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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-28
- Erscheinungsdatum
- 28.12.1911
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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309, 28. Dezember IS11. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 16125 Nichtamtlicher Teil. Vortragsabende. Um das bereits in den Nrn. 2S0, 2Zt, 2ZS/7 und 239/41 behandelte Thema noch im alten Jahre wenigstens äußerlich zu einem gewissen Abschluß zu bringen, drucken wir in der vorliegenden Nummer die inzwischen noch einge gangenen Äußerungen aus Schriftstellerlreisen ab und geben in der daraussolgenden Nummer Herrn Friemar das Schlußwort. An dem Buchhandel ist es nunmehr, die Nutzanwendung aus den theoretischen Erörterungen zu ziehen und sie in Taten umzusetzen. Red. XXVIII. Da die Schriftsteller durch die Anregung des »Börsenblattes-, sich über Wert und Bedeutung von Vorlesungen ihrer Werke, über den Zweck und Erfolg solcher Veranstaltungen zu äußern, sowohl materiell, als geistig interessiert sind, möchte ich nicht zögern, die Frage zu beantworten und — prinzipiell wenigstens — zu be jahen. Daß das Publikum einen Autor und sein Werk umso besser und liebevoller kennen und würdigen lernt, wenn es den Eindruck seiner Persönlichkeit unmittelbar gewinnt, ist selbstver ständlich und in der menschlichen Natur begründet. Mag auch Neugierde hier, Eitelkeit dort mitspiclen, die Kraft und der Ge halt des lebendigen Menschen, der Aug in Aug seinen Leuten gegenübertritt, entscheiden auch im höchsten Sinne über ihn und seine Leistung. Diese unmittelbare Wirkung, ursprünglich im mündlichen Wesen der Dichtung begründet, herbeizuführen, ist ein umso wünschbareres Ziel, als die Poetische Form durch die papicrne Art der Mitteilung und Verbreitung in Büchern von solcher un mittelbaren rhapsodischen Wirkung mehr als billig abgedrängt wurde. Wenn es möglich ist, einen Dichter so zu seinem Publikum direkt sprechen zu lassen, bedeutet dies einen großen Dienst, der ihm, einen größeren, der dem Publikum erwiesen wird. Voraus gesetzt freilich, daß der Dichter als Vortragender sich richtig und bedeutend mit seinen Hörern in Beziehung zu bringen vermag und daß seine Werke wahrhaft eine solche Beziehung verdienen. Über die erste Bedingung wird man den Autor selbst ent scheiden lassen können. Schauspielerische Gaben und rhetorische Kunststücke braucht man nicht zu verlangen, die Persönlichkeit, ihre innewohnende Krast, Würde und Aufrichtigkeit allein werden je weils genügen, selbst einen minder glücklichen Vortrag durch die Tiefe der Empfindung, durch das einzige Verständnis der selbst schaffenden Mitteilung zu beseelen und wirksam zu machen. Wer sich zutraut, diese Wirkung hervorzubringen, wird sich ihrer unter fangen, wer dieses Vertrauen zu sich selbst nicht hat, wird sie ohnedies ablehnen. Ein einziger Mißerfolg aber schaltet, ohne der Sache wesentlich zu schaden, den Ungeeigneten von selbst aus. Schwieriger scheint mir die Entscheidung der zweiten Vor aussetzung. Nämlich, ob ein Autor und sein Werk einer solchen Vor stellung würdig seien. Diese Entscheidung beansprucht sowohl die größte Gerechtig keit und Urteilsfähigkeit, als auch eine bedeutende Idealität der Veranstalter solcher Vorträge. Wenn man kurzweg den materiellen Erfolg vor Augen hat, wird man sich freilich dafür entscheiden, jene Autoren sprechen zu lassen, deren Bücher die beliebtesten und gangbarsten sind. Dann wird aber nicht immer das Beste, ja meist gerade das Unwürdigste noch zu erhöhten Ehren kommen und an Stelle einer wünschens werten Verbreitung des Guten, die Förderung des Ungeschmackes erreicht werden. Zudem bedarf ein ohnedies marktgängiges Buch solcher Propaganda weniger und lohnt sie auch nicht. Hier wird eine Strenge und Urteilsfähigkeit am Platze sein, eine ästhetische und moralische Gewissenhaftigkeit der Veranstalter, eine Sicher heit des Geschmackes, die nicht nur bei den Buchhändlern, sondern auch bei der Kritik, bei den beruflichen Beurteilern von Werken der Dichtung selten genug sind. Börsenblatt stir den Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. Wollen die Sortimenter außer einem etwaigen pekuniären Vorteil einen wirklichen künstlerischen Gewinn, die Verbreitung guter Literatur, die Förderung echter Kunst und bedeutender Per sönlichkeiten erzielen, so werden sie wohl nicht aus eigenem entscheiden können und sollen, wer zu solchen Vorträgen heran zuziehen ist. Am geeignetsten möchte sich etwa eine Vereinigung der Buch händler zur Veranstaltung solcher Vorträge bilden. Diese Ver einigung hätte die Sorge um Saal, Vortragsbedingungen, Termin der Veranstaltungen und dergleichen, etwa die Rolle der Theater oder der Konzertagentur zu übernehmen. Die Wahl der Vor tragenden aber wäre am besten einen, sachverständigen Ausschüsse zuzuweisen, dem Vertreter der Sortimcutsbuchhündler, soweit sie sich ein besonderes Kunstverständnis selbst zutrauen oder im Ruse eines solchen stehen, ferner die namhaftesten Verleger und eine Reihe von sachverständigen Schriftstellern, Universitätslehrern usw. an- gchören müßten. Sache dieses Ausschusses wird es sein, ohne Engherzigkeit und beschränkte Modevorurteile das jeweils Bedeutende zu wählen und aus allen Richtungen und Bestrebungen das zu bestimmen, was einer unmittelbaren Vorstellung, einer reinen Wirkung auf das Publikum würdig erscheint. Ob eine solche, immerhin schwierige Organisation durchführbar ist, ohne Hemmungen und mit wün schenswerter Sicherheit ihre Aufgabe zu leisten vermöchte, kann ich nicht entscheiden. Käme sie zustande, so wäre ihr ideeller Nutzen sicher. Und da eine solche Organisation auch über alle Autorität verfügte, in jeder Stadt die angesehensten und würdigsten Ver treter fallweise oder ständig beiziehen könnte, wäre auch der mate rielle Gewinn, der Nutzen des einzelnen Buchhändlers, wie der Organisation und die dankbare Teilnahme des Publikums höchst wahrscheinlich. Ein gelungenes Beispiel solcher bester Wirkung auf die Masse bieten etwa die volkstümlichen Universitätskurse und Wandervor lesungen, wie sie in Wien und anderwärts mit größtem, dauern dem Erfolge veranstaltet worden sind, wie denn der rruivorsitz- oxteneiou-Bewegung ein Gegenstück der volkstümlichen Kunstsörde- rung durchaus zu wünschen wäre. Verwandte Ziele strebt auch der »Dürerbund- an, vielleicht ließe sich mit diesem ein Einver nehmen pflegen, zumal hier eine neue Organisation sich mit Vorteil an eine schon bestehende angliedern ließe. Wien. Otto Stoessl. XXIX. Ich bin der Ansicht, daß Vortragsabende, von buch händlerischer Seite eingeführt, sich von großem Nutzen für den Buchhandel erweisen könnten. Sowohl was Abende, die nur einen, höchstens zwei Autoren zur Sprache kommen lassen, anbelangt, wie auch solche, dis einen bestimmten Literaturzweig umfassen, den Humor, die Dorfgeschichte, die Ballade re., und die man sehr wohl mit 3 oder 4 Autoren besetzen könnte. Eine gleichzeitige Aufstellung oder Aus stellung der Werke der betr. Dichter im Vortragssaal halte ich für eine besonders gute Idee. Ich habe selbst verschiedentlich öffentlich gelesen. Häufig war der Einladung ein Wunsch beigefügt, der Ähnlichkeit mit dem bekannten »Bitte recht freundlich- verflossener Photographen hat, — der Wunsch um »etwas Heiteres«, der auch wohl dahin definiert wurde, daß das Leben ernst genug an sich sei und daß es sich bei der Vorlesung doch um eine Erholung für die Zuhörer handeln solle. — Sodann war dieser und jener der literarischen Vereine, die ich kennen lernte, ruchlos ausgedrllckt, Tanzverein, ein Verein, der seine Vortragsabende mit einem Tänzchen ab schloß. Natürlich erseufzte das junge Volk vom Beginn der Darbietungen an den Augenblick, wo diese aufhören würden. Das sind unwürdige Zustände. Ob man möglicherweise von 2087
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