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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1909
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- Deutsch
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1126 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 21, 27. Januar 1909. Nichtamtlicher Teil. Jozef Israels. Zum fünfundachtzigsten Geburtstage des Künstlers (27. Januar 1909.) Von Adalbert Roeper. Der Altmeister der holländischen Malerei Jozef Israels besitzt mit seinen fünfundachtzig Lebensjahren noch eine fast jugendliche Schaffensfreude und Schöpferkraft. Und was noch seltsamer ist: nähme der künstlerischen Konzeption und technischen Durchbildung verspüren. Man merkt nicht, wie oft bei anderen noch in hohem Alter schaffenden Künstlern, die mancherlei unausbleiblichen Gebrechen der Jahre, die ihren Schatten auf das Kunstgebilde werfen. Nichts davon bei Israels, der als Mensch alt geworden, als Künstler die ewige Jugend zu besitzen scheint. Und der in einem Alter, das nur wenigen Auserwählten beschieden ist, nicht bei dem einmal Errungenen stehen bleibt, geschweige denn zurück geht, sondern als der ersten einer rüstig an der Spitze marschiert und immer höherer Vollendung zustrebt. Wie muß es den Künstler bei aller ihm eigenen Bescheiden heit doch freuen, den vor kurzem erst eingetretenen Siegeszug seiner Bilder in Reproduktionen aller Art nach deutschen Landen noch miterlebt zu haben, nachdem andere Kunstländer, insbesondere England und Frankreich, schon lange seine tief empfundenen Schilderungen des einfachen Fischerlebens nach Gebühr schätzen und lieben — und auch sammeln! Diese Liebe und Mitleid atmende Kunst, die Max Liebermann in seiner kleinen Studie über den Altmeister so treffend mit wenigen Worten schildert: »Nur ein lyrischer Dichter könnte Israels gerecht werden; denn Israels' Malerei ist ein Farbe gewordenes Gedicht; ein schlichtes Volkslied, kindlich, im biblischen Sinne einfältig, alles Gemüt, Empfindung und nochmals Gemüt«. Seit der Ausstellung seines Bildes »Der Schiffbrüchige« in London 1862 datiert Israels' Ruhm in England. Durch spätere große Kollektivausstellungen wurde das Interesse des kunst sinnigen Jnselvolkes immer wieder von neuem angeregt. Wir finden in vielen großen Sammlungen jenseits des Kanals Jsraelssche Gemälde. Englische Verleger haben seine Original- Radierungen bereits auf den Markt gebracht und kostspielige Reproduktionen nach seinen Bildern Herstellen lassen, als man den Künstler bei uns kaum dem Namen nach kannte und nur Sein Einfluß auf die Entwicklung der modernen Malerei ist zwar in den engen Kreisen der Künstler und Kunstkenner immer willig anerkannt worden, aber darüber hinaus in weiteren Kreisen wußte man wenig von Israels und seiner Kunst, die auch so ganz und gar nicht dem herrschenden Modegeschmack entsprach. Die Barbizon-Schule, vor allem Millet mit seinen monumentalen Bauerngestalten, denen bei aller Großzügigkeit der Erdgeruch noch anhaftet, weckte dann bei uns das Verständnis für die künstlerische Darstellung des einfachen Landlebens. Viel später erst drang Israels in Deutschland durch, aber dann setzte auch die Unter nehmungslust der Verleger um so kräftiger ein und warf in ganz kurzer Zeit eine respektable Anzahl von Reproduktionen .seiner bekanntesten Bilder auf den Markt. Besondere Erwähnung ver dienen die großen Kupferdrucke der Berliner Photographischen Gesellschaft und das gleichfalls in Photogravüre hergestellte wunderbare Werk, das Karl W. Hiersemann, Leipzig, in Ver bindung mit der Amsterdamer Firma Gebrüder E. und M. Cohen vor wenigen Jahren herausgab und das als ein glänzendes Zeugnis deutscher Reproduktionskunst — die Photogravüren sind von der bekannten Kunstanstalt Meisenbach Riffarth L Co. her gestellt worden — anzusprechen ist. Wie der Künstler selbst in seinem Vorwort, das er zu diesem Werke geschrieben hat, anerkennt, ist es sehr schwer, nach seinen pastös gemalten Bildern mit den im Licht der holländischen Atmosphäre verschwommenen Umrissen gute Nachbildungen her zustellen. Tie ausführende Kunstanstalt hat diese Schwierigkeiten überwunden und Reproduktionen geschaffen, die das Entzücken und die Bewunderung jedes Kenners Hervorrufen müssen. Das groß angelegte Werk bat wesentlich dazu beigetragen, den Ruhm des Künstlers noch mehr zu verbreiten, und es ist nur zu bedauern, daß die herrlichen Blätter nicht auch einzeln verkauft werden. Für den Kunsthändler dürste es noch interessant sein, an wenigen Beispielen zu sehen, wie mit dem Ruhm des Künstlers auch die Wertschätzung seiner Bilder gewachsen ist. Bilder, für die der Künstler zur Zeit ihrer Entstehung einige 100 Gulden erhielt, erzielten späterhin bei Versteigerungen ebenso viele Tausende, wie die nachfolgende Tabelle zeigt: Gemälde »T'^ttente«, Auktion Christie, London 1906. ^ 3360. Skizze »Am Grabe der Mutter vorüber«, die auf 200 Kronen geschätzt war, erzielte auf der Auktion Silas in Wien April 1907 4000 Kronen. Gemälde »Nach der Arbeit« Auktion Soehle, München, Oktober 1907. 5200. Gemälde »Gebet«. ^ 4200 „ »Alte Fischer«. ^ 3150 , »Fischerfrau und Kind«. ^ 3360 , »Nähende alte Frau«. .-6 4200 Aquarell »Kartoffelernte«. ^ 2835 » »Rückkehr von der Arbeit«. ^ 12040 , »LuidinA ttie l'o) Loat«. ^ 6615 Gemälde »Ta I'ete cke leanne«. ^ 33600 Ähnlich interessant für den Kunsthändler ist die wenig be kannte Tatsache, daß die ersten Nadierversuche Israels' auf An regung unseres Altmeisters William Unger zurückzuführen sind Wieder ein Beweis, wie der Einfluß dieses deutschen Radierers reicht. Unger kam Ende 1871 nach Holland, um die Platten für seine Frans Hals - Galerie an Ort und Stelle zu radieren. Er trat hier in intimen Verkehr mit einer Anzahl der bekanntesten Künstler, schaft »kulobri 8t.uckio«, angeregt durch seine Aufsehen erregenden Werke der Radiernadel, Versuche in dieser Technik machten war er es, der ihnen die Anleitung dazu gab und mit Rat und Tat zur Hand ging. Darunter befand sich neben Mauve und den Brüdern Maris auch Israels. Es ist wohl nichts natürlicher, als daß der Künstler seine Lieblings-Sujets, die Schilderungen des einfachen Fischerlebens, nun auch auf die Kupferplatte übertrug. Meist sind es radierte Skizzen, mit flüchtigen Strichen flott gezeichnete, lockere Formen, die den Augenblicks-Eindruck der Natur in ganz charakteristischer Weise wiedergeben. Einige der kleineren Blätter mit Innenansichten sind sorgfältiger mit engen Strichlagen durchgeführt und weisen in dem Gegensatz von Licht und Schatten interessante Beleuchtungs-Effekte auf, wie z. B. das herzige Blatt mit dem Kindchen im Rollstuhl. Der Preis der Abdrucke schwankt zwischen 25 und 35 Gulden. züge als Geschenkexemplare an seine Freunde. Andere Platten sind ganz verschollen. So kommt es, daß seine Radierungen selten sind und sich auch in öffentlichen Sammlungen nur ver einzelt vorfinden. Das Berliner Kupferstich-Kabinett besitzt in seiner reichhaltigen Auswahl moderner Graphik nur drei Blätter des Künstlers. Das am Schlüsse des Artikels abgedruckte Ver zeichnis der Original-Radierungen Jozef Israels' verdankt seine Vollständigkeit der liebenswürdigen Beihilfe des greisen Künstlers selbst und einigen der auf diesem schwierigen Gebiete kundigen holländischen Kunsthandlungen. ' ^ z Lilä^ 2 2^ k .1. 2ürober, ttaax. 8. Verb. iLraels Werk, Datei 25. Auktion Christie 1908.
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