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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1909
- Strukturtyp
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- 1909-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1909
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- Deutsch
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^ 43, 22. Februar 1909. Nichtamtlicher Teil. Bürsenblxtt t d. Dtlchn-Buchhand-l. 2283 dem bewundernswerten figürlichen und ornamentalen Schmuck versahen. — Hoffen wir. daß die Menschheit aufs neue jene Einkehr und stille Sammlung wiederfinden möge, die unerläßlich ist. um eine solche Ausübung der Kunst herbei zuführen. Verheißungsvolle Anfänge sind gemacht, schöne Erfolge nach dieser Richtung hin lassen auch die Arbeiten erkennen, die aus den obengenannten drei Schulen hervorgegangen und jetzt in den unteren Räumen des Deutschen Buch gewerbehauses in Leipzig zu sehen sind. Nicht bloß im Zierat und im Schmuck des Buches tritt das Ziel, das Zweckmäßige mit dem Schönen zu verbinden, klar zutage, sondern auch in den Akzidenz- und selbst in den Werkdrucken macht sich das gleiche Streben geltend. Ihrem Charakter entsprechend zeigt die Buchdrucker-Fachschule in München ausschließlich Schriftsatz- und Druckproben. Wesentlich mannigfaltiger erscheint dagegen das Gesamtbild der Arbeiten, die aus der K. K. Lehr- und Versuchsanstalt in Wien hervorgegangen sind, da sie außer dem Buchdruck und der Buchausstattung auch die lithographischen und photo mechanischen Techniken berücksichtigen. Besonders vielseitig er scheinen jedoch die in der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig ausgeführten Arbeiten, die außer den bereits erwähnten buchgewerblichen und graphischen Techniken auch interessante Kollektionen von Buchbindereiwerken, darunter auch Vorsatz- und Buntpapiere, ferner Stempelschnitte und Prägcdrucke. Holzschnitte. Stein- zeichuungen und Radierungen, sowie Entwürfe für Plakats, aus geführte Plakate, Etiketten. Geschästsmarten rc. bieten. Außer den Erzeugnissen der verschiedenen Arten der photomechanischen Techniken finden sich hier auch wohlgelungene photographische Original-Aufnahmen, so daß keine Übung in irgend einer Technik des weitverzweigten Gebietes der graphischen Kunst und des Buchgewerbes außer acht gelassen worden ist. Daß die Leipziger Anstalt, als jüngste Schule der Buchkunst, so zielbewußte und schnelle Fortschritte in ihrer Entwicklung zu verzeichnen hat. läßt für ihre Zukunft das Beste erwarten. Ernst Kiesling. Matthäus Merians Frankfurter Zeit. Von I. L>. Eckardt. iVgl. 1908, Nr. 3t d. Vl.s (Schluß zu Nr. 41 d. Bl.) Dem 1638 erschienenen Sidneyschen Schäferroman »Arkadia«, der mit 20 blattgroßen Kupfern geschmückt ist, widmet Burckhardt einige Worte. Das Titelblatt dieses Werkes schmückt, allerdings in etwas veränderter Form — statt Sidneys Porträt zeigt es das von Merian — den Aufsatz im Bericht des Kunstvereins. Als eine Art Fortsetzung der Gottfriedschen Chronik erschien von 1635 an das Ureatruin Luroxaeuw, das bis 1738, also über ein Jahrhundert lang erschien und eine Fundgrube für den Kulturhistoriker bietet. Es soll hier nicht der Wert dieser Quelle für den Historiker erörtert werden; es ist manches kritiklos zu sammengetragen, aber immerhin findet sich doch auch unter viel Spreu ab und zu ein gutes Korn. Dasselbe mag von den Ab bildungen gelten, von denen Merian selbst wohl nur sehr wenige angefertigt hat; vielfach sind alte Kupferplatten, besonders bei den Porträts, verwandt, die an allen möglichen Orten und aus allen möglichen Werkstätten erworben sind. Die Schlach en- bilder, die sich meistens auf geometrische Wiedergaben der taktischen Formationen beschränkten — nur ganz vereinzelt finden sich typische Schlachtenbilder in alter Form —, sind augenscheinlich ursprünglich als Flugblätter angefertigt und dann später für das llllwatrum verwandt worden. Unter den Städteansichten sind Meisterstücke, die im höchsten Grade malerisch wirken und an Merians beste Arbeiten erinnern. Auch manche geschichtlichen Darstellungen verdienen die größte Beachtung, und besonders die Bilder vom Kriegszug Gustav Adolfs nach Süddeutschland werden stets als lebensvolle Bilder aus der schweren Zeit geschätzt werden. Später hat er an seinen Söhnen treue Helfer bei diesem und seinem zweiten Hauptwerk gehabt, und von der Hand Matthaeus' d. I. und Kaspars findet sich in den späteren Bänden manches schöne Porträt und manche vortreffliche Landschaft. Alle Werke, die aus des Meisters Frankfurter Werkstatt her vorgingen, können hier nicht erwähnt werden; vieles ist sehr minderwertig, Dutzend- oder Fabrikware. Wenn diese Werke trotz dem jetzt verhältnismäßig teuer bezahlt werden, so haben sie es der Volkstümlichkeit Merians zu verdanken; die Bezeichnung »mit Merianschen Kupfern« lockt stets. Diese Volkstümlichkeit hat aber der Künstler in erster Linie seiner bekannten Topographie zu ver danken, und dieser möge das Schlußwort gewidmet sein. Den Topographien voraus ging eiu gleichfalls von Abel- Gottfriedt 1638 herausgegebenes Werk: »^.rollonloloAis, 6o8mioa«, das in erster Linie bestimmt war, Stimmung für die Ausgabe der Topographien zu machen. Die Stiche, die diesem Werke bei gegeben sind, stammen zum Teil aus Merians Frühzeit und ge hören mit zu dem Schönsten, was er geschaffen hat; man merkt es den Blättern an, daß sie nicht hastig angefertigt worden sind, sondern zu einer Zeit entstanden, wo Merian noch Künstler und nicht der gehetzte Geschäftsmann war. Den Städteansichten liegen vielfach auch eigene Zeichnungen des Künstlers zu gründe; für manche Lande war er natürlich auf fremde Vorbilder angewiesen, die er dann aber in sehr geschickter Weise umkomponiert hat. Langwierige und umständliche Vorarbeiten waren nötig, bis die ersten Bände der Topographien erscheinen konnten. Als Herausgeber wurde Martin Zeiller gewonnen, der zu damaliger Zeit als guter Kenner Deutschlands galt. Daß der Text recht mäßig ist, wird niemand bestreiten; aber bezüglich des Wertes der Ansichten in den Topographien kann ich Burckhardts Ansicht nicht ganz beipflichten. Er dämpft etwas zu sehr die Freude, die mancher an diesen malerischen Darstellungen unserer Städte hat, wenn er schreibt, daß das Werk Merians Verdienste eher ge schmälert als erhöht habe. Gewiß, Merian wird heute überschätzt, seinen Darstellungen wird vielfach zu große Bedeutung beigelegt, und vom kunsthistorischen Standpunkt betrachtet, ist Merian, wenig stens im Alter, überhaupt kein Künstler; ob er in den engen Schranken seiner Heimatstadt je einer geworden wäre, bleibe dahin gestellt. Aber ein lieber Freund ist er uns geworden, dem wir ein Bild unserer Heimat verdanken, wie es sich vor dem Kriege zeigte, der unser Land an den Abgrund bringen sollte. Und was er als Geschäftsmann schließlich auf die Ausstattung der Topo graphie verwandt hat, geht weit über den Rahmen dessen hinaus, was andere Werke ähnlicher Art in jener Zeit bringen. Richtig ist, daß die Topographie eine Ablagerungsstätte für viele alte Stiche des Meisters wurde, daß er vielen Ansichten Blätter aus seinen Skizzenbüchern zugrunde legte, daß er auch manche Blätter aus anderen Werken umgezeichnet hat und daß der alternde Meister eigene neue Aufnahmen nicht mehr gemacht haben wird. Die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bände der Topo graphien, die Frage nach dem Ursprung der Bilder harrt über haupt noch der Lösung; z. B. ist es sicher, daß manche Städte selbst Ansichten eingesandt und dabei oft zu ganz alten Plänen und Darstellungen gegriffen haben. Unbedingt auf die Richtigkeit der alten Städteansichten und die Darstellung alter Bauten darin darf man sich nicht verlassen, und es berührt seltsam, wenn der artige Ansichten als unanfechtbare Dokumente für das Aussehen eines Bauwerkes angesehen und große Erörterungen darüber ge schrieben werden. Nur Mauernreste, Grundrisse, Bauakten usw. können ein getreues Bild eines Baues geben, und da geschieht es dann manchmal, daß Bauten, die als der Phantasie des Zeich ners entsprungen bezeichnet wurden, sich als vollständig richtige Darstellungen erwiesen, während umgekehrt die Akten ein als einzig richtige Darstellung gepriesenes Blatt als völlig wertlos für die Baugeschichte erklären müssen. Immerhin bieten uns die Merianschen Ansichten ein ver hältnismäßig genaues Bild der Ortschaften, ein besseres jeden falls, als viele Ansichten in älteren Werken, vorausgesetzt, daß die Vorbilder, soweit es sich nicht um eigene Aufnahmen des Meisters 208*
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