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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1915
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- 1915-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1915
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/k' 233, 7. Oktober 1915. Nedattioneller Teil. r(7ur8us Scripturae 8acrae« anzubielen, der bereits mehr als 30 Bande zählt, wovon bereits mehrere in nencn Auflagen erschienen sind. Ans den ersten Blick erkannte der gewandte Geschäftsmann die Bedeutung des Unternehmens und sagte zu. Nach Nom halte mich 1880 von Brüssel ans die Eröffnung des vatikanischen Gehcim-Archivs (1879) geführt. Ich sollte mich an der nun einsctzcndcn Forschcrarbeit in den römischen Archiven und Hss.-2ammlungen beteiligen, da mich Geschmack und Veranlagung mehr zur Hebung als zur Ausprägung des Goldes hinzogen. Die pein lichen Erfahrungen: Zeitverlust, Krästevergendung, Lückenhaftigkeit, die ich bei dieser als Autodidakt zu leistenden Einarbeitung machte, be stimmten mich später, bei der Auswahl höherer Bibliotheksbeamtcn unverbrüchlich an der Forderung fachmännischer, akademischer Ausbil dung festzuhaltcn. In diese ersten Jahre gehören zwei größere Ar beiten: über die Bedcntnng des Hss.-Studiums für die Geschichte der mittelalterlichen Scholastik und eine ziveite über die vatikanischen -Hss. der Salmantizcnser Theologen des 16. Jahrhunderts, die in der Innsbrucker Zeitschrift für katholische Theologie und im »Katholik« von Mainz erschienen. In die Zeit meines Brüsseler und in die ersten Jahre meines römischen Aufenthalts gehören einige Erinnerungen betreffs des italie nischen, spanischen und portugiesischen Antiquariatshandels. Meine Studien über die Geschichte der Scholastik hatten bereits während meines dreijährigen philosophischen Studienkursus in dem herrlichen Maria-Laach bei Andernach meine Aufmerksamkeit auf unsere auf diesem Gebiete bereits wohlversorgte Bibliothek gelenkt. Nur wenige Antiquare boten in ihren Katalogen scholastische Literatur an, und das wenige wurde durch jährlich steigende Preise belastet. Es war offenbar, daß die bereits so spärlich fließenden Quellen bald gänzlich versiegen würden. Es galt also die letzte Gelegenheit znm Ausbau dieser Abteilung zu benutzen. Das Geld war bei den so rasch stei genden Preisen gut angelegt. Schon 1885 habe ich eine Notiz ver öffentlicht über »die Scholastik ans dem Büchermarkt« (Zeitschrift für katholische Theologie IX. (1885), 178—185), in der ich einige Angaben über den italienischen Antiquariatshandel machte. Um 1879 war das Augsburger, aus alten, säkularisierten Klosterbibliotheken schöpfende Antiquariat Butsch Sohn, das damals in Deutschland für diese Literatur besonders in Betracht kam, bereits am Ende seiner Tätig keit; Nosenthal in München hatte eben seinen ersten größeren Katalog veröffentlicht, der bereits Brauchbares, damals noch zu mäßigeren Preisen anbot. Reichere Ausbeute fand sich noch einige Jahre in den Katalogen des Pariser Antiquariats Turnerin und des Lyoner von Schenring. Sie alle schöpften aus den kleineren italienischen Anti quariaten und die beiden letzten auch aus den Beständen der spani schen und portugiesischen Staatsbibliotheken, ans denen die scholasti sche Literatur als unnützer Ballast oder als Duplikate ausgcschieden wurde. Von diesen beiden französischen Antiquaren sowie von einem Londoner, das damals auch eben seine Tätigkeit einstcllte, gelang cs mir noch eine Reihe von Werken zu erwerben, die nun nie mehr anftanchen. Vieles andere fand ich in Nom an der Quelle und konnte den Zwischenhandel ausschalten. Trotzdem mußte ich auf manches Werk zehn, ja zwanzig Jahre warten. Für wissenschaft liche ältere Literatur ist in Rom auch jetzt noch das Antiquariat von S. Bocca eines der reichsten, zumal wenn Auktionen der Dupli kate der staatlichen Bibilotheken, mit denen in der Regel das Anti quariat des Or. Nardcechia betraut wird, eine Auffüllung der alten Bestände erlauben. Der so anregende römische Aufenthalt brachte mich alsbald in freundschaftliche Verbindung mit einigen hervorragenden Gelehrten: mit dem Franziskaner Ignatius Jeiler, dem verdienten Leiter der vortrefflichen Bonaventura-Ansgabc, und mit dem Dominikaner Hein rich Denifle, der bald durch Kardinal Hergenröther zur Leitung des vatikanischen Archivs berufen wurde. Ich traf den temperamentvollen, hochbegabten Mann in der schönen, deutschen Nationalstiftung der Anima. Eine weitgehende Übereinstimmung unseres literarischen Ge schmacks und unserer wissenschaftlichen Bestrebungen brachte uns sofort näher, und ans dieser Verbindung erwuchs 1885 das Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des M.-A., zu dessen Herausgabe sich die angesehene Weidmannsche Buchhandlung in Berlin bcrcitfand und sie fortführte, bis der Tod Hans Reimers den Übergang des Ar chivs an die nicht minder angesehene Firma Herder veranlaßte. Was wäre aus unfern auf langen, mühsamen Bibliotheksreisen gesammelten, unedierten Materialien geworden ohne den Wagemut die ser Verleger? Unterdessen hatte mich meine Beschäftigung mit der Scholastik zur Erforschung der Geschichte der päpstlichen Bibliothek und des gesamten mittelalterlichen Buchwesens geführt und mich so allmäh lich in Bahnen gelenkt, die eben damals der Mnstcrbibliothekar der Neuzeit Leopold Delisle in den vier Bänden seines »Oadinot des ^>kann8erit8« erschlossen hatte. Von der Geschichte der bonifaziani- schen und avignonesischen Bibliothek der Päpste erschien der erste Band 1890 in der vatikanischen Druckerei, deren Unterbringung sowohl als Verwaltung damals noch viel zu wünschen übrig ließen und die erst durch ihren jetzigen Leiter Pasqualc Scotti 1908 eine wahre Auf erstehung erlebte. Scotti war aus Genua durch Mgr. della Chicsa (heute Benedikt XV.) berufen worden. Es war vielleicht diese Veröffentlichung, die mich 1890 in den Verwaltungsrat und 1895 zur Präfektur der vatikanischen Bibliothek und hierdurch in eine neue, ungleich engere Verbindung mit dem Buch- und Verlagsgeschäft brachte. Teilweise infolge eines in der Vaticana entdeckten Diebstahls starb plötzlich an einem Herzschlage der wegen seiner Freundlichkeit bei allen Besuchern sehr beliebte Präfekt Mgr. Jsidoro Carini (Januar 1895). Der Diebstahl und der plötzliche Tod ließen in den Kreisen der Hofprälatcn niemand zur Übernahme des verantwortungsvollen Amtes bereitfinden. So wurde ich denn sofort zum provisorischen Verwalter der Präfektur bestellt. ! Man dachte nun zunächst an die Berufung des trefflichen Präfekten der Ambrosiana von Mailand Mgr. Cereani, der jedoch in Anbe tracht seines hohen Alters ablehnte. So wurde ich am 21. Juni 1895 znm Präfekten der Vaticana ernannt. Nun hatte ich die Wahl, entweder, wie die meisten meiner Vor gänger, meine Verwaltnngstätigkeit auf eine gewisse Oberleitung zu beschränken und diese im Nebenamt zu besorgen, dagegen die Fort führung meiner literarischen Arbeiten und damit die Vertretung der Bibliothek im wissenschaftlichen Betrieb als meine Hauptaufgabe an- zuschen, oder aber der Umgestaltung der Bibliothek und ihrem zeit gemäßen Ausbau, kurz dem eigentlichen Verwaltungsdienst meine volle Zeit und Kraft znzuwcndcn, mit völliger Unterordnung meiner eigenen literarischen Tätigkeit. Die Entscheidung wurde mir nicht schwer. Es war klar, was die mir anvertrauten Interessen des hl. Stuhles, was die Förderung der gesamten wissenschaftlichen Forschung forderten. Der unvergleichliche Hss.-Schatz, den die Päpste zur zweckentsprechenden Ausübung ihres kirchlichen Lehramtes und zu verständnisvoller Be günstigung der wissenschaftlichen Kulturarbeit im Vatikan gesammelt haben, muß, richtig verwaltet und zeitgemäß zugänglich gemacht, seinem Besitzer an Ansehen und Einfluß reiche Zinsen tragen, während er, vernachlässigt und durch unzeitgemäße Beschränkung seiner Benutzung vergraben, für ihn zu einer ernsten Gefahr werden muß. Die Biblio thek mußte regelrecht eröffnet werden und durfte keinem der großen Institute dieser Art weder in bezug ans die Sicherung ihrer Schätze noch auf Leichtigkeit der Verwertung derselben wesentlich nachstehen. Waren so die Hauptzielpunkte bestimmt, so galt es noch ihre Er reichung durch weise Einschränkung zu erleichtern. Wem sollte die zu eröffnende Bibliothek dienen? Diese Frage war damals noch unge wöhnlich; hatte ja doch die Not der Überfüllung noch kaum den Gedanken an Fach- und Spezialbibliotheken angeregt. Dem Reichtum der Hss. entsprachen damals in der Vaticana, vor der Erwerbung der auch in bezug ans ihre Drucke unvergleichlichen Barberini-Bibliothek, keines wegs Zahl und Wert der Drucke. Ferner mußte mit sehr beschränkten Mitteln möglichst viel geleistet werden. Dies führte mich zu dem Ge danken, die Vaticana im wesentlichen nur als Hss.-Bibliothek zu er- , öffnen. Wozu in Nom neben sechs bedeutenden Bibliotheken von > Drucken eine siebente? Warum nicht vielmehr den überreichen vati- ! konischen Hss.-Schatz der Bibliothek sowohl als des Geheimarchivs den ! zünftigen Spezialforschern reservieren und in der bequemsten Weise ^ zugänglich machen? j Hierzu war vor allem die Beschaffung einer entsprechenden Nach- ! schlagebibliothek unerläßlich. Diese konnte und mußte reichlich be messen werden, da ja bei obiger Beschränkung mit verhältnismäßig geringen Mitteln, Genügendes geleistet werden konnte und ein Publi kum gewonnen war, dem man ohne zu großes Risiko eine weitgehende Freiheit in der Benutzung der Drucke gewähren konnte. — Was bei Archiv- und -Hss.-Forschung das Fehlen der einschlägigen gedruckten Literatur bedeutet, hatte ich 1880 bei meiner Ankunft in Nom satt sam erfahren. Die napoleonische Invasion von 1798 hatte die römi schen Bibliotheken größtenteils ihrer Fonds beraubt. Erst nach 1870 hatte man wieder begonnen, die neuere Literatur in der Zentral bibliothek Vittorio Emanuele zu sammeln. Doch war diese Bibliothek ! gegen 1880 infolge eines Prozesses mehrere Jahre geschlossen. Ich ^ mußte bei dieser Sachlage meine Arbeit über die Nuntiaturberichte ans ^ der Zeit des 30jährigen Krieges aufgeben und mich ans die Geschichte ^ der Scholastik zuriickziehen. Die Schaffung und Eröffnung einer Nachschlagebibliothek von ! über 60 000 Bänden war vor 25 Jahren eine Ncuernn.g, nicht nur in Nom, wo eine solche Einrichtung gänzlich fehlte, sondern auch in Paris und London, wo in der Nationalbibliothek und im ^ Britischen Museum diese Abteilungen bei weitem nicht bei solcher Beschränkung ein solches Ausmaß hatten; — im Vatikan war 1351
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