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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-02-15
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Reichen die Mittel, so wird man häufig gut tun. eine ganze Sammlung zu kaufen und das Nichlbegehrte wieder abzu stoßen. Der verstorbene Alexander Meyer Cohn, sowie ein bekannter Beethovenforscher in Bonn und wenn ich nicht irre, auch der Begründer der Göritz-Lübeck- stiftung verdanken reiche Schätze solchem schnellen Zugreisen. Das find so kleine Mittel, neben denen natürlich das Studium der Antiquar- und Auktionskataloge nicht ver säumt werden darf. Das Beste tut der durch den Besitz wachsende Mut und die täglich sich erweiternden Kenntnisse. Welcher Kenntnisse bedarf der Büchersammler? Ich sehe hier ab von den Kenntnissen, die jeder Gebildete hat oder haben sollte. Also Sprachkenntnisse, Kenntnisse der Geschichte, der Literaturen. Ich will nur sprechen von den Spezialkenntnissen, die ein Bibliophile haben mutz. Da ist vor allem notwendig zu wissen, wie man Bücher behandeln muß. wie man Schädlichkeiten von ihnen abhalten kann. Bücher sollen nicht in zu warmen Zimmern; sie sollen aber auch nicht in zu kalten Räumen gehallen werden, niemals aber in feuchten, dumpfigen. Beides ist schädlich für die Erhaltung des Einbandes und des Papiers. Namentlich die jetzt so beliebten verschiedenen Arten der Zentralheizung find vorsichtig zu prüfen, wie sie auf Bücher wirken. Trockene Hitze ist ihnen unbedingt schädlich. Dann hat das Buch noch andere Feinde, namentlich Insekten, vor denen es ge schützt werden mutz. Der Engländer Blades hat ein sehr instruktives Buch über diese Feinde und wie man seine Lieb linge vor ihnen schützen kann unter dem Titel: »Lvswies ot boolrsr geschrieben, das auch Abbildungen enthält und auf das hier verwiesen sei. Dann der Einband. Der Bibliophile soll beurteilen können, wie ein Einband beschaffen sein muß. wenn er tadel- frei genannt werden will. Er muß also wissen, wie ein solcher Einband hergestellt wird, er muß sich mit der Technik des Buchbindens und mit ihrer Geschichte bekannt machen. Er muß die verschiedenen Lederarten unterscheiden lernen, was bei dem heutigen Stande der Technik und ihrem Bestreben, minderwertige Leder durch die Bearbeitung als bessere Sorten erscheinen zu lassen, nicht immer leicht ist. Er muß auch Leder von Surrogaten, die heute sehr geschickt hergestellt werden, unterscheiden können. Auch die Kenntnis der Leinwand, der Pappe, des Vorsatzpapiers, der Hand- und Maschinenvergoldung muß von ihm verlangt werden. Er muß gute alte Einbände studieren und seinen Geschmack selbst bilden, um seinem Buchbinder Anleitung geben zu können und nicht von ihm abhängig zu sein. Der Geschichte des Papiers wird er Aufmerksamkeit zu wenden müssen. Er muß Hand (Bütten) - Papier von Maschinenpapier unterscheiden; gut ist es. wenn er vertraut ist mit der Papierprüfung, die durch Anwendung von Chemikalien den Gehalt des Papiers an Holzstoff feststellt. Freilich gibt eine solche Prüfung nur einen Anhalt; eine genaue Prüfung wird ein Laie nie vornehmen können. Daß der Bibliophile vertraut sein muß mit der Ver zeichnung der Bücher, mit der Aufbewahrung der Zettel, mit der Benutzung der bibliographischen Hilfsmittel, ist selbst verständlich, ebenso daß er eine Kenntnis hat der Bezugs quellen. d h. der bedeutenderen Antiquare, und daß er ver suchen muß. eine möglichst große Kenntnis der Marktpreise zu erlangen. Das sind so die allgemeinen Kenntnisse, die man von jedem Bücherliebhaber verlangen muß. Was er an beson deren haben muß. wird davon abhängen, welchem Sammel gebiet er sich zuwendet. Will er alte Drucke, namentlich Wiegendrucke (Inkunabeln. Drucke aus dem ersten Jahrhundert der Druckkunst) sammeln, so ist eine genaue Kenntnis der Geschichte der Druckkunst unerläßlich. Diese. Geschichte ist heute nicht mehr so leicht zu übersehen und ihre Ergebnisse zu kennen, wie dies vor 40, 50 Jahren war >pder wenigstens zu sein schien. In meiner Jugend war das tisportorium dibliogropdioum von Hain und nebenbei noch Panzer, L.vv»Iss t^poxr»pbiei und die deutschen Annalen das L und das 0 der Jnku- nabelkunde. Wer mit diesen Hilfsmitteln arbeiten konnte, war geborgen. Wie Hot sich dies geändert und diese Kunde sich erweitert! Wie haben sich viele Angaben Hains als irrig oder verbesserungsbedürftig herausgestellt nach den Arbeiten Proctors, der Madame Pellechet. Burgers. Schwenkes und so vieler anderer? Während man z. B. früher die erste gedruckte Bibel, die sog. Mazarinbibel als eine Einheit betrachtete, haben die Forschungen ergeben, daß die verschiedenen Exemplare dieser Bibel, die man kennt, vielsache Abweichungen zeigen, daß man es also mit Ab zügen von verschiedenem Sotz zu tun hat, und hat aus dieser Tatsache für die Buchdruckerkunst bedeutsame Schlüsse ge zogen. Ebenso sind alle srüheren Ansichten über die ersten Erzeugnisse der Buchdruckerkunst umgestoßen oder erschüttert worden. Also derjenige, der sich heute mit dem Sammeln von Frühdrucken beschäftigen will, bedarf eines gründlichen Studiums und eines sicheren Auges, das nur durch die Betrachtung recht vieler Inkunabeln erworben wird. Damit wird der Bücherliebhaber nicht ausreichen. Viele I der alten Drucke sind mit ausgemalten und mit Gold ge höhten Initialen, andere mit Holzschnitten geschmückt, sie zu ! schätzen, zu verstehen, bedarf es einer Kenntnis der Kunst der Epoche. Er wird die Pleydenwursf. die Dürer und die andern Künstler der Zeit studieren müssen, er wird lernen müssen, wie ein Holzschnitt aussehen muß, wenn er den I Ansprüchen eines Liebhabers genügen soll. Von der allgemeinen Kenntnis des Buchbindens habe I ich schon gesprochen. Hier wird sie nicht ausreichen. I er wird tiefer in die Geschichte der Buchbindekunst ein-1 dringen müssen. Er wird die schweren eichenen Holzdeckel I studieren müssen, mit Schweinsleder überzogen, mit Schließen I zum Zusammenhalten, ja mit Ketten zum Anschließen an diel Lesepulte, um Diebstähle zu verhüten. Er wird lernen müssen. I wie der schwere Holzdeckel dem zierlichen Lederband wichst ein Verdienst des Aldus Mauritius, der mit seinem Vergil! von 1501 mit dem großen Foliosormat brach und statt der! Holzdeckel einfaches Leder zum Einband verwandte. Ich kann den Gegenstand hier nicht erschöpfen und! nicht alles aufzählen, was der Bibliophile für ein bestimmtes! Sammelgebict wissen muß. ich wollte nur Beispiele geben! und wende mich zu der Besprechung der einzelnen Objekte! des Sammelns, wobei ich vielleicht Gelegenheit finde, noch! einzelnes hinzuzufügen. Daß jemand Bücher im allgemeinen sammelt, wird selten! Vorkommen, aber auch dies ist der Fall. Es gibt Liebhabers die Bücher aller Art sammeln, wahllos, gut und schlecht! selten und häufig, geschätzt oder nicht. Glücklicherweise sinh diese Sammler selten, und als ernsthafte Sammler kann man sie nicht ansprechen. Ihr Sammeln entbehrt des Zwecks gedankens und unterscheidet sich nur wenig von dem Sam-I meln des Raben, der glänzende Gegenstände in seist Nest trägt. Wer nur am Buch an sich eine Freude hat! ohne sich Rechenschaft von dem Zweck des Sammelns zrfi geben, gehört in die Reihe der Büchernarren, auf die wi» noch zu sprechen kommen. Freilich ist hier die Unter! scheidung oft schwer. Objekte des Sammelns können nun Bücher sein, ohn! Rücksicht auf ihren Inhalt. Man kann das Buch an siäfi sammeln im Hinblick auf die Geschichte des Buchs, auf di! Geschichte des Buchdrucks und zwar der allgemeinen ode! des Buchdrucks einzelner Länder. Ortschaften und Srädtq
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