Fertige Bücher. ^ 250, 27. Oktober 1S0S. Verlagshandlung Albert Ahn in Cöln a. Rh. Zur beginnenden Herbstzeit empfehlen wir zur erneuten Verwendung die in diesem Sommer erschienenen Neuigkeiten unseres Verlags Maarten Maartens, Gottes Narr. Eine Koopstader Geschichte. Drittes bis fünftes Tausend. Gebunden M. 3.— ord. 25"/« L cond., 33 K"/« und 7/6 gegen bar. Maarten Maartens hat jenes seine, begütigende Lächeln, das klugen Menschenkennern so entzückend zu Gesicht steht, wenn sie von den Leuten und ihren kleinen und großen Schwächen reden. Und was ist er für ein Menschenkenner! Doch seine Kunst ist, so naturalistisch scharf das Einzelne sich ausprägt, von jenem Lächeln wie von einem milden Lächeln über strahlt. »Still, still, laßt mich meine Geschichte auf meine Weise erzählen!«, sagt Maarten Maartens, und der ganze Reiz einer liebenswürdig ernsten, lauteren Persönlichkeit ist dieser Weise eigen. Seine Geschichte aber erzählt vom Nieder gang einer holländischen Großkaufmannsfamilie, von halber Schuld und schwerer, unbegreiflicher schwerer Sühne, über haupt von der Unbegreiflichkeit bliudwaltender Schicksalsmächte. Da ist am Schluß sogar das erwähnte Lächeln vergangen, und aus den letzten Seiten starrt nur noch das unheimliche Rätsel unseres Seins. Zu seiner Kontrastwirkung gelangt dabei die Gegenüberstellung der Welt des Blinden, dem ein Unglück Aug' und Ohr geschlossen, und der sein sittliches Bewußtsein zu einer rührenden, idealen Kraft christlicher Nächstenliebe entwickelt, und der Welt der Schauenden, die anderen Herzens werden. Es ließe sich so vieles sagen über das schöne, abgeklärte Werk, das weit über dem Durchschnitt steht. Doch — still, still, laßt ihn euch seine Geschichte auf seine Weise erzählen! Das ist die beste Empfehlung. M. N. N. v. 10. Okt. 1S09. Theodor Wolff, Spaziergänge. — Die Sünder. 2. Aufl. M. 2.- ord., M. 1.35 no., M. 1.20 bar u. 11/10. Theodor Wolfs ist den Lesern des Berliner Tageblattes durch seine eigenartigen Reiseberichte, die in bunter Folge zu verschiedenen Zeiten erschienen, ein alter Bekannter. Seine flottgeschriebenen Artikel fielen ans. Sie überragten weit jene langatmigen und langweilenden Schilderungen, die, wunderliche Zusammenschweißungen alter und uralter „Reiseführer-Weisheiten", meist nur unseren Tageszeitungen aus der Stoffverlegenheit helfen mußten. Es sind kleine Kunstwerke in ihrer Art, Landschaftsausschnitte aus allen Ländern Europas, mit Künstleraugen gesehen und mit Künstler herzen gefühlt. Mit auffällig feinem Empfinden ist nicht nur die typische Naturszenerie, sondern auch der Pulsschlag des charakteristischen Menschenlebens jeder Gegend erlauscht und der wunderbare Zusammenhang zwischen beiden aufgedeckt. Ein leichtflüssiger Stil, eine prachtvolle Sprache, gewürzt mit einer Fülle feiner Vergleiche und Bonmots, dazu ein ur wüchsiger Humor, vor allem aber die geistvollen Urteile, die sich aus der Vergleichung der fremden kulturellen und ethischen Werte mit den heimischen ergeben, verleihen diesen Reisebildern literarischen Dauerwert. Ihre Vereinigung in dem vor liegenden Buche ist darum mit Freuden zu begrüßen. Möchten den frischen, weit- und tiefschauenden Reisenden recht viele Genoffen im Geiste auf seinen »Spaziergängen« begleiten! Ein vortreffliches Buch für den BUchertisch der Gebildeten