300. 28. Dezember 1811. Künftig erscheinende Bücher. Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane A Wir versandten soeben folgenden Prospekt: Am 19. Januar, einen Tag nach dem Erscheinen des dritten Bandes von Tolstois Nachlaß in deutscher Sprache, wird, im Einvernehmen mit I. Ladyschmkow Verlag. G. m. b. L., Berlin, erscheinen: Chadschi Murat von Leo Tolstoi Ein Roman aus des Dichters Nachlaß Originaltext der autorisierten Llebertragung von August Scholz Pappband 1 M., in Leinen M. 1.25 Unter den Werken, welche nach dem Tode Tolstois in seinem poetischen Nachlaß gefunden wurden, ist der „Chadschi Murat" das umfangreichste und eines von größerer Bedeutung. Anscheinend in einer frühen Periode entstanden, vereinigt das Buch mit der Kraft dichterischer Diktion schon die Elemente jener religionsphilosophischen und sozialethischen Arbeit, deren Gesamtheit jetzt ein neues Evangelium ist. — An einem Novembertag 1851. in den Feldzügen Rußlands gegen die aufständischen Bergvölker Daghistans. die unter dem Muriden Schamyl kämpfen, meldet sich bei den Vorposten des russischen Lagers Chadschi Murat. Er ist im Leere Schamyls einer der tollkühnsten Anführer gewesen; jetzt in Blutrache und tiefstem Laß von ihm abgefallen, bietet er dem Zaren seine Lilfe zu dessen Vernichtung. Doch er verlangt, daß seine Familie, welche er hatte zurücklassen müssen, durch russisches Geld oder russische Waffen befreit würde. Die Russen aber, die ihn nicht anders denn als wichtigen Gefangenen betrachten, wollen und können nichts tun. Da bricht er aus, um die Seinen aus den Länden des Blutfeindes zu retten. Den ihm nachsetzenden Kosaken gelingt es. ihn nach erbittertster Gegenwehr zu töten. Reitende Boten tragen seinen abgeschlagenen Schädel zur Warnung durch die Grenzdörfer. — Llm dieses Leben init den ungestümen und unverwirrten Leidenschaften halbwilder Bergvölker und seinen jähen Sturz stellt Tolstoi mit kalter Bitterkeit das ganze russische Reich in seinem eigenartigen Widerspruch von Kraft und Zerfall S. Fischer » Verlag » Berlin