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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1909
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- Deutsch
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40, 18. Februar 1S0S. Nichtamtlicher Teil. B«rs-nbl»u f. d. DIlchn. B«chh»nd«t 2131 dafür aber eine nm so größere moralische; das ist die »Lc»äo- uns tr-m^iss«. Alle Änderungen, die bis jetzt in der fran zösischen Rechtschreibung vorgenommen wurden, ob logisch oder nicht, sind entweder von der »LsaäLmis- ansgegangen oder haben deren Begutachtung gefunden. Es gibt einen »Vietiouvairs äs I'Lcaäömis-, der als der allein richtige gilt, der bei allen Zweifeln entscheidet und nach dem alle Buch drucker drucken. Die Regierung ist zwar bis jetzt noch nicht mit einer bezüglichen direkten Anfrage an die Lcackömis herangetreten, wohl aber die Herren von der Reformpartei, und diese haben die Antwort erhalten, daß die Lcaäsmis einzelne Änderungen und Vereinfachungen für wünschenswert und durchführbar halte, ohne sich darüber zu äußern, ob die jetzt beabsichtigten, weitgehenden Reformen ihre Billigung finden werden oder nicht. Wenn nun die Lcaäsivis der neuen Schreibweise ihre Zustimmung versagt, so wird auch die Regierung Mühe haben, ihren Wünschen Geltung zu verschaffen, und es ist fraglich, ob sie in diesem Falle, also gegen den Beschluß der Lcaäsmis, noch auf Einführung der Neuerung besteht; denn seit Jahrhunderten gilt als höchste Instanz in sprachlichen Fragen immer die Lcaäswis. Wenn also die neue Reform durchdrungen soll, so müssen zuerst Loaäemis und Regierung sich darüber einigen. Kommt diese Einigung zustande, so steht auch der neuen Schreibweise nichts mehr im Wege, und dann dürfte ihre Einführung batd, wahrscheinlich noch im Laufe dieses Jahres zu erwarten sein. Es ist natürlich, daß eine Änderung von solcher Trag weite auch über die Grenzen Frankreichs hinaus Bedeutung hat, und es ist deutschen Verlegern von französischen Gramma tiken oder Schulausgaben, oder überhaupt von Büchern mit französischem Text zu empfehlen, beim Drucke neuer Auflagen vorsichtig zu sein und zunächst einmal den Gang der Ereig nisse abzuwarten. * * * Am 27. Januar ist in Paris jemand gestorben, dessen Namen ich im Börsenblatt nicht zu begegnen glaubte. Con- stant Coqueliu war nämlich »nur« Schauspieler, allerdings der größten einer in seinem Beruf, und hat in dieser Eigenschaft keine direkten Beziehungen zum Buchhandel ge habt; auch ist seine literarische Produktion, die übrigens schon in Nr. 24 des Börsenblattes genannt wurde, un bedeutend und gering, so daß ich darauf nicht mehr zurück zukommen brauche. Und doch habe ich mich gefreut, als ich sah, daß die Redaktion den Tod des berühmten Schau spielers kurz erwähnte; denn wenn Coquelin auch in keinen direkten Beziehungen zum Buchhandel stand, so hat er sich doch durch sein Talent und seine Kunst einen dauernden Platz in der Literaturgeschichte gesichert. So lange man von »Oz-rsno äs lierzoraor spricht, wird man auch von seinem unvergleichlichen Darsteller Coquelin sprechen. Bekannt ist, daß auch der Deutsche Kaiser sich für Coquelins Spiel in dieser Rolle so begeistert hat, daß er ihn in Privataudienz empfing und sogar zur Tafel zog. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß Edmond Rostand seinen --O^rauo äs Lorgorac», das Werk, das in den letzten 50 oder vielleicht auch 100 Jahren einen der größten — wenn nicht den allergrößten! — Theater- und Buchersolg gehabt hat, Coquelin gewidmet hat. In einem ebenso hübschen wie kurzen Vorwort sagt Rostand, daß er ur sprünglich die Absicht hatte, sein Werk den Manen, dem Geist, der Seele stms) des l^rano zu widmen; da er, Coquelin, den Geist des Oxrano aber geradezu verkörpere, so widme er, der Dichter, ihm sein Werk. Nur wenige Schauspieler können sich einer ähnlichen Auszeichnung rühmen. Richard Wagner in Frankreich. Der Einfluß des großen Meisters von Bayreuth ist in den letzten Jahren auch jenseits der Vogesen so stark gewachsen, daß man anfangen kann heute von einer kleinen Wagner-Literatur in Frankreich zu sprechen. Es ist ja allerdings Tatsache, daß die erste Tannhäuseraufführung in Paris vor etwa fünfzehn oder zwanzig Jahren kühl, oder, richtiger gesagt, sehr energisch abgelehnt wurde, was teils in politischer Abneigung gegen alles Deutsche, teils in noch unvollkommenem Verständnis für Wagnersche Eigenart seinen Grund gehabt haben mag. Dieser letztere Punkt dars uns nicht weiter wundern, weiß doch jeder von uns, wie lange Richard Wagner in seinem eigenen Vaterlande zu kämpfen hatte, bevor er durchdrang. Heute hat sich dieses Bild sehr stark verändert. Nicht nur in Zeitschriften findet man häufig Artikel und Aufsätze über Richard Wagner, seine Richtung und seine Kunst, Artikel, die dem Genie des großen Musikers voll und ganz gerecht werden und ihm ungeteilt ihre Bewunderung zollen; auch der Verlagsbuchhandel steht nicht zurück, und schon gibt es eine ganze Reihe von französischen Werken über den deutschen Komponisten. Außer den bei Fischbacher er schienenen zahlreichen Büchern und dem ins Französische übersetzten Briefwechsel zwischen Richard Wagner und Mathilde Wesendonk hat auch die Firma Plon zwei Werke über Richard Wagner veröffentlicht: eins von dem leider schon verstorbenen Übersetzer der Wagnerschen Operntexte, Alfred Ernst, »I-'Lrt äs Riobarä Vkagvsr« (vergriffen), und (Preis 3 Frcs. 50 Cts.). Endlich erschien ganz kürzlich bei Calmann-Lsvy die Übersetzung des Angelo Neumannschen Buches: »Louvsuirs Lurlkiebarä^agnsr« (3Frcs.50Cts.), jaes gibt sogar eine »Libliograxbio vaxnsrievvs krav^aiss», 1902 bei Fischbacher erschienen, zum Preise von 1 Frc. Wenn wir ganz aufrichtig sein wollen, so muffen wir sogar sagen, daß Richard Wagner sich in Frankreich verhältnismäßig schneller Eingang und Würdigung verschafft hat als in Deutschland. In den Konzerten der beiden großen Pariser Orchester gesellschaften fehlt Wagner auf keinem Programm, an ge wissen Gedenktagen, wie an seinem Geburts- oder Todestag, im Karfreitagskonzert und bei ähnlichen Gelegenheiten beherrscht er das Programm sogar allein. In jedem Schau fenster besserer Musikalienhandlungen liegt wenigstens eins seiner Werke aus, und während der Festspielzeit läuft ein direkter Wagen zwischen Paris und Bayreuth. Ja, Richard Wagner kann sich sogar rühmen, die französische Sprache um ein neues Wart bereichert zu haben, und zwar um das Wort »lsitwotiv», das heute im Französischen ziemlich allgemein gebraucht wird und das unter Bezug nahme auf Wagner, richtig erklärt und sogar mit richtiger Pluralbildung »äss Isitmotivs« , im Victioovairs l.euouees steht. Aber nicht nur in privaten Veranstaltungen und Unternehmungen spielen Wagnersche Musik und Wagner scher Einfluß eine Rolle, sondern auch die sonst sehr exklusive große Pariser Oper, die als staatliches Institut üorigens die offizielle Bezeichnung »Loaäswi« nationale äs Ausique« führt, scheint ohne Richard Wagner nicht mehr auskommen zu können und hat ihn längst in ihr Repertoire ausgenommen. Außer dem Rienzi und dem Rheingotd sind alle Wagner schen Opern dort aufgeführt worden, und zwar nicht nur in einer bis in alle Einzelheiten durchdachten, dem Genie des Bayreuther Meisters würdigen Weise, für die weder Mühe noch Kosten gescheut werden, sondern auch mit richtigem Verständnis für Wagnersche Musik. Der den Franzosen so häufig gemachte Vorwurf, sie verstünden die Wagnersche Eigenart garnicht, ist, wenigstens was die Aufführungen in Paris betrifft, entschieden ungerechtfertigt. Besonders zu statten kommt den Franzosen, daß Wagnersche Opern auf ganz großen Bühnen 27»»
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