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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1909
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- Deutsch
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2284 Börseirblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 43. 22. Februar 1909. Hier können natürlich nur neue Bände in Betracht kommen, die unter des älteren Merian Leitung enstanden sind, die Bände der Topographien, die die Schweiz, Schwaben, das Elsaß, Bayern, die Pfalz am Rhein, Mainz, Trier, Cöln, Hessen, Westfalen und Franken behandeln. Als treuer Mitarbeiter stand ihm sein Sohn Kaspar zur Seite, der auch die Ausgaben der späteren Bände besorgt hat. Es ist hier nicht der Ort, näher auf das Werk einzugehen und seinen Wert zu prüfen. Unbestritten ist jedenfalls, daß die Topographie den Namen Merians am volkstümlichsten gemacht hat, und mit vollem Recht. Wer hätte nicht den eigenartigen Reiz empfunden, der im Beschauen und Durchblättern der Bände liegt mit ihrer Verherrlichung der deutschen mittelalter lichen Architektur! Schreiber dieses gedenkt mit Vergnügen der Zeit, wo er noch unbefangen als Knabe die ersten ihm zu Ge sicht gekommenen Bände durchblättern konnte, und wie ihm dann ein Artikel im Daheim die erste Anregung gab, sich weiter mit dem alten Meister und seinen Topographien zu befassen. Just ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit er damals die erste kleine Skizze über den Gegenstand veröffentlichte, ein Werkchen, reich an Mängeln und Fehlern, in jugendlicher Be geisterung geschrieben. Heute würde er kritischer zu Werke gehen und nicht so unbefangen alles loben und preisen; aber von seiner Schwärmerei für das Werk ist er nicht abgekommen, und ebensowenig ist die Bewunderung für den Mann gedämpft worden, der in einer so unsagbaren schweren und unsicheren Zeit ein solches Werk ins Leben rief und ausführte. Erstaunlich bleibt dabei ferner, daß das Werk guten Absatz fand, so guten Absatz, daß von verschiedenen Bänden Neuauflagen veranstaltet werden mußten. Burckhardt teilt die Kupfer zu den Topographien — wohl gemerkt immer nur zu den neun ersten Bänden — in 4 Gruppen; eine ganz glückliche Anordnung, obwohl auch dabei leicht Jrr- tümer unterlaufen können. Die erste Gruppe enthält Stiche Merians aus früherer Zeit, die in der Topographie verwendet sind; sie unterscheiden sich durch ihre sorgfältige Ausführung, durch die malerische Behand lung der Landschaft vorteilhaft von den übrigen Blättern. Hierzu zählen die vielen Blätter, die Merian als Jüngling auf seinen Wanderfahrten ausgenommen, aber auch die Blätter, die anderen Werken seines Verlages entnommen sind, z. B. der Archontologie und dem Theatrum. Die zweite Abteilung bilden Stiche nach Entwürfen von fremder Hand, von Vorlagen, die ihm überwiesen wurden. Auch diese Blätter tragen vielfach charakteristische Eigenschaften Merians Erst mit dem Alter und infolge der Uberbürdung mit Arbeit macht sich auch hier eine recht oberflächliche Manier bemerkbar. Vielfach sind die Zeichner, die die Originale geliefert haben, genannt; sehr häufig, besonders bei den späteren Bänden, aber nicht, und durch Zufall findet sich dann oft der Name des ursprün glichen Zeichners, wie es vor kurzem bei den Dilichschen Zeich nungen von kursächsischen und meißnischen Ortschaften geschah, die Kaspar Merian zum Teil als Vorlagen bei den Abbildungen der Topographie von Obersachsen benutzt hat. Bei einer gründlichen Beschäftigung mit den einzelnen Bänden der Topographien dürften sich manche weiteren Quellen Nachweisen lassen. Einen kleinen Irrtum Burckhards möchte ich hier noch richtig stellen. Er bemängelt, daß Merian bei dem bekannten Prospekt des Heidelberger Schlosses in der Topographie nicht bemerkt hat, daß das Bild nach einem Gemälde von Jacques Fouquieres an gefertigt sei, und schreibt, »daß man nur durch einen Zufall den wahren Verfertiger des Bildes erfahren hätte«. Nun liegen den Heidelberger Ansichten in der Topographie Aufnahmen zugrunde, die Merian während seines längeren und wiederholten Aufenthalts in Heidelberg angefertigt hat. Die bedeutendste Publikation dieser Zeit dürfte der üortu8 ?a1krtinu8 eto. von Salomon de Caus sein, der 1620 bei Theod. de Bry erschien. Für dieses Werk hat Merian die Stiche geliefert, und bei der bekannten großen Ansicht des Gartens in diesem Werke findet sich deutlich die Bezeichnung: Focquier als Meister angeführt. Die nach dem Merianschen Bilde angefertigten Hollarfchen Stiche tragen dagegen allerdings keine weiteren Bezeichnungen. Burckhardts Vermutung, daß die aus der Vogelperspektive verdanken und von Merian nachgedruckt oder umgezeichnet seie... dürfte mit einem gewissen Vorbehalt zuzustimmen sein, obwohl ich glaube, daß man auch hier Ausnahmen von der allgemeinen Regel gelten lassen müßte. In die dritte Abteilung ordnet er die Stiche von fremder Hand nach eigenhändigen Entwürfen und führt vor, wie sich ein Bild im Skizzenbuch des Meisters und wie es sich als Stich in der Topographie zeigt. Die vierte Kategorie bilden Stiche von fremder Hand nach fremden Entwürfen, die sich allerdings in den ersten Bänden der Topographien nur ganz vereinzelt finden. Zum Schluß seiner Arbeit bringt Burckhardt dann die be kannten Nachrichten über Merians letzte Lebensjahre, über seine zweite Vermählung, die Familienzwistigkeiten, die ihm die letzten Jahre verbitterten, über sein Hinscheiden in Schwalbach am 19. Juni 1650. Zum Schluß noch ein Wort über den Schrifsteller Merian. Er war ein gebildeter, ja gelehrter Mann, der an allen in seinem Verlage erschienenen Schriften tätigen Anteil nahm; er pflegte seine Bücher nicht nur mit langen Vorreden zu begleiten, sondern nahm mitunter selbst die Feder zur Hand, um, namentlich für die Topographien, größere Textabschnitte zu verfassen, die sich durch kräftige, bilderreiche Sprache auszeichnen. Das letzte Mal ergriff er das Wort in einer Vorrede zu der 1649 herausgegebenen Ausgabe des Basler Totentanzes. Als Jüngling hatte er 1615 die Kupferstiche dazu angefertigt, gegen Schluß seines Lebens erschien das Werk in seinem Verlage und gab ihm Anlaß, in der Vorrede von seinen Freunden und Gönnern Kein großer Künstler wie sein Landsmann Holbein wurde am 22. Juni 1650 auf dem nun bald ganz verschwundenen St. Peterskirchhofe in Frankfurt a. M. zur Ruhe gebettet, aber ein tüchtiger Mann, der ein arbeitsreiches Leben hinter sich hatte, das von Erfolg reich gekrönt war. Sein künstlerisches Schaffen sichert Dem verdienstvollen Forscher und Kunstkenner, dem wir so viele neue Züge aus dem Leben des Meisters verdanken, gebührt der wärmste Dank aller, die sich für Merian und seine Werke interessieren. Hoffen wir, daß die Abhandlungen einst in Buch form zusammengefaßt allen zugänglich gemacht werden! Kleine Mitteilungen. .^«nstgewerbe. Ausstellung von Geschmacksverirrungen — Der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung« wird aus Stuttgart geschrieben: Eine Schöpfung ganz neuer und ganz besonderer Art beher bergt seit kurzem das Königliche Landesgewerbemuseum in Stuttgart. Der Direktor des Museums, Professor Di-. Pazaurek, hat dort in einem ziemlich entlegenen und — damit kein Unheil und keine Verwirrung angerichtet wird — von den kunstgewerb lichen Vorbildern ganz abgesonderten Raum eine Abteilung kunst gewerblicher Geschmacksverirrungen eingerichtet. Die Absicht, die ihm dabei vorschwebte, ist ziemlich klar. Wenn es bisher in unseren Kunstgewerbemuseen ausschließliche Praxis war, durch Vorführung vorbildlicher Leistungen auf den Ge schmack und das Unterscheidungsvermögen des Publikums einzu wirken, so ist es zweifellos ein ebenso berechtigtes und wirksames pädagogisches Verfahren, durch Vorführung von abschreckenden Beispielen oder, wie der mildere terminus tsebnieug lautet, von »Gegenbeispielen« zu zeigen, wie man es nicht machen soll. Die neu geschaffene Abteilung der Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe ist in drei große Gruppen eingeteilt: Vergehen in Be ziehung auf das Material, Vergehen gegen die Konstruktion, Ver gehen gegen die Dekoration. Die Materialsünden erstrecken sich zunächst auf schlechtes oder wunderliches Material; hierher gehören u. a. auch die — wie es Pazaurek nennt— >Materialpimpeleien<., wie sie uns etwa in den Arbeiten aus Zigarrenbauchbinden oder den gelben Zigarrenbändchen entgegentreten, oder schlechter Kom binationen von zwei nicht zusammenpassenden Materialien oder Materialienbegriffen, unter denen wieder die Grenz verschiebungen zwischen den Materialien von besonderem Interesse sind. Gemeint sind hier alle Objekte, die im Geist eines anderen Materials gearbeitet sind, also Keramik, die in
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