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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1909
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- Deutsch
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2494 Börsenblatt s. d Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 47. 26. Februar 1909. einszeitschrift »Musikhandel und Musikpflege« ein Kollege und Freund den folgenden Nachruf: Ganz unerwartet kam die Nachricht, daß unser Kollege Franz Jost durch den Tod uns entrissen wurde, »einer von altem Schrot von unverwüstlichem Humor und Originalität, vor allem aber ein Mann von rastloser Schaffenskraft und Arbeitsfreudigkeit, ein Muster von Fleiß und Pflichttreue, dazu in seinem Fach von hervorragenden Kenntnissen, ein Sortimenter par oxesllenos, ein Kollege von seltener Eigenart, die es wert ist, an dieser Stelle gezeichnet und festgehalten zu werden. — Sein äußerer Lebensgang war der denkbar schlichteste; er gehörte zu den Menschen, die ans äußere Leben gar keine An sprüche stellen. Eines Bauern Sohn, geboren in Oschatz, im Buch- und Musikalienhandel gelernt in Meißen, Gehilfe in Nürn berg und Emden, kam er 1866 zu Fr. Hofmeister nach Leipzig und 1872 ebenda zu Fr. Kistner (Gurckhaus), dem er 16 Jahre gedient hat, in der Grimmaischen Straße wie im neugegründetcn Sortiment am Neumarkt, gedient mit voller Hingebung und un ermüdlicher Treue. Nachdem er drei Jahre assoziiert war mit Martin Sander unter der Firma Leuckarts Musiksortiment, gründete fleißigen Schaffens, die ihm ans Herz gewachsene Heimstätte seiner Arbeit. 18 Jahre hat er in ihr gewirkt mit stetig wachsendem Erfolg, aus bescheidenem Anfang das Geschäft zu blühender Höhe emporhebend durch die Unermüdlichkeit seines Strebens und sein musikbibliographisches Wissen, vornehmlich aber durch die Origina lität seiner Persönlichkeit. Sein joviales Wesen, seine herzige, ehrliche Freundlichkeit, sein nie versagender Humor zog mit geradezu magnetischer Kraft die musikstudierende Jugend wie die in der Kunst Ergrauten, ihre Großen und Meister zu ihm hin, so daß vielen ein halbes Stündchen bei Vater Jost zum Bedürfnis des Tages gehörte. Man darf wohl ohne Übertreibung sagen: es war wie ein Zauber, der von diesem reich begnadeten Gemüt bei all seiner Schlichtheit ausging, ein Sonnenschein, der immer er heiternd und erfrischend wirkte. Hunderte, die längst von Leipzig Abschied genommen, verstreut in der ganzen Welt, haben ihm Treue und Freundschaft bewahrt und haben bei ihrer Wiederkehr in ihre liebe Musikstadt nicht versäumt, Vater Jost wieder auf zusuchen, dessen unfehlbares Personengedächtnis sie trotz verän dertem Äußeren sofort mit Namen begrüßte. Es lag etwas Patriarchalisches in dem herzlichen Verkehr mit den jungen und alten Freunden seines Geschäfts. Und diese Art des geschäftlichen Verkehrs trug ihm eine Popularität ein in der musikalischen Welt, die ihresgleichen sucht. Erwarb ihm die praktische Arbeit als Geschäftsmann die An hänglichkeit und Liebe von Hunderten, so brachte ihm seine theoretische Arbeit als Verfasser von Friedlich Hofmeisters »Hand buch der musikalischen Literatur« die Wertschätzung feiner Kollegen, der Verleger und Sortimenter. Die Bearbeitung dieses musikalischen Katalogs, eines unentbehrlichen wissenschaftlichen Hilfsmittels, hat er in der dreifachen Ausführung des Monats-, Jahres- und Sechsjahresberichts ganz allein 40 Jahre hindurch bearbeitet unter Aufwendung eines erstaunlichen Riesenfleißes, unter Zuhilfenahme ungezählter langer Nächte und Morgen dämmerstunden. In seiner großen Bescheidenheit — Vater Jost hat niemals etwas aus sich gemacht — hat er von Anfang an strikte abgelehnt, daß sein Name und seine Verfasserschaft auf dem Titelblatt des Katalogs ausgeführt werde; gleichwohl hat diese Hauptarbeit seines Lebens seinen Ruf eines bedeutenden Kenners der gesamten Musikliteratur aller Länder hinausgetragen in die Welt. Er besaß einen Reichtum musikliterarischen Wissens, wie er wohl bei wenigen zu finden ist, er hat mit diesen emi nenten Kenntnissen dem gesamten Musikalienhandel unschätzbare Dienste geleistet, sich selbst aber mit dem großen Werke — ohne es zu wollen — einen Denkstein gesetzt rrers p6r6vniu8, dauernder als Erz. Seit 1^2 Jahren erst hat er diese von Jabr zu Jahr an Umfang enorm zunehmende Arbeit in jüngere Hände gelegt, nicht um untätig zu feiern,, wohl aber um sich feiner Familie und feinem Geschäft mit etwas weniger Hast widmen zu können. dem höchsten Arbeitgeber droben abgerufen — ohne vorbereitendes Krankenkager, er war nie krank im Leben, hat nie auch nur einen Tag krankheitshalber im Dienst gefehlt, wenngleich ein äußerst schmerzhaftes Magenleiden ihn durch den größten Teil seiner- irdischen Wanderschaft begleitete, Schmerzen, die er mit starker Energie im Kreise seiner Freunde zu bezwingen wußte. Wohl ist ihm ein ruhiger arbeitsloser Feierabend nicht beschieden worden, »in den Sielen« ist er gestorben — welch ein Glück für ihn! — denn ein untätiges Ruhen und Rasten hätte er nicht zu tragen vermocht! — und welch ein würdiger Abschluß eines Lebens, dessen ganzer Inhalt Mühe und Arbeit gewesen und das gerade darum so köstlich war — eine Segenssaat! Und wer da säet im Segen, der wird auch ernten im Segen! Er ist gestorben, aber er lebt in seinen Werken und in unser aller Gedächtnis. Er ruht im Frieden von seiner Arbeit, und seine Werke folgen ihm nach. geführt vom Sohn, der bereits elf Jahre mit ihm gemeinschaftlich gearbeitet hat. (Nach: »Musikhandel und Musikpflege«.) Sprechsaal. Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung und Buchhandel. <Vgl. Nr. 41 d. Bl.> II. Die Entgegnung der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung auf meinen Artikel in Nr. 41 des Börsenblatts bestätigt die von mir angeführten Tatsachen und ändert nichts an meiner Be hauptung, daß der genannte Büchervertrieb durch Private dem Buchhandel gegenüber als schädigend und gefahrvoll bezeichnet werden muß. Nicht um einen einzelnen Fall handelt es sich, denn die Büchervertriebsangebote werden allen Ortsgruppenvorstehern und solchen, die es werden wollen, zugesandt; und es ist an zunehmen, daß auch andere Kollegen, ohne es bis heute zu wissen, geschädigt worden sind. Selbst wenn die Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung heute noch eine allgemeine Schädigung des Sortimentsbuchhandels nicht als vorliegend erkennen will, so wird sie mindestens zugeben müssen, daß eine solche bei weiterer Ausdehnung der Ortsgruppen eintreten kann. Ich bin jedenfalls zu der Erkenntnis gekommen, daß ich wesentlich geschädigt worden bin; hat doch, soweit ich habe feststellen können, sogar die hiesige städtische Volksbibliothek durch Vermittlung des Schülers Bücher bezogen. Wenn die Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung den Absatz ihrer Bücher zu beleben sucht, darf sie es nicht auf Kosten des Buchhandels tun, der, wie sie selbst zugibt, wenigstens heute noch der Haupt abnehmer ihrer Bücher ist. Nicht die Ortsgruppe hat in Jauer zur ersten Verbreitung und Bekanntwerdung der Bücher der Deutschen Dichter-Gedächtnis- Stiftung beigetragen, sondern der Buchhändler, da die Orts gruppe erst viel später gegründet worden ist und wahrscheinlich nie gegründet worden wäre, wenn die Sck'üler die Bücher nicht vorher in der Buchhandlung kennen gelernt hätten. Bezüglich des Rabattangebots von 10 Prozent meine ich, daß eine Verletzung der Verkaufsbestimmungen vorliegt; denn jedes öffentliche Angebot von Rabatt in ziffernmäßiger und un bestimmter Fassung ist unzulässig. Ein eifriger Geschäftsführer kann sich durch den Vertrieb einen immerhin lohnenden Neben verdienst verschaffen, um so mehr, als er die 10 Prozent nicht nur von Bücherbezügen, wie ich erst annahm, sondern sogar auch vou den Vereinsbeiträgen, die mindestens 2 pro Jabr be tragen, in Abzug bringen kann. Die Unkosten an Portoauslagen fallen nicht wesentlich in die Wagschale, da die Zusendungen seitens des Verlags franko erfolgen; Briefumschläge aber werden, soweit mir bekannt ist, auch vom Verlage geliefert. Was in dieser Angelegenheit aber noch besonders zu ver urteilen ist, ist meiner Meinung nach der Umstand, daß die Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung Privatgeschäfte überhaupt mit Schülern macht. Es wäre mir angenehm, wenn auch einige Herren Kollegen sich zu dieser Sache äußern würden. Jauer, den 23. Februar 1909. Otto Scholtz, i. Fa. Hellmannsche Buchhandlung.
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