denen die Automaten untergebracht werden, erhalten an der Außenseite ein emailliertes Fahnenschild mit der Aufschrift -Fernsprech-Automat-. Für ein Gespräch mit einem Teilnehmer an der Stadt-Fernsprecheinrichtung in Leipzig sind 10 zu entrichten. An jedem Apparat ist eine kurze Ge brauchsanweisung befestigt. Eine litterarische Sphinx. — Im Anschluß an unfern Aufsatz in Nr. 189 d. Bl. wird uns mitgeteilt, daß die - Gesell schaft der Bibliophilen- für nächstes Jahr einen Neudruck der Ü^xnsrotomaeüig. kolipüili nebst deutscher Uebersetzung plant. Ansichtskartcnindustrie. — Zur Ansichtspostkarten-Fabri- kation giebt der Jahresbericht der pfälzischen Handels- und Gewerbckammer für das Jahr 1899 beachtenswerte Dar legungen, indem es dort heißt: Bei den lithographischen Anstalten ist die Wahrnehmung zu Tage getreten, daß, wenn auch der Ge schäftsgang im Berichtsjahre ähnlich dem des vorausgegangenen Jahres war, doch die Fabrikation der Ansichtspostkarten einen unverkennbaren Rückgang erfahren hat. Die Ursache dieses Rück ganges wird von der berichtenden Firma darin erblickt, daß in diesem Artikel zu vielerlei angeboten wird, wodurch das Publikum übersättigt wird; sodann trägt auch der Umstand hierzu bei, daß die Bazare sich dieses Artikels bemächtigt haben und diesen als Reklameartikel zu billigen Preisen verschleudern. Bei der Anschaffung solcher Ansichtspostkarten seitens der Bazare wird nicht auf die Qualität der Ware gesehen. Es werden allerdings meistens größere Posten aufgegeben, aber fast ausnahmslos nur von solchen Karten, die früher schon ausgegeben waren. Dadurch ersparen sich die Bazare die Herstellungskosten der Lithographie, die fast immer im Verhält nisse zum Druck und Karton sehr wesentlich in die Wagschale fallen. Da diese Karten als billige Reklameartikel verwendet werden, wird das große Publikum leicht zum Kaufe verleitet, ohne solche Karten hinsichtlich ihrer Güte näher zu prüfen. Die Anfertigung besserer Sachen, die sich naturgemäß nicht so billig verkaufen lassen, wird dadurch erschwert, und die Postkarten industrie, die Tausende von Arbeitern in Deutschland beschäftigt, wird dadurch empfindlich geschädigt. — Ueber Auswüchse in der Ansichtskartenindustrie schreibt die -Voss. Zeitg.-: Daß die An sichtskartenindustrie zu mancherlei Auswüchsen führt, hat wohl schon jeder beim Durchblättern von Sammlungen erfahren. Den 837'
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