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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1915
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- Deutsch
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Nr. 233. EeMrüd^WrKderUMerNLNWeWuchNMi:)ü''ALpzi^ Leipzig, Donnerstag den 7, Oktober ISIS. 32. Jahrgang. Redaktioneller Teil Deutscher Verleasrvereirr. Verkäufe von Sortimentsgeschäften ohne Übernahme der Schulden. Erklärung. »Die Unterzeichneten Verleger erklären hiermit, daß sie den Käufern von Sortimentsbuchhandlungen das Rechnungskonto ohne weiteres schließen, die das Ge schäft ohne Schulden übernommen und nicht für gleich zeitige Regelung der vom Vorbcsitzer stammenden Ver pflichtungen gesorgt haben. Sie betrachten ihr Ver langen als befriedigt, wenn der Käufer eine den Verbindlichkeiten, die dem Verlagsbuchhandel gegenüber bestehen, entsprechende Summe von der Kaussumme zurückbehält und diese bei dem Vereins anwalt des Deutschen Verlegervereins, Herrn Justizrat Hillebrand, Rechtsanwalt und Notar in Leipzig, für die Deckung der Ostermetzzahlungen hinterlegt.« Diese Erklärung, die bereits im Börsenblatt Nr. 10 vom 14. Januar d. I. mit sämtlichen Unterschriften veröffentlicht worden ist, wird hiermit wiederholt bekannt gemacht. In der Zwischenzeit haben sich noch folgende Firmen zur Einhaltung der Erklärung durch Unterschrift verpflichtet: Berlin. Konrad W. Mecklenburg. „ Otto Streit. Halle. Louis Nebert's Verlag. München. Arthur Hertz. Gesamtzahl der Unterzeichner: 632. Dichter und ihre Gesellen. Kurz vor meiner Einberufung drängt es mich, einige Gedanken niederzuschreiben, dis mit der von der Redaktion gegebenen An regung zur Hebung des Büchermarktes in Verbindung stehen. In zwanzigjähriger Reisctätigkeit führte ich über Bücherabsatz und Bücher verkaufsmöglichkeiten 1001 Gespräche mit Verlegern, Schriftstellern, Sortimentern und Antiquaren. Das Thema geht sehr weit über den Rahmen einer Zeitschrift hinaus und würde eine in Buchform niederzulegende Arbeit erfordern. Man kann daher die Gedanken, die zum großen Teil fremde sind, nur kurz andeuten und den Leser bitten, nicht nur zu lesen, sondern auch weiterzudenken. Dichter, Schriftsteller, Bücherschreiber. Das meiste, was hier bis jetzt gesagt wurde, ist praktisch undurch führbar. Heinz Potthoff faßt die Sache am wirtschaftlichen Ende an und kommt der Lösung am nächsten. Die Dichter, deren Werke Erfolg gehabt haben, stellen ungewöhnliche Ansprüche an das Leben — und infolgedessen an ihren Verleger. Um sich seinen Autorenstamm zu erhalten und den an ihn gestellten Forderungen Nachkommen zu können, muß er sich hauptsächlich darauf beschränken, die Werke der eingesührten Dichter aus den Markt zu bringen. Wenn der Krieg aus die wahren Bringer der Kunst so nachhaltend wirkt, daß sie die kleinen Liebhabereien und die großen Leidenschaften mehr seelisch, als materiell auskosten, so werden sie ihren Bedarf in der Zukunft einschränken. So werden wirtschaftliche Mittel frei, die der Verleger für Versuche und Ent deckungen opfern, dazu verwenden kann, um wahre Dichtung und Kunst in das Volk zu bringen. Uber das Wie wissen unsere erfahrenen Verleger besser Bescheid, als ihre Ratgeber, und ich sehe manchen, den ich gut kenne, lächeln, wenn er die Vorschläge liest. Er hat das auf Unkostcnkonto, was andere noch im Gehirn als Probleme haben. Eine große, sehr große Schuld hat der Buchhandel direkt und das deutsche Volk indirekt an die Schriftsteller abzutragen. Uni nicht mißverstanden zu werden: für mich sind z. B. Nietzsche und Schopen- Hauer freie Schriftsteller gewesen. Daß sie gerade bekannt und be rühmt wurden, ist ihren Mittlern zuzuschreibcn, die sie frühzeitig verstanden. Was hat Deutschland denen zu danken, die als freie, unabhängige Schriftsteller die Aufklärung, Gesittung und geordnete Kraft in ihm förderten? Ich könnte Dutzende von Namen anführen, die darauf angewiesen sind, die tiefgründigen Ergebnisse ihres Wissens Und Forschens in Tageszeitungen und Zeitschriften niederzulegen, also für den Tag zu schaffen, während ihre Gedanken Ewigkeitsdaucr haben. Hier muß der Buchhandel einsetzen. Er muß das Volk er ziehen, sich von der seichten Leserei abzuwenden, und versuchen, in bestimmter nationaler und sozialer Richtung die Gedanken in die Erkenntnis umzusctzcn. Daß es geht, beweist der sozialdemokratische Buchhandel. Bitte wciterzudenken, da ich nicht politisch werden möchte. Die Bücherschreiber, die schwarzen, die Kaffee trinken, und die blonden, die Bier trinken, haben Schuld an der wirtschaftlichen Lage des Büchermarktes. Sie fördern, weil sie schlecht bezahlt werden, die Überproduktion. Sie werden verlangt, gelesen und gedruckt. Ich habe, wie Hunderte von Buchhändlern, jahrelang für sie und von ihnen gelebt, und in dieser Erkenntnis liegt die Tragik in unserem Berus. Solange das Volk liest, um unterhalten zu werden, werden Bücher nicht nur der Kunst und des Genusses wegen geschrieben, gedruckt und verkauft werden. In dieser Beziehung hat der neuzeit liche Buchhandel mit dem Theater die gleichen Aussichten auf Ver edelung. Ich wüßte keine Partei, die versucht, aus die volkstümliche Verbreitung von Kunst und lesenswerten Büchern mehr hinzuwirken, als die Sozialdemokratie. Wenn wir aus der Partei in die frische, freie Luft nach dem Gewitter treten werden, ist dem Buchhandel durch den Staat der rechte Weg vielleicht gewiesen. Verleger. > Ein'j.Berleger darf kein Kaufmann sein. Jedes Rechnen, Ab wägen zerstört geistige Werte, die sich voraussetzend nicht in Zahlen ausdrücken lassen. Was er sein soll, weiß der Verleger, der dazu ge boren ist, selbst. Denn es gibt nur geborene Verleger. Die anderen sind Büchermacher, Kapitalisten. Nachdenkliche und tüchtige Leute, aber keine Verleger. Die unter ihnen am meisten zur Förderung unseres Wissens und unserer Kultur taten, sind aus dem Antiquariat oder aus Sortimentern, die Bücher nicht als Ware behandelten, hervorgegangen. An ihrem Verlage merkt man oft ihren geistigen Werdegang. Die höchste Forderung, die das Volk an den Verleger zu stellen hat, ist, daß er wirtschaftlich unabhängig ist. Kapitalisnius von privater Hand würgt und zwingt in Fessel. Ob diese heute noch utopisch scheinende wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Staate, von der Partei, von der Gruppenbildung garantiert wird, ob sie durch Gesetze oder durch Umbildung von Werten erreicht wird ? Wer weiß, wie das gedruckte Wort wirkt, welche Folgen es nach sich zieht, wird zugeben, daß sich ein Volk, ohne jede Beschneidung seiner Freiheit, geistige Pöbelei, planmäßige Verhetzung, Verbreitung 1Z4S
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