8024 Börs-lEatt f. d, DIschn. Buchh-nd-l. Künftig erscheinende Bücher. 155. 7. Juli 1911. -MMW. Leute gelangt in Berlin und in Leipzig zur Ausgabe: der vierte Speidel-Band SiimusM Gezeichnet von M. 4.—, gebunden M. 5.— Wir danken für die zahlreichen Bestellungen. Am alles erledigen zu könne», haben wir eine hohe Auflage gedruckt. Trotzdem sind wir überzeugt, daß die Nach frage in der nächsten Woche und unmittelbar nach der Versendung schon so lebhaft sein wird, daß wir zunächst dann nur noch bar werden liefern können. Der Inhalt des Bandes ist diesmal ganz wundervoll. Allerköstlichster Speidel. „Es weht in ihm bereits Burgtheaterluft. Wir nähern uns dem vornehmsten Gebiet von Speidels kritischer Tätigkeit. Ein halbes Jahrhundert hat er vornehmlich in der „Neuen Freien Presse" die Darbietungen der kaiserlichen Lofbühne beurteilt. Drei Schau spielergenerationen sind dabei an ihm vorübergegangen. Er sah noch die letzten Gipfel der Künstlerschar, mit der sich Schreyvogel umgeben hatte: Anschlltz, Fichtner, Löwe, Julie Rettich. Dann lernte er das unter Laube aufblühende Geschlecht kennen: Sonnenthal, Baumeister, Lewinsky, die Wolter, die Gabillons. Zuletzt die modernen: Friedrich Mitterwurzer, Josef Kainz. Dazwischenkreuzten ausländische Bühnengrößen seinen Weg, erlauchte Gäste, die aus Frankreich, aus Italien kamen. Er hat sie alle konterfeit, einige nur skizzenhaft, die meisten in seiner gründlichen, bildhauerischen Weise. Die mitgeteilten Porträts sind bloß nebenher manchmal auch biographischer Natur. Vor allem handelt es sich hier um die Bühnenleistung des Schauspielers, das schauspielerische Kunstwerk. Erich Schmidt sagt in seiner Lessing-Biographie: „Lessing war einer der wenigen, welche uns wirklich einen Schatten des vorüber ziehenden Bildes überliefern. Was z. B. Meyer im vieljährigen Studium Schröders nicht lernte, was Tieck, Laube, E. Devrient, L. Speidel manchmal vorzüglich treffen, hat Lessing an Ekhof gelernt." Speidel hat es vom Burgtheater gelernt, von den großen Schauspielern, die in der zweiten Lälfte des vorigen Jahrhunderts an dieser Bühne gewirkt. Was von ihrer Kunst, die der Augenblick gebar und der Augen blick aufzehrte, für die Nachwelt zu retten war, hier wurde es festgehalten, in diesen Büsten, diesen Bildnissen. Aber ihren künstlerischen Wert haben wir nichts zu sagen, ihre theatergeschichtliche Bedeutung springt in die Augen.