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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1909
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- Deutsch
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2180 Börsenblatt 1 d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 41, 19. Februar 1909. wenn der Sprachverein je die Absicht gehabt hätte, neben seinen Verdeutschungsbiichern auch ein Rechtschreibbuch herauszugrben. Da diese Absicht nie vorhanden gewesen ist, läßt sich gewiß nichts dagegen einwenden, daß einige Mitglieder des SprachvereinsvorstandL es aus ihre Gefahr unternommen haben, einem nach ihrer Ansicht vorhandenen Bedürfnisse abzuhelfen. Das Vorhandensein dieses Bedürfnisses stellt Herr Winzer allerdings in Abrede. So, meint er, wisse niemand, welches der erschienenen Rechtschreibbücher den Vinzug ver diene. Sollte wirklich kein einziger Mensch imstande sein, darüber ein Urteil abzugeben? Sonst hat man es sogar gern, wenn eine gewisse Auswahl vorhanden ist. Niemand hat es noch bedauert, daß eine große Anzahl von Bearbeitungen der deutschen Sprachlehre vorliegt: wenn ein wichtiger Gegenstand von verschiedenen Seiten beleuchtet wird, kommt seine Eigenart umso deutlicher zur Anschauung. Braucht einer, der nicht Fachmann ist, ein solches Werk, so wählt er mit Benutzung sachverständigen Rates das, welches für seine besonderen Zwecke am passendsten ist. Nicht anders verhält es sich mit einem Wörterbuche der deutschen Rechtschreibung, bei dem außer der Schreibung der einzelnen Wörter noch mancherlei Dinge in Betracht kommen, die hereingezogen oder weggelassen, kürzer oder ausführlicher behandelt, auf diese oder auf eine andere Weise verstanden oder Kargesten, werden können. Über eins darf der Käufer der angedeuteten Recht- schreibbücher beruhigt sein: hinsichtlich der Schreibweisen herrscht bei ihnen — abgesehen vielleicht von einigen mund artlichen oder fremdsprachigen Wörtern — Übereinstimmung. Ein wesentlicher Unterschied besteht nur darin, daß Sarrazins »Einheitsschreibung« (wie der Buchdrucker-Duden) für jede Wortform nur eine Schreibweise bietet, während die anderen (wie der »Große Duden« und das Wörterbuch des Unter zeichneten) auch angeben, in welchen Fällen die amtlichen Regeln mehrfache Schreibungen zulassen. Darüber will nicht nur der Lehrer Ausschluß haben, sondern auch jeder, der in die Lage kommen kann, beurteilen zu müssen, ob eine vor liegende Schreibweise richtig oder falsch ist. Ludwigsburg. Erbe, Rektor. Matthäus Merlans Frankfurter Zeit. Von I. Ä. Eckardt. (Vgl. 1908, Nr. 31 d. Bl.) Vor einem Jahre konnte ich hier in ausführlicher Weise auf die wertvolle Arbeit des Herrn Professors Daniel Burckhardt- Werthemann-Bafel »Matthaeus Merians Jugendjahre (1593 1625)*) Hinweisen. Im diesjährigen Jahresbericht des Basler Kunstvereins**) ist von demselben Verfasser eine Fortsetzung des Artikels, betitelt: »Matthäus Merians Frankfurter Aufenthalt 1626—1650« erschienen. Bringt die Arbeit selbstredend auch keine erschöpfende Darstellung des Lebens- und Entwickelungsganges des Meisters, so bietet sie uns doch in ihren beiden letzten Teilen das beste, vollkommenste und sachgemäßste Lebensbild, das wir bis jetzt von dem alten wohlbekannten und geschätzten Berufs genossen besitzen. Wer sich fernerhin mit Merian beschäftigt, wird an dieser Arbeit nicht achtlos Vorbeigehen können. 25 Jahre hat Merian in Frankfurt gelebt, und in dieser Zeit sind die mannigfachen großen Arbeiten entstanden, die seinen Namen vorzugsweise bekannt gemacht haben und auch heute noch volkstümlich machen. Der Künstler tritt aber in diesem Zeitraum hinter dem Geschäftsmann zurück, und mit scharfen Strichen zeichnet uns Burckhardt den Verfall, den das künstlerische Empfinden des Meisters nahm. Es ist sehr zu bedauern, daß der Künstler nicht das gehalten *) Basler Kunstverein, Berichterstattung über das Jahr 1906. **) Basler Kunstverein, Berichterstattung über das Jahr 1907. hat, was er in Basel versprach. Die Zeichnungen und Radie- rungen aus der Baseler Zeit, vor allem aus der letzten Zeit des Aufenthaltes in seiner Vaterstadt, ließen ihn befähigt erscheinen, ! den großen holländischen Meistern ebenbürtig zu werden; die Proben, welche im ersten und zweiten Aufsatz aus dieser Zeit mitgeteilt werden, lassen es aufs tiefste bedauern, daß Merian! später so ganz und gar handwerksmäßig arbeitete und später unter I seinem Namen recht mäßige Arbeiten von Schülern in die Welt I hinaussandte. Mit seiner Übersiedlung nach Frankfurt a. M. trat Merian I die Spitze eines großen Kunstverlages, und mannigfache Sorgen werden ihm in dieser in jeder Beziehung trüben und schweren Zeit nicht erspart worden sein, lag doch Handel und I Wandel infolge des Krieges allerorten darnieder; durch verwüstete! Gegenden und abgebrannte Ortschaften wird Merian seinen Weg! von Basel nach Frankfurt genommen haben. Trotzdem hat er! den Mut und die Zuversicht nicht verloren, und in der am I 1. April 1625 niedergeschriebenen Vorrede zu feiner Bilderfolge der fünf Bücher Mose spricht sich ein kräftiges Selbstbewußtsein aus, das auf klingenden Erfolg für seine künstlerische Tätigkeit I hofft. Er stellt in der Vorrede Betrachtungen über die dürftige! Zeitlage an: »da die löblichen Künste sampt denen Studien todt- kranck liegen«; da im gegenwärtigen Augenblick eine »neue Bar schieden von kiits,Ii8 p6riocku8 der Völkerwanderungszeiten. Von I einer köstlichen Naivetät ist dann die Wendung, wie sich Merian »von Gott mit Künsten vor Andren begabt«, als eine Art von Gideon fühlt, der eine neue Ara — ihren Morgenglanz schaut er schon mit seinem geistigen Auge — herbeiführen wird; er! sieht auch bereits ein kräftiges Mäcenatentum erstehen, dessen verständnisvollen Werken »sich alle Verächter ducken jene fürstlichen Geizwänste verschwinden müssen, deren einst nicht mehr gedacht werden wird oder doch nur wie des Pontius I Pilatus im Credo, dem christlichen Glaubensbekenntnis«. Im Anschluß an diese mitgeteilten Proben aus der Vorrede I Merians weiß Burckhardt denn auch, daß Merian so laut, man möchte fast sagen »brutal- seinem Selbstbewußtsein in der Folge kaum jemals wieder Ausdruck verliehen hat. »Im rein materiellen Sinn haben ihn seine optimistischen Zukunftshoffnungen nicht ganz getäuscht; er hat aber einsehen gelernt, daß er seine Erfolge I nicht allein seiner künstlerischen Kraft, sondern noch mehr seiner! fast genialen Geschäftsgewandtheit zu danken habe. Die Vorreden zu seinen späteren Werken hat er deshalb auch auf einen merklich bescheideneren Ton gestimmt.« Geschäftlichen Erfolg hat Merian, das möge hier gleich her vorgehoben werden, trotz der sehr schweren Zeiten, in großem Maße I gehabt; das Geschäft hat sich ungemein entwickelt; bald war es! ihm möglich, gleichzeitig drei große Kupferwerke aus seiner! Werkstatt hervorgehen zu lassen. Allerdings hat er sich I auch als ein Geschäftsgenie ersten Ranges gezeigt und I stets verstanden, den Zeitbedürfnissen Rechnung zu tragen.! Interessieren wird es, zu vernehmen, daß manche! seiner Unternehmungen bereits in einzelnen Lieferungen er schienen, um den Bezug zu erleichtern. Daß er der Sitte der! Zeit gemäß die Werke schon Gönnern widmete, bedarf keiner! Erwähnung; aber auch den einzelnen Lieferungen eines Werkes! druckte er Dedikationen voran, um sich so möglichst viele ein flußreiche Leute geneigt zu machen. Immerhin muß man seinen! Wagemut bewundern, daß er in den schweren Zeiten des Dreißig jährigen Krieges so umfangreiche kostbare Werke, wie das lüeatrum I und die lopoxrapdie in Angriff nehmen konnte und nie die I Hoffnung auf die Rückkehr besserer Zeiten schwinden ließ. Gerade I in der Zeit nach 1635 lagen die Verhältnisse in Frankfurt, das! bis dahin von der Unbill des Krieges ziemlich verschont geblieben I war, nichts weniger als günstig. »Der besseren Zukunft weiht er! seine Tage« — könnte man ihm als Motto in den Mund legen,! denn gerade in jenen Tagen, als in Frankfurt Hunger und I Pestilenz herrschten, als der Handel überall stockte, die Messen ver ödet waren, ließ Merian sein 1'bss.trum in großer Auflage Her stellen und schloß Verträge mit auswärtigen Landschaftszeichnern! und Literaten ab zur Schaffung seiner Topographien. Daß er! dies wagen konnte in jenen Zeiten, wo das Geld so rar war,! bezeugt, daß der Künstler bis dahin ein ausgezeichnetes Geschäft! gemacht haben muß, da er in jenen Zeiten wohl schwerlich mit!
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