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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.06.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-06-09
- Erscheinungsdatum
- 09.06.1909
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- Deutsch
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130, 9. Juni 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6891 auswärtigen Angelegenheiten mit rund 100 000 Bänden. Es folgen die Stadtbibliothek zu Mons mit rund 80 000, die Stadt bibliothek zu Antwerpen mit rund 67 000, die Bibliothek des Re präsentantenhauses in Brüssel mit 60 000, die Bibliothek der höheren Handelsschule in Melle mit 50 000, die Stadtbibliothek in Tournai Brüssel mit 40 000, die der Freien Universität in Brüssel mit 39 000, die Stadtbibliothek zu Namur mit 37 000, die Bibliothek ä'axqrsl in Brüssel mit je 35 000, die Bibliothek des Justizministeriums mit 30 000, die Stadtbibliothek zu Verviers mit 27000, die Biblio theken des Oküss äu travail im Ministerium für Industrie, des König lichen Observatoriums und die Stadtbibliothek in Termonde mit je 25 000 Bänden. 18 Bibliotheken des Landes zählen noch immer zwischen 10000 und 25000 Bänden. Das Volksbibliothekswesen findet Förderung teils durch die Gemeinden, teils durch Stiftungen, wie den Davidsfonds in iwewen, den Willemsfonds in Gent, die In^us äs 1'sn8si§L6w6llt, die Zoeists äss Libliottisciuss olloisiss und andere. Brüssel besitzt z. Z. 10 Libliotüsciuss xoxulairss eommunalss mit zusammen 30 000 Bänden, die unter zentraler Verwaltung stehen, Lüttich 5 mit zusammen 50 000 Bänden. Auch die Wander bibliotheken haben in kleinen Gemeinden auf dem platten Lande Eingang gefunden. Unter den Archiven nimmt das große Staats archiv die ^rebivss Asnsralss äu ro^aums in Brüssel, die in 4 Sek tionen eingeteilt sind, die erste Stelle ein. Staatliche Archive befinden sich ferner für Westflandern in Brügge, für Ostflandern in Gent, für die Provinz Hainaut in Mons, für die Provinz Lüttich in Lüttich, für die Provinz Antwerpen in Antwerpen, für die Provinz Namur in Namur, für Limburg in Hasselt, für Belgisch-Luxemburg in Arlon. Dahinzu kommen noch zahlreiche städtische Archive. Die Museen sind durch 69 öffentliche Anstalten vertreten, über die Näheres mitgeteilt wird; 223 Privatsammlungen sind nach der alphabetischen Reihenfolge der Städte des Landes aufgezählt An der Spitze stehen die Nusess ro^aux äs xsiuturs st äs soulp- inäustrisls und das Nusss ro^al ä'llistoirs uaturslls ebenda, von Provinzialmuseen nennen wir das Nusss ro^al äss bsaux-arts iu ^utvvsixsu. Der dem Buchwesen gewidmete Abschnitt bringt Angaben über bibliographische Unternehmungen, wie die öiblio- Aiaxüis ua.tiona.is, die UioZa-axkis nationale und die Uibliotiisea Lsi^iea, über offizielle Publikationen und die in Belgien erschei nenden Zeitschriften. Alles in allem bietet das ^nnnaiis ein reiches statistisches Material, mit dessen mühseliger Sammlung, Sichtung und Gruppierung das internationale bibliographische Institut sich ein großes Verdienst erworben hat. A. Gräsel. »Deutsche« oder »lateinische« Druckschrift für deutsche Bücher? (Vgl. Börsenbl. 114, 119 u. 124.) Man sollte glauben, daß die Frage der sogenannten »deutschen« oder »lateinischen« Druckschrift heute wenigstens unter Buch händlern nicht mehr aufgeworfen werden würde; unter Buch händlern, die doch ein Interesse an der Herstellung der Bücher haben. Aber es scheint, daß diese Frage zu denjenigen gehört, bei denen nicht nüchternes Erwägen, sondern phantastische Ideen den Ausschlag geben. Am meisten aber hat mich gewundert, daß ein Brief Simrocks zu gunsten der »deutschen« Schrift hier mit der Begründung wiedergegeben wurde, daß dieser Mann »zwiefach geeignet scheint — als warmherziger Poet und als scharfsinniger Gelehrter —, ein entscheidendes Urteil in der viel umstrittenen Frage abzugeben«. Den Professor Simrock untersucht man am besten nicht in seiner Eigenschaft als Poet; aber selbst wenn er ein Dichter ge wesen wäre, so sehe ich nicht ein, warum er gerade als solcher in unserer Frage kompetent sein sollte. Als »scharfsinniger Ge lehrter« schon eher, wenngleich man weder Professor noch be sonders scharfsinnig zu sein braucht, um sich in der Frage ein Urteil zu bilden. Aber leider grassiert ja im deutschen Volke ein Autoritätsglaube, der schon das eigene Nachdenken aufzuheben droht. Wie einseitig wirklich tüchtige Leute sein können und wie unwissend in Sachen, die nicht direkt in ihr Fach einschlagen, das zu beobachten hat man sozusagen jeden Tag Gelegenheit genug. Und der Brief des Professors Simrock ist ein neuer Beweis dafür. Gleich im Anfang faßt man sich an den Kopf, wenn man liest, daß die »deutsche« Schrift deshalb unentbehrlich sei, »weil sie allein alle deutschen Laute wiedergibt«. Das ist ja eine schöne Entdeckung! Fast die gesamte wissenschaftliche deutsche Literatur wird in der entsetzlichen »lateinischen« Schrift gedruckt, und man hat noch gar nicht gemerkt, daß man in dieser Art der Laut bezeichnung deutsche Laute gar nicht restlos wiedergeben kann! Aber der Herr Professor begründet natürlich seine Behauptung, indem er sagt: »Die lateinische Schrift hat kein ß, und die ver schiedenen Versuche, die man gemacht hat, es in der lateinischen Schrift zu ersetzen, sind willkürlich und ungenügend.« Mit jeder Kinderfibel kann man diese Behauptung widerlegen. Ob Herrn Simrock das L gefällt oder nicht, darauf kommt es ja Gott sei Dank nicht an. Mir gefällt es auch nicht; es muß aber genügen, daß es den scharfen s-Laut wiedergibt. Aber ein unglücklicheres Beispiel als das s hätte der Herr Professor gar nicht wählen können. Unsere Aussprache — und etwas anderes als die Aussprache hat unsere Schrift nicht wiederzugeben — unterscheidet zwei Schattierungen dieses Zischlautes: das weiche und das harte s, ähnlich wie bei b und p, d und t usw. Während aber die Schrift zur Wiedergabe der letzteren Laute auf gar keine Schwierigkeit stößt, ist sie bei der Fixierung der s-Laute in ein wahres Labyrinth geraten. Das Mittelhochdeutsche, wie die neueren romanischen und germanischen Sprachen, unterschied die Qualität des s nur unbewußt; es kannte wohl dafür zwei Formen, gebrauchte aber die eine (I), unbekümmert um die Aussprache, nur im Anlaut, die andre (s) nur am Schluß des Wortes, worauf der Name Schluß-s für die runde Form der geschriebenen Fraktur noch hinweist. Nun hatten und haben die Franzosen außer der Form I für den weichen Laut noch einen zweiten Buchstaben das 2 (das deutsche Alphabet hat auch verschiedene überflüssige Buchstaben und entbehrt dafür einfache Formen für einfache Laute; es ist also nichts weniger als vollkommen!). Eines dieser beiden Zeichen konnten die Franzosen also entbehren, und die Grammatiker entschieden sich unglücklicherweise für die Abschaffung des l. Unglücklicherweise; denn in dem uns Deutschen ange borenen Nachahmungstrieb für alles Ausländische ließ man auch in Deutschland das 1 im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts aus unserer Druckschrift verschwinden. An seine Stelle trat als anlautendes Zeichen s, d. h. man stellte den weichen Laut mit dem Buchstaben für den harten dar! Nun mußte man für den harten Laut natürlich Ersatz haben, und Jakob Grimm (Autorität ersten Ranges!).suchte dem so entstandenen Mangel durch die Er findung der Form L abzuhelfen, die dem Herrn Professor Simrock und mir nicht gefällt. Aber die Sache war und ist im »lateinischen« Alphabet damit immer noch verhältnismäßig einfach: man hatte wie für jeden Konsonanten für seine schwache und starke Form zwei Zeichen: s und ö, oder, wenn wir die Verdoppelung ss mit rechnen, drei. Wenn man aber die alte Form 1 an Stelle des s wieder einführte und dafür das unschöne ü abschaffte, so wäre die Sache auch ästhetisch geregelt. In der »deutschen« Schrift war und ist aber die Geschichte so wenig schön, daß man kühn behaupten kann, daß kein Mensch nach den für die Schreibung des s-Lautes existieren den Regeln die »richtige «Schreibung lernen kann, sondern daß dies nur durch die fortgesetzte Übung möglich ist. Wir haben nämlich in der »deutschen« Schrift nicht weniger als fünf Formen: s, s, ß, ss und ss (die letztere Form hat der Grammatiker Heyse ^Autorität ersten Ranges!) für den Fall eingeführt, daß dem auslautenden, also scharfen s ein kurzer Vokal vorangeht.) Gerade in bezug auf die s-Laute, von denen Herr Simrock meint, daß sie allein die deutsche Sprache wiedergeben könne, ist die Antiqua entschieden im Vorzug, denn in der »deutschen« Schrift herrscht hier ein heil loser Wirrwar! Folgen wir nun Simrock in seiner wunderlichen Beweis führung weiter. »Die lateinische Schrift hat eigentlich auch kein K und verführt daher zu solchen Ungeheuerlichkeiten wie Cvln, Cöslin, Cösfeld usw.« Ich nehme zunächst an, daß in dem letztzitierten Worte ein Schreibfehler des Abschreibers vorliegt, da ich bei Simrock doch die Kenntnis voraussetze, daß man nur Coesfeld schreibt, Kosfeld spricht und Cösfeld deshalb direkt falsch ist. Aber die lateinische Schrift hat eigentlich kein KI Aber wir drucken es doch wohl täglich Hunderttausendmal! Ob sie es also eigentlich 895*
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