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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-28
- Erscheinungsdatum
- 28.12.1911
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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16126 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 300, 28. Dezember 1S11. ihnen ausgehen könnte, indem man allmählich reformiert und auf diese Weise schließlich beim Reinliterarischen landet, das möchte ich sehr in Zweifel ziehen. — Um glatt über den Kostenpunkthinwegzukommen, dazu gehörtnach meinem Ermessen nichts als ein wenig Rührigkeit und merkliche Reklame. Immer wieder Reklame. Das Publikum kommt schon, wenn der Rufer nicht den Mund hält. Marthe Renate Fischer. XXX. Ich glaube, daß es kaum eine wirksamere Propaganda gibt, um die Aufmerksamkeit auf einen Autor zu lenken, als wenn er selbst aus seinen Werken liest oder über ihn ein Vortrag gehalten wird. Ich selber zwar habe mich von diesen Dingen immer ziemlich ferngehalten, weil ich auf dem Standpunkte stehe, daß ich meine Novellen lediglich für das lesende Auge und so gar nicht für das Ohr bestimmt habe. Aber hier und da habe ich doch einmal auswärts eine Aus nahme gemacht und habe vorgelesen. Da sind dann nicht nur die Voranzeigen von Wert, sondern anläßlich eines solchen Vortragsabends wird der Autor meistens in seinem gesamten Schaffen kritisch gewürdigt, und zwar an einer Stelle in den Zeitungen, wo sonst nur von den Dramatikern geredet wird, während die Buchbesprechung häufig in einen bescheidenen Winkel gedrückt wird, wo niemand sie findet und liest. Dieses »In das rechte Licht rücken ist natürlich von größtem Vorteil. Ich glaube, am besten geschieht es, wenn ein literarischer Verein sich des Dichters annimmt. Einen unbekannten Neuling kann man nur nebenher mit einführen. Gewinn hat in erster Linie meist nur der schon Bekanntere, der sich neue Anhänger wirbt. Wenn dabei die älteren Werke überall ausgelegt werden, dann fällt auch für die Herren Sortimenter der Stadt gewiß etwas dabei mit ab. Wo kein Literaturverein existiert, könnte es sich lohnen, wenn die Herren sich zusammcntun, die Pro paganda und Garantie übernehmen würden und sich ein Stammpublikum heranbildeten. Ich bin überzeugt, daß damit die besten Resultate für alle erzielt werden können, solange nicht vereinsmeierischer Dilettantismus sich breitzu machen sucht. Heinz Tovote. XXXI. . . . Ich selbst habe bis jetzt nur in literarischen Gesell schaften gelesen, nicht öffentlich; es machte mir zwar Ver gnügen, ich hatte aber doch ein peinliches Gefühl dabei, als ob ich in unvornehmer Art Reklame für mich selber machte. Aber das ist freilich nur ein sehr einseitiger Autorenstand punkt. Wenn Dichter sehr gut vorlesen (wie z. B. R. Dehmel und Georg Engel), so werben sie ja vielleicht viele neue Leser. Im ganzen habe ich aber gehört, daß der buchhändlerische Erfolg dieser Lescabende ein sehr viel geringerer ist, als man glauben sollte. Frau E. Heinroth (Klaus Rittland). XXXII. Meine Meinung geht dahin, daß der Erfolg solcher Vor lesungen von Schriftstellern und Dichtern in letzter Linie doch wohl immer ganz von dem betreffenden Autor, feinen lite rarischen Qualitäten und seiner rein persönlichen Wirkung auf das Auditorium abhängt. Ich kenne Fälle, wo sich ein Autor durch ein solches Austreten vor der Öffentlichkeit eher geschadet als genützt hat, weil er durch seine Erscheinung oder seinen Vortrag die Zuhörer stark ent täuschte. Andernfalls freilich hat sich mancher Autor durch solche Vorträge treue Gemeinden geschaffen. Aber es sind dies, nach meinen Beobachtungen, fast immer Schriftsteller gewesen, die sich bereits einer gewissen Beliebtheit erfreuten. Ich möchte also mein Urteil kurz dahin zusammen- fafsen, daß solche Vortragsabende immer nur unter be stimmten Vorraussetzungen für den Autor wie für den Buch handel Erfolg versprechen werden. vr. P. Grabein. XXXIII. Als ich noch ziemlich am Beginn meiner schriftstellerischen Laufbahn stand, noch keinen wirklich nennenswerten Buch erfolg aufzuweisen hatte und mein Name dem großen Publi kum nahezu völlig unbekannt war, forderte mich einmal eine Bühnengröße auf, gemeinsam mit ihr eine Vorlesungstournee durch die österreichischen Provinzen zu machen. Der Vorschlag lockte mich in vielen Beziehungen, nicht nur der noch ungekannten fruchtbaren Sensation wegen, die er verhieß. Selbstverständ lich fühlte ich mich als junger Autor auch von der Aussicht geschmeichelt, in so glänzender Gesellschaft meinen Namen als Vorleser prangen zu sehen, und ich gestehe, daß ich mir auch eine Besserung des sehr mäßigen Absatzes meiner ersten Bücher versprach. Ich griff also mit beiden Händen zu, eine namhafte Wiener Theater- und Konzertagentur über nahm das Arrangement, und eines Tages war ich unterwegs, um in etwa dreißig Städten und Städtchen Österreichs an den Vortragstisch zu treten. Meine Erfahrungen als Vorleser zum besten zu geben, ist nicht Zweck dieser Zeilen, obzwar ich gerade in dieser Hinsicht von vielen höchst amüsanten sowie betrüb lichen Erlebnissen berichten könnte. Ich soll von meinen Erfahrungen als Autor hier reden. Nun, da ver mag ich nur zu sagen, daß ich einem jungen, noch unbe kannten Autor, wie ich es damals war, keineswegs Er mutigendes zu erzählen habe. Trotzdem — natürlich nur dank der Zugkraft des Namens meines Kompagnons — fast überall die Häuser ausverkaust waren, trotzdem die zahllosen, in blühender Sprache abgefaßten Voranzeigen von meinerBegabung und Bedeutung Wunderdinge zu sagen wußten und meine Werke als geradezu welterschütternd priesen, trotzdem in jeder Stadt meine Augen sofort beim Einzuge meinen Bildern und meinen Büchern begegneten und trotzdem das, was mein Komgagnon und ich aus meinen eigenen Büchern vor trugen, so ziemlich überall reichen Beifall fand, — trotz alle dem wußte mir mein damaliger Verleger nichts, aber rein gar nichts von einem materiellen Erfolg meiner Vor lesungstournee zu berichten. Der Absatz meiner Werke hob sich ganz und gar nicht. Daß die Bücher in den Auslage- fenstcrn der Sortimenter prangten, nützte also jedenfalls nichts. Es ist möglich, daß der Erfolg größer ge wesen wäre, wenn meine Bücher in den Vortrags sälen selbst oder an den Abendkassen zum Kauf auf gelegen hätten, möglich, aber recht zweifelhaft. Doch solch ein Verkauf hätte mich peinlich berührt und verletzt. Meine Erfahrungen sind also negativer Natur, und ich stehe der Anregung von Vortragsabenden, soweit es sich um junge, noch unbekannte Autoren handelt, mögen diese auch noch so begabt und interessant sein, höchst skeptisch gegenüber. Sind die Autoren nicht nur jung, sondern auch von sogenanntem angenehmem Äußern, können sie allerdings auf Erfolge rechnen, aber nur für ihre Personen, nicht sür ihre Werke. Und das trägt bekanntlich materiell nichts ein, sondern kostet. Hingegen glaube ich, daß es mir, meinen Verlegern und den Sortimentern Vorteile brächte, wenn ich heute, da mein Name doch schon eine gewisse Popularität genießt, wieder eine Vortragstournee unternähme. Dazu habe ich aber vor-
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